Dortmund. BVB-Torhüter Roman Weidenfeller will die Vorbereitung nutzen, um seinen Stammplatz zurückzuerobern. Auch ohne Spiel sind seine Aktien gestiegen.
Die Lektüre der Fachzeitschrift bereitete ihm wenig Vergnügen. Zum Leidwesen von Roman Weidenfeller votierten die meisten Bundesliga-Profis bei der Frage nach dem "Absteiger der Hinrunde" für den Dortmunder Torhüter. Ein halbes Jahr nach dem Sommermärchen von Brasilien hat das Renommee des Weltmeisters arg gelitten. Sein Selbstvertrauen scheint dagegen keinen Schaden genommen zu haben. Trotzig kommentierte der BVB-Edelreservist das ernüchternde Votum seiner Berufskollegen zum Wochenbeginn im "Kicker": "Ich beschäftige mich nicht mit der Vergangenheit, sondern schaue nur nach vorn."
Die Chancen stehen gut, dass der 34 Jahre alte Routinier seinen Status als Nummer 1 schon bald zurückerlangt. Erste Äußerungen von Trainer Jürgen Klopp vor dem Abflug ins Trainingslager nach La Manga (Spanien) am Samstag deuteten an, dass die Aktien von Weidenfeller im Konkurrenzkampf mit Mitch Langerak gestiegen sind - auch ohne Einsatz: "Manchmal kann man auch ein Gewinner sein, wenn man nicht spielt. Das war bei Roman der Fall."
Der Fußball-Lehrer rechnet es seinem am Ende der Hinrunde fünf Mal auf die Bank beorderten Schlussmann hoch an, dass er seine Verbannung klaglos ertrug. Trotz der überraschenden Degradierung, mit der Klopp beim auf einen Abstiegsplatz abgerutschten Vorjahreszweiten ein Zeichen setzen wollte, kam Weidenfeller kein böses Wort über die Lippen. "Er hat sich in den drei Wochen überragend verhalten", lobte der Coach.
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Kein böses Wort
Darüber hinaus profitiert der Edelreservist von der Abstellung seines Konkurrenten für die australische Nationalmannschaft. Mit dem 4:1 im Eröffnungsspiel des Asien-Cups im eigenen Land gegen Kuwait nahmen die Socceroos Kurs auf den Titel. Dabei kam Langerak zwar nicht zum Einsatz, wird dem BVB im Falle eines Finaleinzuges der favorisierten Australier beim Rückrundenstart am 31. Januar gegen Bayer Leverkusen aber auf jeden Fall fehlen.
Richtig glücklich ist Langerak mit dieser Situation nicht. "Es ist nicht einfach für mich. Aber ich kann es nicht ändern. Ich wäre jetzt gerne an zwei Orten gleichzeitig und das bin ich mit dem Herzen auch. Aber es gab keine Alternative, als hier für mein Land zu spielen. Und das ist natürlich auch eine große Ehre", sagte Langerak der Deutschen Presse-Agentur am Freitag nach dem Sieg über Kuwait. Er stehe in ständigem Kontakt mit Klopp: "Aber was er denkt oder wie er entscheidet, weiß ich natürlich nicht. Ich kann es kaum erwarten, wieder zurück in Dortmund zu sein und zu trainieren."
Die Abstinenz von Langerak gibt Weidenfeller die Chance, sich in den Testspielen für Bundesliga-Einsätze zu empfehlen. Eine lange und störende Torhüter-Diskussion will Klopp unter allen Umständen vermeiden. Deshalb stellte er eine baldige Festlegung auf eine Nummer 1 in Aussicht. Persönliche Befindlichkeiten erklärte der Coach angesichts der prekären sportlichen Situation des Tabellen-Vorletzten zum Tabuthema: "Nur der BVB - sonst gibt es nichts anderes." (dpa)