München. Sie siegen und siegen - und machen sich das Leben nur noch selbst schwer: Nach dem Triumph von Dortmund leistet sich Bayern München eine Diskussion um einen angeblichen Maulwurf in den eigenen Reihen.

Pep Guardiola soll außer sich gewesen sein. Ein Maulwurf? In den eigenen Reihen?! "Egal, wer es ist, es werden Köpfe rollen. Denjenigen schmeiße ich raus! Er wird nie wieder unter mir spielen!", soll der Trainer von Fußball-Meister Bayern München laut eines Berichts der Bild-Zeitung am Samstag vor dem Spitzenspiel bei Borussia Dortmund (3:0) geschimpft haben. Gesteckt hat die Story dem Boulevard - klar: der Maulwurf, spanisch "el topo". Und der macht - allem sportlichen Erfolg zum Trotz - die Bayern verrückt.

Guardiola kündigte angeblich bereits eine gnadenlose Hatz auf den dunklen 'Verräter' in den eigenen Reihen an. "Ich werde alles tun, um herauszufinden, wer es ist", soll der Spanier vor dem Duell beim BVB im Teamhotel gedroht haben.

Guardiola war erbost, weil 'el topo' ausgerechnet vor dieser Begegnung zum wiederholten Mal Interna nach außen getragen haben soll. Guardiolas taktische Anweisungen (hohe Bälle hinter die BVB-Abwehr, schnelle Seitenwechsel, Vorsicht bei Kontern) fanden sich detailliert in der Bild-Zeitung wieder.

Das Blatt war zuvor bereits auffällig oft gut in der Vorhersage der Münchner Mannschaftsaufstellung - trotz Geheimtrainings hinter den neuen, blickdichten Zäunen am Klubgelände an der Säbener Straße. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge riet dem "Maulwurf" am Sonntag bei Sky 90, "schnell den Spielbetrieb einzustellen, sonst bekommt er ein ernsthaftes Problem nicht nur mit Pep Guardiola, sondern mit dem ganzen Klub". Allerdings wolle der Verein 'seriös' mit dem Thema umgehen. "Wir werden jetzt keine NSA einschalten, um da über Amerika herauszufinden, wer derjenige ist", sagte Rummenigge schmunzelnd.

Nicht der erste Maulwurf in München

Der Auslandsgeheimdienst der USA wird auch nicht benötigt, die Bayern haben schließlich selbst genug Erfahrung mit den grabenden Erdbewohnern. "Das gibt es seit 30, 40 Jahren, das gab es zu unserer Zeit auch schon, dass einer Informationen nach außen gesteuert und sich davon Vorteile erhofft hat", sagte Rummenigge.

In der jüngeren Vergangenheit sind mindestens drei Fälle aktenkundig. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus galt in der Saison 1996/97 wegen seines guten Drahts zum Boulevard als Zuflüsterer. Im Herbst 2006 suchte der Klub dann den Mann, der einen Streit zwischen Coach Felix Magath und Mark van Bommel ausgeplaudert haben soll. Und im April 2012 drang ein handfester Schlagabtausch zwischen Franck Ribery und Arjen Robben nach außen.

Auch Guardiola hat Erfahrung mit geheimdienstlichen Ermittlungen: In seiner Zeit beim FC Barcelona soll er eine Überwachung von Profi Gerard Pique wegen dessen ausschweifenden Privatlebens angeordnet haben.

Auf der Suche nach "dem ultimativen Fußball"

"Er ist ein Besessener", sagte Rummenigge am Sonntagabend noch über Guardiola. Der Bayern-Boss hatte dabei aber weniger Guardiolas Philosophie im Sinn, möglichst alles und jeden in seinem Umfeld zu kontrollieren. Sondern vielmehr dessen Akribie. Rummenigge hat "das Gefühl, er ist auf der Suche nach dem ultimativen Fußball". Den hat der Spanier aber bisher genausowenig gefunden wie den Maulwurf.

Helfen sollen Knoblauch, Fischköpfe oder Buttermilch. Also gegen Maulwürfe. Sagen Botaniker. Sportlich ist eine gute Vorbereitung die Grundvoraussetzung für Erfolg; Guardiola begann daher noch auf dem Rückflug aus Dortmund mit seiner auf das Champions-League-Spiel am Mittwoch bei ZSKA Moskau. Dort hat er den Auftrag, "möglichst nicht zu verlieren", wie Präsident Uli Hoeneß via kicker forderte. Dann würde zum Abschluss der Gruppenphase gegen Manchester City (10. Dezember) ein Remis für Platz eins ausreichen.

Und der ist fast so wichtig wie "el topo". (sid)