La Manga. . In der Hinrunde mit dem BVB war der Nachfolger von Sebastian Kehl zu sehr mit sich selbst beschäftigt, jetzt greift Kapitän Mats Hummels an.
Mats Hummels lächelt vielsagend. „Sie war gut“, sagt er, mehr nicht. Ist schließlich geheim. Doll geheim. Die Rede ist von einer Gemeinschaftsaktivität, die Trainer Jürgen Klopp für einen trainingsfreien Nachmittag angeordnet hatte. Teambuilding nennt sich das. Da geht man zusammen klettern, paddeln oder Vergleichbares und fühlt sich hinterher dem Berufskollegen viel näher. Oder so ähnlich eben. Es ist schon ein Weilchen her, dass die Fußballer von Borussia Dortmund zu derlei Aktivitäten aufbrachen. Aber wenn nicht jetzt im Trainingslager als Tabellenvorletzter der Bundesliga, wann dann? „Wir hatten unseren Spaß. Aber wir haben untereinander ohnehin einen fantastischen Umgang, auch in diesen schwierigen Zeiten“, sagt Hummels.
Angeschlagen in die Spiele
Tatsächlich scheint das Betriebsklima unter der prekären sportlichen Situation bisher nicht schwer gelitten zu haben. Das ist gut. Für den Klub, für die Mannschaft, vor allem für Hummels, den Abwehrchef, den Weltmeister, den neuen Kapitän. Es hätte ihm die Aufgabe deutlich erschwert. Seit dem vergangenen Sommer hat er das Amt von Sebastian Kehl übernommen, aber ausfüllen konnte er es bislang „nicht so wie erwünscht“, sagt er. Denn es war eine dürftige Hinrunde. Und der manchmal etwas orientierungslose Kapitän zusammen mit seiner Mannschaft oft genug in Seenot. Doch jetzt, jetzt sei Land in Sicht.
Hummels wirkt ausgeruht und zuversichtlich. Geduldig schreibt er nach dem Training in La Manga neben dem Trainingsplatz Autogramme. Es soll jetzt aufwärts gehen, nicht weiter abwärts wie in der Hinrunde.
„Ich wollte helfen“, sagt er, als wolle er sich rechtfertigen. Mit einer Knieverletzung kehrte er aus Brasilien von der WM zurück, er verpasste einen Teil der Vorbereitung, verpasste den Saisonstart verletzungsbedingt. „Wir hatten sieben Punkte aus sechs Spielen geholt. Da habe ich gesagt: Dann gehe ich ein, zwei Spiele früher wieder rein als geplant, um zu helfen.“ Doch der Versuch schlug fehl, der sonst so uneinnehmbar wirkende Abwehr-Turm wankte dann und wann bedenklich.
„Ich habe sehr oft gespürt, dass ich falsche Entscheidungen getroffen habe, vielleicht auch, weil die Fitness fehlte. Die Spiele, in denen ich mich fit gefühlt habe oder keine Schmerzen hatte, kann ich an einer Hand abzählen.“ Immerhin 13 Pflichtspiele hat Hummels bisher absolviert, in den meisten war er nach eigener Auskunft nicht wirklich in der Lage, Leistung zu gewährleisten. Eine betrübliche Bilanz für den BVB und seine schöne Hoffnung, sich in dieser Saison personell so aufgestellt zu haben, dass einzelne Ausfälle besser zu kompensieren wären.
Eine geordnete Vorbereitung
Hummels steht mit seinen Problemen für das große Ganze: WM, kaum Vorbereitung, Verletzungen, kein Rhythmus, keine Stabilität. Nun steckt der Klub im Abstiegskampf. Ob er das kann? „Das werden wir sehen“, sagt Hummels. Mit den Amateuren von Bayern München hat er mal den Klassenerhalt geschafft.
Mit einer geordneten Vorbereitung nun will sich Hummels in die Verfassung bringen, um das zu zeigen, „was ich selbst von mir erwarte“. Dazu gehört auch, dass er sich künftig nicht nur die Binde des Kapitäns an den Oberarm zieht, sondern sich auch wie einer verhalten will. „Ich hatte mit mir selbst zu kämpfen“, sagt Hummels und lobt Kehl als „Chef der Truppe“. Dieser habe das Amt mit Absicht ein Jahr vor seinem Abschied abgegeben, um ein Übergangsjahr für seinen Nachfolger zu gewährleisten. „Aber“, sagt Hummels, „ab jetzt werden wir den Übergang beenden. Was man auf und neben dem Platz von mir erwartet, werde ich voll erfüllen.“
Das wird gefragt sein. Denn das schwarz-gelbe Boot steckt in schwerer See.