Essen. Die Europameisterschafts-Qualifikation für 2016 dient auch der Bespaßung von Kleinstaaten. Dass die Fülle der Spiele zu einer immer stärken Belastung der Spitzenakteure führt, beklagt Bundestrainer Joachim Löw zu Recht. Ein Kommentar.

Unbekannte Gegner sind normalerweise schwierige Gegner. Im Fall Gibraltar gilt das aber natürlich nicht. Gegen Gibraltar wird die Nationalmannschaft zwar in der Qualifikation für die EM 2016 erstmalig in ihrer Historie antreten. Es steht jedoch bereits felsenfest, dass die Spieler vom Mittelmeereiland bei der Jagd nach den Trikots der deutschen Stars erfolgreicher sein werden als bei der nach dem Sieg.

Bundestrainer Löw beklagt die Absurdität dieser Qualen-Runde

Entschuldigung: bei der Jagd nach dem Remis. Entschuldigung, noch einmal: beim aussichtslosen Versuch, eine Riesenklatsche zu vermeiden. Ach, was. Noch ein letztes Mal: Entschuldigung. Für Gibraltar, für diese nicht einmal 30 000 Menschen, geht es allein darum, ein paar eigene Jungs im Einsatz gegen die Typen zu sehen, die ständig im Fernsehen präsent und so richtig berühmt sind. Vermeidung der Riesenklatsche? Ausgeschlossen. Weiß jeder. Weiß selbstverständlich Bundestrainer Joachim Löw, der deshalb die Absurdität dieser Qualen-Runde beklagt hat.

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Dass Michel Platini, der Präsident von Europas Fußball-Union, reagiert und vorgeschlagen hat, Deutschland solle „halt nicht spielen“: Das war unverschämt dreist. Das war so mies von oben herab, dass beim Deutschen Fußball-Bund Zorn auflodern müsste. Tatsächlich führte Löw ja nicht Klage, weil er Gibraltar den Spaß nicht gönnt. Wenn es nicht über die Belastungsgrenzen seiner Akteure hinaus reichen würde: Vielleicht würde die Nationalmannschaft dann auch einmal gegen eine Auswahl von Oberhausen-Lirich oder Gelsenkirchen-Buer kicken.

Nicht vorstellbar? Richtig. Weil die Belastungsgrenzen der Spitzenakteure längst überschritten sind. Wer wie Löw bei der WM 2014 ein hochwertiges Ensemble auf den Rasen bringen muss, den sorgt das. Dem Europaverband aber garantieren die Teilnehmer-Blähungen nur ein noch besseres Geschäft. Und ihr Präsident findet sie angenehm, weil zum Beispiel Gibraltar sich bei Abstimmungen sicher als dankbar erweisen wird. Schon mal an die möglichen EM-Kandidaten Lirich und Buer gedacht, Monsieur Platini?