Essen/Oberhausen. . Die jungen Kicker aus dem israelischen Netanya wollen nur spielen im Ruhrgebiet. Doch der Konflikt drängt von allen Seiten auf sie ein. Und die Realität ist ohnehin kompliziert: Fünf von ihnen, die in Dortmund von Neonazis beschimpft wurden, sind Palästinenser. Viele müssen bald den Wehrdienst antreten.

„Es ist sehr schwer, sich auf den Fußball zu konzentrieren“, sagt Sef Fadol. 18 Jahre jung ist der Kapitän der Jugendkicker von Maccabi Netanya, deren Auftritte in Dortmund, Arnsberg und am Freitagabend in Oberhausen plötzlich mehr sind als Spiele im Rahmen eines internationalen Jugendturniers.

In Dortmund wurden die israelischen Jugendlichen angefeindet von Neonazis am Spielfeldrand. In Essen wurden Donnerstagnacht vier junge Männer festgenommen, die sich auf Facebook zu einem Anschlag auf die Alte Synagoge verabredet haben sollen; sie fuhren tatsächlich vor und riefen den Polizisten zu: „Wir sehen uns später.“ Überall wird die Sicherheit enorm erhöht, weil Proteste gegen den Gaza-Krieg an so vielen Ecken in offenen Judenhass abgleiten.

Doch Sef Fadol präzisiert: Nicht die Vorkommnisse in Deutschland belasten ihn und seine Mannschaftskameraden so sehr, sondern die Angst um Familien und Freunde in der Heimat. „Alle sorgen sich und haben jeden Tag Kontakt nach Hause“, sagt der junge Fußballer.

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Symbol der Hoffnung

Im Oberhausener Niederrheinstadion haben sich am Freitag vor allem Familien eingefunden. In einer kleinen Ecke werden Israel-Fahnen geschwenkt, die Antifa hat ein Solidaritätsbanner auf Hebräisch aufgehängt. Ansonsten darf es nun wieder um Fußball gehen. „Wir sind angereist, um in das Finale zu kommen“, sagt Sef Fadol. Darauf schwören sie sich vor jedem Spiel neu ein mit einem Mannschaftskreis. Normalität einserseits, doch auch ein Symbol der Hoffnung. Fünf palästinensische junge Männer gehören zur Mannschaft. „Und wir sind die besten Freunde“, sagt Sef Fadol. Und für einen Moment scheinen all die Raketen, Panzer und Bodentruppen nicht zu existieren.

Die Realität wird sie schnell einholen. Am Montag fliegen die Fußballer heim. Der Krieg rückt ihnen dann hautnah, denn ab November steht den meisten der Jungen der Dienst in Israels Armee bevor. (mit stew/tap/sag)