Dortmund. . Mit einer flammenden Ansprache schwor Sebastian Kehl die Spieler von Borussia Dortmund auf einen Sieg gegen die TSG Hoffenheim ein - mit Erfolg, die Partie endete 1:0. Dabei überzeugte der BVB vor allem kämpferisch. Mit Blick auf den nächsten Auftritt findet Kehl dennoch mahnende Worte.
Arm in Arm mit Sven Bender kam Sebastian Kehl die Treppe vom Spielfeld zur Mannschaftskabine hinauf, in den Gesichtern der Spieler eine Mischung aus Freude, Erleichterung, Erschöpfung, Schweiß und bei Sebastian Kehl im Zehntagebart noch einige Grasfetzen.
Die beiden defensiven Mittelfeldspieler waren die Vorkämpfer einer insgesamt sehr kampfstarken Dortmunder Borussia gewesen, die soeben die TSG 1899 Hoffenheim mit 1:0 besiegt hatte. Gemeinsam hatten sie das Zentrum dichtgemacht, hatten Lücken zugelaufen, Zweikämpfe gewonnen und dafür gesorgt, dass die hochgelobte Hoffenheimer Offensive kaum zur Geltung kam.
"Kehli" hat die Mannschaft mitgerissen
Und glaubte man den Mannschaftskameraden, dann war seine Leistung auf dem Platz nicht der einzige Beitrag Kehls zum Erfolg gewesen. "Du oder ich", hatte er Kapitän Mats Hummels vor dem Spiel gefragt. "Mach du mal", hatte Hummels geantwortet - und dann hatte sein Amtsvorgänger Kehl eine nach übereinstimmender Meinung aller Anwesenden eine mitreißende Ansprache gehalten.
"Kehli ist grundsätzlich jemand, der immer die richtigen Worte findet, egal in welcher Situation, das hat er heute wieder bewiesen", sagte etwa Ilkay Gündogan. "Wenn er Ansprachen hält, dann berührt das mich einfach, weil man merkt, das kommt einfach von Herzen und voller Überzeugung. Und das ist für mich sehr sehr wichtig und gibt mir vielleicht noch die zwei, drei restlichen Prozent."
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"Er macht das fantastisch", fand auch Hummels. "Er findet die richtigen Worte und lebt das dann auch auf dem Platz vor." Welche Worte hatte der 34-Jährige denn gefunden? Trainer Jürgen Klopp grinste. "Ich kann mich an das Schlusswort erinnern", sagte er dann. "Das ist aber nicht druckreif." Auch Kevin Großkreutz wollte nichts Näheres verraten, solange noch Kinder im Fernsehen zugucken könnten.
"Mit rein spielerischen Mitteln nicht zum Erfolg gekommen"
Dass er nicht nur verbal ordentlich hinlangen kann, hatte Kehl zuvor auf dem Platz gezeigt: Dort war er durchaus rustikal zu Werke gegangen, hatte viele Zweikämpfe an der Grenze des Erlaubten - und einige jenseits dieser Grenze - geführt. "Wir stehen auf dem Abstiegsplatz, wir haben heute den Abstiegsplatz ausgerufen gehabt, also wir müssen uns wehren", erklärte Kehl selbst. "Ich glaube, dass wir das heute gut gemacht haben. Wir haben erkannt, dass wir mit rein spielerischen Mitteln nicht zum Erfolg kommen."
Tatsächlich war die BVB-Herangehensweise in erster Linie auf Sicherheit bedacht: Die Mannschaft verteidigte ungewohnt tief, der Gegner wurde meist erst ab der Mittellinie attackiert. Und einmal in Ballbesitz, versuchten die Dortmunder nicht, sich hinten herauszukombinieren, sondern schlugen den Ball oft lang und humorlos in Richtung des Mittelstürmers Adrian Ramos - Fußball wurde an diesem Freitagabend eher gearbeitet als gespielt.
Dass es dennoch auch ein künstlerisch wertvolles Element im BVB-Auftritt gab, war vor allem Ilkay Gündogan zu verdanken, der das stärkste Spiel nach seiner über einjährigen Verletzungspause machte: ballsicher, wendig, dynamisch - der Mittelfeldstratege präsentierte sich fast wieder auf dem Level, das ihn einst zu einem der begehrtesten Spieler Europas gemacht hatte.
Auch in der Champions League kämpferisch auftreten
"Heute habe ich mich gut gefühlt, ich denke, das hat man auch gesehen", sagte der Nationalspieler. "Es war vollkommen in Ordnung und wieder ein Schritt in die richtige Richtung." Gündogan war es auch, der mit einem Kopfballtor (erst sein zweites in der Bundesliga) für die Entscheidung sorgte, zudem bereitete er mit präzisen langen Bällen einige hochkarätige Möglichkeiten vor.
Nun hat der BVB den letzten Platz erst einmal verlassen und steht vor den Samstagsspielen auf Rang 14. Am Dienstag geht es zudem in der Champions League gegen den RSC Anderlecht - in jenem Wettbewerb, wo es dramatisch besser läuft, wo man die Gruppe D anführt und das Weiterkommen bereits gesichert hat. Gerade deswegen sah sich Sebastian Kehl wohl genötigt, erneut ein paar klare Worte zu sprechen: "Mit Schönspielen werden wir da auch nicht erfolgreich sein", sagte er. "Wir dürfen den Weg jetzt nicht verlassen."