Dortmund. In München steht nicht nur ein Hofbräuhaus. Wenn man Thomas Knorr zuhört, dann muss man vermuten: in München steht auch der Signal-Iduna-Park. Als Fanclub “ Münchner Borussen“ drücken mehr als 140 Fans der Schwarz-Gelben ausgerechnet im “Wohnzimmer“ des Kontrahenten dem BVB die Daumen.
Wenn Bayern keine Bayern sein wollen, könnten böse Zungen in den vergangenen beiden Jahren schnell von Modefans reden. Doch die beiden Meisterschaften des BVB sind für Thomas Knorr nicht der Hauptgrund, dem Verein aus dem Revier am Samstag kräftig die Daumen zu drücken - mitten in München.
Seit der Kindheit ein "Dortmunder"
Der gelernte IT-Fachmann sitzt beim Fanclub "Münchner Borussen" mit im Vorstand. "Ich bin schon seit meiner Kindheit ein Fan der Dortmunder", sagt Thomas Knorr. Sicher gebe es in der Landeshauptstadt Bayerns den ein oder anderen Modefan, der den Dortmundern aufgrund ihrer zuletzt beeindruckenden Dominanz in der Liga nicht abgeneigt seien, doch bei den "Münchner Borussen" möchte man davon nichts wissen. Hier gehe es um Leidenschaft, so Knorr. Und kurz vor dem Champions-League-Finale gegen den FC Bayern München steigt die Fieberkurve gewaltig.
"Wir haben uns schließlich schon vor unserer organisierten Zeit für den Verein interessiert", sagt Thomas Knorr. Im Jahr 2010 schloss sich die Gruppe von BVB-Sympathisanten zusammen. Offenbar ein Glücksbringer für die Elf von Jürgen Klopp, die fortan Schale und DFB-Pokal eroberte.
Auch die Heimspiele sind Auswärtspartien
"Der Verein ist ehrlich und bodenständig", sagt Thomas Knorr, der sich nicht vorstellen kann, ein rotes Trikot überzustreifen. Die Familie des 32-Jährigen stammt aus Österreich, danach ging es nach München.
Wie lebt es sich als Borusse in München? "Sicher gibt es mal einen dummen Spruch, wenn uns die Leute im Trikot sehen. Dann wird auch ein wenig gestichelt. Aber das ist alles im Rahmen." Das Finale der Champions League schaut der Fanclub, der momentan mehr als 140 Mitglieder zählt, in gemeinsamer Runde in der eigenen Vereinsgaststätte. "Die Gaststätte wird natürlich vor jedem Spiel mit Schals und Fahnen hergerichtet - hier schauen wir auch die Bundesligaspiele."
Die Gruppe aus München reist auch regelmäßig zu den Heimspielen des BVB nach Dortmund - obwohl die Partien für die Fans aus dem Süden stets Auswärtsspiele sind. "Um drei Uhr nachts stehen wir auf, um dann 12 Uhr - kurz vor dem Spiel - in Dortmund anzukommen."
Fußball beim BVB "eine große Leidenschaft"
"In Dortmund ist Fußball eine große Leidenschaft", begründet Thomas Knorr seine Liebe zum Verein. Umso mehr schmerzte der Wechsel des einstigen Publikumsliebling Mario Götze - ausgerechnet zu den Bayern. "Als ich das hörte, dachte ich erst, das ist jetzt ein schlechter Scherz." Es wundere ihn nicht, dass die Fans so etwas nicht vergessen. "Fußball weckt Emotionen."
Am Samstag treffen sich die "Münchner Borussen" zunächst zum Grillen. Dann wird vor einer Großleinwand mitgefiebert. Ihr Motto "München ist Schwarz-Gelb" ist übrigens nicht nur ein sportliches Sticheln gegenüber dem "roten" FC Bayern. Knorr: "Schwarz-Gelb (Gold) sind tatsächlich die Farben der Stadt München."