Stuttgart. . BVB-Allrounder Kevin Großkreutz steht im Testspiel der Nationalmannschaft gegen Chile in der Startelf. Das teilte Bundestrainer Joachim Löw am Montag mit und richtete gleichzeitig auch einen Appell an die Nationalspieler: “Die Uhr tickt.“ Viele feste Größen seien nicht in Form.

Joachim Löw baut 100 Tage vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien einen Druck wie nie zuvor auf. "Die Uhr tickt. Nur wer sie hört, wird eine reelle Chance haben, dabei zu sein. Es ist ein Appell an alle, ein Weckruf für manche, dass sie ihr Training, ihren Lebenslauf und ihre Professionalität so nutzen, dass sie die letzten Monate bis zur WM optimal gestalten", verkündete der Bundestrainer am Montag in Stuttgart zum Auftakt der Vorbereitung auf das erste Länderspiel des WM-Jahres gegen Chile.

Es reiche nicht, dass Deutschland auf dem Papier ein Topteam habe, erklärte der Chef der DFB-Titelmission angesichts verletzter Akteure wie Sami Khedira und Ilkay Gündogan sowie etliche etablierter Kräfte ohne ausreichende Spielpraxis und Form wie Mario Gomez oder René Adler. "Wir brauchen bei der WM die besten verfügbaren Spieler, nicht die theoretisch besten. Wir sind im Moment nicht in der Lage zu sagen, diese 23 Spieler bilden den Kader", erklärte der 54-Jährige.

Am 2. Juni steht der WM-Kader

Am 8. Mai will der Bundestrainer zunächst ein erweitertes Aufgebot nominieren, dass er bis zum Meldeschluss am 2. Juni auf dann 20 Feldspieler und drei Torhüter reduzieren muss. "Die Zeit wird immer enger. Wir haben die Phase der Wahrheit und Klarheit begonnen. Wir werden Entscheidungen treffen müssen, die dem einen oder anderen Spieler wehtun werden", kündigte Löw an.

Grundvoraussetzung für ein persönliches WM-Ticket seien absolute Fitness und maximale Belastbarkeit bei einem extrem anstrengenden Turnier in Brasilien. Eine Ausnahme würde der Bundestrainer für Sami Khedira machen, der nach seinem Kreuzbandriss "sehr weit" im Aufbautraining sei. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid liefere mit seiner Persönlichkeit "einen Mehrwert" für die Nationalmannschaft, auch wenn er bis zum Start der WM-Vorbereitung nur "zu 80 bis 90 Prozent fit" sein könnte. "Das ist die Ausnahme, nicht die Regel", sagte Löw. Beim seit Saisonbeginn pausierenden Dortmunder Ilkay Gündogan ist er extrem skeptisch, "ob es bei ihm reichen wird".

Lahm spielt im Mittelfeld

Seine härtere Gangart hat Löw auch auch damit dokumentiert, dass er für den Test am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) gegen WM-Teilnehmer Chile in Pierre-Michel Lasogga, Matthias Ginter, Shkodran Mustafi und André Hahn gleich vier Neulinge nominiert hat. Der Leverkusener Lars Bender fällt wegen einer Muskelverhärtung aus. Hoffnung hat Löw noch, dass der angeschlagene Torjäger Miroslav Klose (Beckenprellung und Bauchmuskelprobleme) nach einer intensiven Behandlung durch die DFB-Ärzte rechtzeitig fit werden könnte.

Löw kündigte bereits an, dass Philipp Lahm im Mittelfeld zum Einsatz kommen wird. Der Kapitän könnte dort zusammen mit seinen Bayern-Kollegen Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos die Schaltzentrale des deutschen Teams bilden. Erstmals nach drei Jahren wird der Dortmunder Kevin Großkreutz wieder das Nationaltrikot überstreifen: "Meine Planung ist, dass Großkreutz auf der rechten Abwehrseite beginnt." (dpa)