Wuppertal. . Der Wuppertaler SV soll 300 Problemfans haben und darf deshalb in der Oberliga Niederrhein keine Auswärtsspiele bestreiten. Der Verein hat eine andere Meinung. Die Polizei fürchtet trotzdem um Sicherheit an kleinen Plätzen.

Früher stellten sich Achim Weber eisenharte Abwehrspieler in den Weg. Doch jetzt hat der ehemalige Fußball-Profi ein echtes Problem, eines, das sich nicht so leicht umkurven lässt: Weber, der mittlerweile als Sportvorstand beim Wuppertaler SV arbeitet, darf mit seinem Klub keine Auswärtsspiele bestreiten.

Das sagt zumindest die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei. Sie stuft 300 WSV-Anhänger als gewaltbereit ein. Offenbar zu viele, um auf den Sportplätzen in der Provinz die Sicherheit noch gewährleisten zu können.

Provinz. Nach Jahren der sportlichen und wirtschaftlichen Dürre sind die Wuppertaler dort angekommen. In der Oberliga Niederrhein. Der Klub, der in den Siebziger Jahren noch im Europapokal spielte, misst sich in der Fünftklassigkeit mit vielen Dorfklubs.

Zwei Auswärtsspiele abgesagt

„Eigentlich wollten wir uns wieder auf Fußball konzentrieren, doch das ist momentan kaum möglich“, erklärt nun Achim Weber. Zwei Auswärtsspiele der Wuppertaler aber sind bereits abgesagt worden, weitere stehen auf der Kippe.

Auch die Partie beim SV Hönnepel/Niedermörmter fiel am vorigen Wochenende aus. Der Dorfklub, an der deutsch-niederländischen Grenze beheimatet, bezeichnet seinen Sportplatz mit einem Schuss Selbstironie als „Acker“. Hier stehen bei Heimspielen freundliche Rentner mit Schirmmützen auf der Mini-Tribüne. Es gibt einen kleinen Spielplatz und eine schmucke Imbisshütte. Dafür fehlen hohe Zäune oder getrennte Eingänge.

In der Vorsaison hat der Verein zwar einen kleinen Sicherheitskäfig bauen lassen und konnte deshalb auch Klubs wie KFC Uerdingen und Rot-Weiss Essen empfangen. Doch für ein Spiel gegen Wuppertal reicht dies nach ZIS-Ansicht nicht aus.

Umzug kann 10 000 Euro kosten

Sportplätze wie in Hönnepel sind in der Oberliga aber eher die Regel als die Ausnahme. Deshalb machen sich die Klubs Gedanken, in Stadien in der Umgebung auszuweichen. Doch ein Umzug könnte schon einmal 10 000 Euro verschlingen, viel Geld für einen Fünftligisten. Andere Klubs ziehen in Erwägung, das Heimrecht an Wuppertal abzutreten. „Dann haben wir diese Saison halt 38 Heimspiele“, sagt Weber lakonisch.

Allerdings möchte er mit seinem Verein auch wieder auswärts antreten. Um eine kurzfristige Lösung zu erreichen, haben sich die Wuppertaler für Freitag einen Termin in Düsseldorf geben lassen: Im Innenministerium werden Vereinsvertreter mit dem Deutschen Fußball-Bund, dem Fußballband Niederrhein und der ZIS über die Wuppertaler Fans sprechen.

„Da wurden mir in der Vergangenheit zu viele Pauschalurteile gefällt“, sagt Weber. Die Zahl von 300 Problem-Fans hält der 44-Jährige für aufgebauscht. „Beim Zweitliga-Derby zwischen Köln und Düsseldorf war im Vorfeld von 85 gewaltbereiten Fans die Rede. Da können die Relationen doch nicht stimmen“, erklärt er.

Abstiegsplatz trotz Auftaktsieg

Weber hofft, dass bei den Rot-Blauen bald wieder der Fußball in den Fokus rückt. An den ersten drei Spieltagen konnten die Wuppertaler bislang lediglich ihre Heimpartie gegen den FC Kray absolvieren. 3000 Zuschauer sahen einen 2:0-Erfolg der Oberbergischen. Und doch steht der Verein auf einem Abstiegsplatz: In der Fremde konnte er schließlich nicht punkten.