Dortmund. . Für Jürgen Klopp und Borussia Dortmund beginnt am Samstag in Leverkusen die Mission Wiedergutmachung. Der Trainer hat einen Rettungsplan entworfen.
Nun hat der FC Bayern auch für die Journaille seinen Reiz verloren. Bei neutralen Fußballzuschauern ist das Interesse am Rekordmeister angesichts seiner Dominanz eh schon auf ein Minimum gesunken. Doch vor dem Rückrundenstart der Bundesliga mit dem Spiel am Freitagabend in Wolfsburg scheinen auch die Fragen nicht mehr besonderes Kribbeln zu verursachen, wie frühzeitig genau denn der Rekordmeister den nächsten Titel einfahren möchte.
Spannendstes Projekt ist für die Beobachter Borussia Dortmund, das am Samstag (18.30 Uhr, LIVE bei uns Ticker) bei Bayer Leverkusen die zweite Saisonhälfte einläutet: Wie schafft es der Vize-Meister nur aus dem Tabellenkeller? Bekommt der auf Platz 17 abgestürzte BVB endlich die Kurve? Darauf mussten die Vereinsgranden in den vergangenen Wochen landauf, landab in Interviews eingehen. Trainer Jürgen Klopp tat dies vereinzelt, beinahe allgegenwärtig schien Vorstandschef Hans-Joachim Watzke in den Zeitungen und Magazinen präsent zu sein. Die beste Antwort wünscht sich Klopp aber von seinen Spielern: „Wir sind als Mannschaft in der Bringschuld, dass wir Vertrauen zurückgewinnen müssen.“
Kraft- und wortlos in Bremen
Den Glauben an das Team haben dabei weniger die eigenen Anhänger aus den Augen verloren als die zur Saisonhalbzeit arg gedemütigte BVB-Mannschaft das eigentliche Saisonziel: nämlich den Bayern ein ebenbürtiger Konkurrent zu sein. Die Niederlage vor Weihnachten in Bremen stellte dabei nicht nur kalendarisch einen denkwürdigen Schlusspunkt dar. Der für gewöhnlich so eloquente Klopp schien keine Erklärungsansätze mehr zu haben für die desolate Hinrunde, er wirkte physisch und psychisch ausgelaugt wie seine Spieler.
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Die spanische Sonne im Trainingslager von La Manga hat optisch nun ihren Teil dazu beigetragen, dass der 47-Jährige wieder neue Frische ausstrahlt. Sein Rettungsplan sieht derart aus: „Die Hinrunde darf als Erfahrung eingehen, nicht als Belastung. Wenn wir die Dinge, die wir wieder auf die Festplatte geholt haben, auf den Platz bringen, werden wir auch in der Lage sein, Spiele zu gewinnen.“
Mit dazu beitragen soll Zwölf-Millionen-Euro-Neuzugang Kevin Kampl. Der slowenische Nationalspieler, der von RB Salzburg ins Ruhrgebiet kam, steht am Samstag vor seinem Bundesligadebüt und geht unbelastet in die Rückrunde. Er kann an der Seite des zum x-ten Mal wiedergenesenen Marco Reus dem Angriffsspiel neuen Schwung verleihen. Ein Problem droht im defensiven Mittelfeld aufzukommen: Sebastian Kehl und Sven Bender fallen bekanntlich gegen Leverkusen aus, der Einsatz von Ilkay Gündogan ist zumindest fraglich. Erik Durm und Jakub Blaszczykowski (Grippe) können die Mission Wiedergutmachung ebenfalls nicht mit anschieben.
Auch wenn sich in der langen Vorbereitung wieder ein positives Gefühl eingestellt habe sowie Hummels, Reus und Co. körperliche Defizite aufholen konnten: Jürgen Klopp verneint nicht die Frage nach einer großen innerlichen Anspannung: „Das ist wie vor einer wichtigen Prüfung, in die du reingehst, ohne vorher die Antworten zu kennen.“ Die Aufgabenstellungen verlangen dem BVB alles ab.
Befreiung durch Nichtbeachtung
Stabilität war für die Abwehr in der bisherigen Saison zumeist ein Fremdwort. Ballverluste im Mittelfeld führten häufig zu Gegentreffern. Das Gegenpressing funktionierte nicht mehr wie gewohnt. Und im Sturm hatten weder Ciro Immobile noch Adrian Ramos die richtige Durchschlagskraft. Klopps Formel für den Umgang damit: ausblenden. „Nichtbeachtung kann manchmal auch zu einer Befreiung von Problemen führen. Wer sofort das beste Spiel erwartet, wird nur von sich enttäuscht.“ Wobei noch mehr Enttäuschung nach dieser Hinrunde in Dortmund schwierig vorstellbar ist.