Essen. . Der Wechselbasar ist voll von Marktschreiern und Wichtigtuern. Auf dem Transfermarkt geht es zu wie einst an der Börse, als die Spekulationsblase noch nicht geplatzt war. Die europäischen Spitzenvereine jagen die Top-Spieler in der Sommerpause mit horrenden Angeboten.
Es geht, man darf das wohl so offen sagen, beim Fußball-Transfermarkt inzwischen zu wie auf dem Viehmarkt.
Früher gab es nur zwei, drei Klubs wie Real Madrid oder Inter Mailand, die bei einem Wechsel ausreichend Geld und Renommee bieten konnten. Und in der Sommerpause herrschte entspanntes Treiben. Doch wer sich heute umguckt, stellt fest, wie viele fliegende Händler dazu gekommen sind, der Wechselbasar ist voll von Marktschreiern und Wichtigtuern. Es geht so chaotisch zu wie einst an der Börse, als die Spekulationsblase noch nicht geplatzt war. Da werden selbst weithin Unbekannte wie ein gewisser Fernandinho mal eben für 35 Millionen Euro von Donezk zu Manchester City gekarrt.
Beliebte Spekulationsobjekte
Jede Regung wird seismographisch aufgezeichnet. Jüngste Erschütterung auf der nach oben offenen Erregungsskala: Trainer Jose Mourinho, beim FC Chelsea kaum wieder im Amt, soll Interesse an Julian Draxler haben. Der Schalker, der just erst seinen Vertrag verlängert hat, besitzt schließlich eine Ausstiegsklausel, die Ablöse ist auf jenseits der 40 Millionen Euro taxiert. Na und? Warum nicht? Keine Spekulation ist in diesen Wild-West-Zeiten zu abwegig, um nicht auf ein Körnchen Wahrheitsgehalt untersucht zu werden. „Wir haben ja schon 60 Spieler, weil die Medien schon 20 Einkäufe vermeldet haben“, amüsierte sich Mourinho gestern bei seiner Vorstellung.
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Und manche Spieler werden dabei – teils selbstverschuldet – zu Spekulationsobjekten, zur wahren Ware, die im Zweifel virtuell auch mehrfach verkauft wird. Wie im Fall des BVB-Stürmers Robert Lewandowski, der, von seinen Beratern aggressiv vermarktet, ja folgerichtig inzwischen bei Manchester United, Bayern München, Real Madrid und vermutlich noch sechs anderen Großkopferten als Neuzugang auftauchte. Am Ende spielt der Pole dann doch einfach noch ein Jahr bei Borussia Dortmund.
Was wird aus Mario Gomez?
Aber wenn Lewandowski jetzt doch noch nicht zu den Bayern darf: Darf dann der gefrustete Mario Gomez überhaupt wechseln? (Er kann). Aber wenn er zum SSC Neapel gehen würde, was macht da Edinson Cavani, der Torschützenkönig der Serie A? Ach ja, den will Mourinho für den FC Chelsea ja auch haben. Angeblich.
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Grund dieser kollektiven Massen-Medien-Panik: Überall tauchen Oligarchen, Scheichs und sonstige Neunmalreiche auf, die mit den Geldscheinen um sich werfen, als hätten sie die Notenpresse im Keller stehen. Klubs wie Zenit St. Petersburg, Anschi Machatschkala und Paris St. Germain wirbeln das ganze Gefüge durcheinander.
AS Monaco schmeißt mit Geld um sich
Der AS Monaco etwa, Aufsteiger in die mäßig interessante Ligue 1 in Frankreich, aber neuerdings ausgestattet mit den Abermillionen des Russen Dmitri Rybolowlew, hat sich flugs die Dienste von Radamel Falcao (Atletico Madrid) sowie des Duos Joao Moutinho und James Rodriguez (beide FC Porto) gesichert – Kostenpunkt: 130 Millionen Euro. Und wenn der Konkurrent aufrüstet, wird auch Meister Paris St. Germain nachlegen müssen – und buhlt um einen gewissen Cristiano Ronaldo, der zusammen mit PSG-Stürmer Zlatan Ibrahimovic ein, nun ja, unterhaltsames Angriffs-Duo bilden würde. Und so geht es im Millionen-Poker in einem fort; der Transfermarkt folgt den einfachen Regeln des Dominos: Fällt der eine Stein, folgt konsequent die Kette von drei bis vier weiteren Wechseln, um die entstandenen Lücken zu stopfen.
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Den Clou des Irrsinns plant dabei aber, fast schon traditionell, Real Madrid. Die Königlichen, die so gerne die „Galaktischen“ waren, erwägen einen Transfer von Gareth Bale, einem zugegeben torgefährlichen Linksaußen. Der 23-Jährige von den Tottenham Hotspurs steht nach Angaben von Real-Sportchef Zinedine Zidane auf dem großen Wunschzettel des Klubs. Und Zidane, selbst einst 73,5 Millionen Euro teuer, macht sich keine Illusionen. Ein Wechsel Bales würde Real rund 100 Millionen Euro kosten.
Was für eine verrückte Welt.