Dortmund. Gegen Hoffenheim saß BVB-Stammkeeper Weidenfeller nur auf der Bank, Langerak spielte. Für die nächsten Spiele lässt sich Klopp alle Optionen offen.

Ungefähr um 22.30 Uhr war endgültig klar, dass Roman Weidenfeller einen gebrauchten Tag erwischt hatte: Er war zur Dopingprobe ausgelost worden und musste daher einen beträchtlichen Teil des späten Freitagabends damit verbringen, seinem Körper hinreichend Urin abzupressen. Mit ihm musste Nuri Sahin zur Kontrolle - womit die Dopingfahnder zwei Spieler von Borussia Dortmund erwischt hatten, die im Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim (1:0) zusammen exakt null Minuten absolviert hatten.

Was im Fall Sahin nicht unbedingt überraschend war, hatte bei Weidenfeller gehörig für Aufsehen gesorgt. Roman Weidenfeller, der über 300 Bundesligaspiele für den BVB gemacht hat, Nationalspieler und seit diesem Sommer Weltmeister, saß nur auf der Bank - und das, obwohl er gesund und fit war und es nicht im DFB-Pokal gegen einen unterklassigen Gegner ging, sondern in einem wichtigen Ligaspiel in prekärer Lage. BVB-Trainer Jürgen Klopp hatte zuvor erklärt, er wolle nur die Spieler aufstellen, denen er zutraute mit dem Druck umzugehen, den Tabellenplatz 18 mit sich bringt. Hielt er den 26-jährigen Australier mit der Erfahrung von 22 Pflichtspielen für Dortmund also für mental stabiler?

"Es war ein reines Bauchgefühl"

Es war ein Eindruck, den sich Klopp umgehend zu zerstreuen bemühte. "Es war ein reines Bauchgefühl", sagte er. "Ich wollte Frische, ich wollte Spaß. Mitch wartet schon lange und macht im Training sensationelle Sachen, deswegen habe ich das so entschieden."

Der Spaß war Langerak anzumerken, als er nach getaner Arbeit den Journalisten gegenüber trat. Erst am Vormittag hatte er erfahren, dass er spielen würde - was ihn selbst ein wenig überrascht hatte. "Aber ich muss immer bereit dafür sein", sagte er. "Natürlich war ich vorher ein bisschen nervös. Aber wenn ich auf dem Platz stehe, ist das alles weg und ich muss mich konzentrieren."

Viel zu tun bekam die etatmäßige Nummer Zwei nicht, Hoffenheim brachte keinen einzigen gefährlichen Schuss aufs Tor. "Es hilft natürlich, wenn meine Mannschaft so gut spielt, dann muss ich nicht viel machen", bilanzierte der Australier. "Natürlich bin ich zufrieden."

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Ganz anders Weidenfeller, der nach absolvierter Dopingprobe davonstapfte, ohne sich zu äußern. Nicht nur in diesem Moment war klar: Obwohl der Wechsel nach Weidenfellers zuletzt schwächeren Auftritten durchaus nachvollziehbar war, hatte Klopp mit seiner Personalentscheidung für gehörig Sprengstoff gesorgt. Denn der ehrgeizige Weidenfeller gilt nicht als jemand, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält. Schwer vorstellbar, dass er eine dauerhafte Degradierung einfach so hinnähme.

Die Mitspieler äußerten sich denn auch maximal vorsichtig zu der Personalie: "Roman ist ein super verdienter Spieler für den Verein", sagte etwa Sebastian Kehl. "Und er hat das super aufgenommen, er hat uns heute alle gepuscht - mehr ist dazu auch nicht zu sagen." Und Kapitän Mats Hummels ergänzte: "Wenn wir so spielen, dass der Torwart nichts aufs Tor bekommt, dann ist es auch egal, wer drinsteht."

Klopp: Weidenfeller kann damit umgehen

Zunächst aber bleibt unklar, wer in Zukunft drinsteht: "Da habe ich mir noch überhaupt keine Gedanken drüber gemacht", sagte Trainer Klopp. "Es war eine Entscheidung für heute. Über alles Weitere muss ich nachdenken, dass habe ich noch nicht getan."

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Allerdings sind Torhüterwechsel eine sensible Angelegenheit, die man nicht ohne Not von Woche zu Woche vornimmt. Und Langerak bot zumindest keinen Anlass, ihn wieder raus zu nehmen; er strahlte Sicherheit aus und hatte keinerlei Schwierigkeiten, die Rückspiele seiner Vorderleute zu verarbeiten - einmal ließ er gar Hoffenheim-Stürmer Sven Schipplock per Körpertäuschung ins Leere laufen.

Erst in der Winterpause dürften die Karten wieder neu gemischt werden - für die verbleibenden drei Partien wird sich Weidenfeller also wohl mit der ungeliebten Rolle der Nummer zwei anfreunden müssen. Sein Trainer erklärte schon einmal vorsorglich alle Bedenken für unbegründet: "Er ist Profi", sagte Klopp, der den Wechsel nach eigener Aussage lediglich in der Mannschaftsbesprechung verkündet und nicht begründet hatte. "Ich kenne ihn lang genug, er kann damit umgehen. Das ist kein Problem."