Essen. Zum Trainingsauftakt bitten Bayern München und Borussia Dortmund ihre Fans zur Kasse. Für einen guten Zweck. Dennoch ist ihr Verhalten fragwürdig. Täuschen sie damit doch eine Großzügigkeit vor, die sie nichts kostet. Ein Kommentar.
Um den neuen Trainer Pep Guardiola bei seinen ersten Trainingseinheiten beobachten zu können, zahlten einige Tausend Anhänger des FC Bayern München fünf Euro Eintritt. Und taten damit nebenbei ein gutes Werk. Hatte der Triple-Gewinner doch angekündigt, die Einnahmen für die Opfer der jüngsten Flutkatastrophe zu spenden. Rivale Borussia Dortmund mochte da nicht nachstehen und verfährt beim Saisoneröffnungsspiel am 6. Juli gegen eine Prominentenauswahl ähnlich.
Eine auf den ersten Blick noble Geste, die zwangsläufig die Frage provoziert: Bewegen sich die Bayern und der BVB derzeit nicht nur sportlich, sondern auch in Sachen Moral auf einem höheren Niveau als die Konkurrenz? Oder haben im Gegenteil die Verantwortlichen auf Schalke oder in Nürnberg womöglich bloß andere Moralvorstellungen, indem sie von ihren Fans keine Zwangsabgabe – für welche ehrenwerte Sache auch immer – verlangen?
Der gute Zweck heiligt die Mittel
Sicher, den Opfern einer Naturkatastrophe wird es am Ende egal sein, auf welche Weise ihnen geholfen wird. Wer will, kann also sagen: Der gute Zweck heiligt in solchen Fällen die Mittel. Nur sollte dabei nicht der Eindruck erweckt werden, es handele sich um eine echte Spende, um wahre Barmherzigkeit. Die beiden reichen Bundesligisten verhalten sich wie jene millionenschweren Sportler, die – statt selbst ins Portemonnaie zu greifen – abgelegte Ausrüstungsgegenstände für Versteigerungen zur Verfügung stellen und sich dafür feiern lassen.
Hier wie da wird eine Großzügigkeit vorgetäuscht, die nichts kostet, präziser: ein Imagegewinn angestrebt auf Kosten anderer.