Dortmund. . Der Bau des Fußball-Museums in Dortmund schreitet voran. Die äußeren Konturen sind erkennbar. Innen will das Projekt ab 2015 Menschen bewegen. Der geplante Parcours soll mit vielen interaktiven, multimedialen Elementen durch die besten und die bedenklichsten Momente des Vereins- und Nationalteam-Fußballs führen.

Inzwischen ist der verschalte Koloss nicht mehr zu übersehen. Wuchtig ragt er einen Einwurf vom Dortmunder Hauptbahnhof entfernt über den auffälligen Bauzaun hinweg: Ein gestürzter Quader, der im Zentrum der Revierstadt wie nach einem Foulspiel auf dem Bauch zu liegen scheint. Solche Vergleiche drängen sich einfach auf, denn wie lautet der in riesige Lettern gefasste Slogan auf der Absperrung: „Wir sind Fußball“.

Manuel Neukirchner ist froh, dass da nun was Greifbares steht. Von den Büros im 16. Stock des nahen Harenberg-Centers aus können er und seine sieben, acht Mitarbeiter den emsigen Männern da unten fast auf die gelben Helme spucken. Sie haben die Übersicht, was nach absoluter Projektsteuerung klingt. Ganz so einfach ist das aber nicht, wie der knapp 46-jährige Geschäftsführer der DFB-Stiftung „Deutsches Fußballmuseum gGmbH“ erfahren durfte.

„Ich hätte mir im Leben nicht träumen lassen, was mit der Erichtung eines Museums so alles verknüpft ist“, sagt Neukirchner unumwunden. „So einen Spezialbau umzusetzen, erfordert unglaublichen Aufwand und sehr viel Kraft.“ Im Zentrum der Revierstadt „ein kulturelles Format für den deutschen Fußball“ zu entwickeln, wie der gebürtige Essener den Auftrag durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) umschreibt.

Bislang eine brenzlige Situation

Das klingt zunächst nach einem Traumjob. Gerade für einen, der auf der Straße seinem Idol Klaus Fischer nacheiferte, in der Jugend von Fortuna Bredeney kickte und schon als Literaturstudent über Fußball schrieb. Aber es ist eben nicht damit getan, alte Bälle, geschnürte Trikots und andere Memorabilia zu sammeln.

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Das nationale Gedächtnis des beliebtesten Sports braucht erstmal ein Dach über den Kopf, das hat ganz viel mit Bauabschnitten und Verträgen zu tun. Vor allem wenn mit Österreichs größtem Baukonzern einer der wichtigsten Kontraktpartner plötzlich Insolvenz anmeldet, wie vor Monaten geschehen. Da hat die Stiftung im Schulterschluss mit der Insolvenzverwaltung Verbindlichkeiten gegenüber Unterfirmen selbst übernommen und schnell einen Nachfolger akquiriert. „Wir hätten sonst alles neu ausschreiben müssen“, erklärt der Geschäftsführer, „die Baustelle wäre drei Monate lang zum Erliegen gekommen.“

„Die erste und hoffentlich letzte brenzlige Situation“ (Neukirchner) ist damit ohne größeren Aufwand und Zeitverlust überstanden. Und je mehr der Rohbau an Präsenz gewinnt, desto stärker spüren die Planer im 16. Stock nun das öffentliche Interesse. Das beginnt bei den Klickraten für den Internet-Auftritt und hört bei Tipps und Vorschlägen zu Exponaten nicht auf. „Wir hatten hier oben auch schon welche stehen, die gefragt haben, wo es denn jetzt ins Museum gehe“, erzählt Neukirchner.

Ein Haus rund um den Ball und seine Geschichte(n), das so gut wie jeden anspricht: Das ist die unkomplizierte Leitidee gewesen. In Grundzügen wurde sie schon 2000 geboren. Mit dem sommermärchenhaften Überschüssen aus der WM 2006 (9,7 Mio. Euro) kam ein Grundstock zur Finanzierung dazu. Am Ende des anschließenden Städte-Wettbewerbs wurde dann bald entschieden, dass ein solcher Bau am Besten ins Ruhrgebiet passt – gefühlte Mitte geballter Leidenschaft.

Der Bund der Steuerzahler muffelte kurz, als ein Zuschuss durch die NRW-Landesregierung für diese „Nebensache“ (18,5 Mio Euro) ruchbar wurde – aus seiner Perspektive sogar nachvollziehbar. Dafür freute sich Neukirchners Mannschaft um so mehr über die einmalige Chance. „Wir werden ein Unikat schaffen“, ist Neukirchner überzeugt, „das macht es so besonders. Wir sind ja ein Stück weit Pioniere in diesem Segment, das ist eine tolle Herausforderung.“

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Nicht alle Architekten waren von der Idee begeistert, den Museumsbau „von innen nach außen“ zu planen. Mit dem Düsseldorfer Unternehmen HPP aber gewann ein Großbüro die Ausschreibung, das sich uneitel auf Vorgaben und Funktionalität einließ. Man will ja in erster Linie „keine schicke Hülle, mit der sich der DFB ein Denkmal setzt“, so Neukirchner, sondern „ein Besuchserlebnis, ein Haus für die Menschen.“

„Einzigartiges Format“

Noch verraten die Macher nur wenig darüber, was zur Eröffnung im 1. Halbjahr 2015 alles zu sehen sein wird. Der geplante Parcours soll mit vielen interaktiven, multimedialen Elementen durch die besten und die bedenklichsten Momente des Vereins- und Nationalteam-Fußballs führen. Auch der Bundesliga-Skandal und Schicksalswege jüdischer Kicker im dritten Reich gehören dazu.

Aber auch die Skulptur eines Steigers („kurze Fuffzehn“), die so lange am Georg-Melches-Stadion in Essen stand – unverwechselbare Revier-Kultur.

„Wenn wir das umsetzen wie geplant, wird das ein einzigartiges Format für den Fußball“, so Neukirchner. „Deshalb bin ich guter Dinge, dass wir uns über Besucherzahlen keine Sorgen machen müssen.“ Hauptsache, die Männer mit den Helmen kommen, Tag für Tag.