Champions League 2010 und 2012, Meisterschaft 2011 und 2012, Pokal 2012: Der FC Bayern hat in den letzten Jahren viele Titel knapp verpasst, teils grausam. Die Bayern-Gegner konnten sich lange genug sattsehen. Ein Kommentar von FOCUS-Online-Redakteur Pierre Winkler
Stellen Sie sich vor, ein Spieler wie Bastian Schweinsteiger verliert in London sein drittes Champions-League-Finale nach 2010 und 2012. Ein Unding. Ein Drama. Eine Zäsur apokalyptischen Ausmaßes. Die Bayern haben den Pott verdient.
Verdient durch zwei Finalniederlagen 2010 und 2012. Wer die Bayern gern verlieren sieht, hatte in den letzten Jahren dazu ausgiebig Gelegenheit. Verdient, dramatisch, ungerecht – aus allen Niederlagen-Kategorien war etwas dabei. Wir haben Schweinsteiger genug weinen sehen. Uli Hoeneß hat genug gelitten. Es reicht.
Nur: Fußball interessiert sich nicht für Vergangenes. Auch nicht für Gerechtigkeit. Dem Fußball ist es egal, wie viele entscheidende Spiele die Bayern schon verloren haben. Natürlich ist es weder sinnvoll noch logisch, nach solchen Maßstäben zu argumentieren. Genauso wenig ist für dieses eine Spiel entscheidend, wie brachial die Bayern durch die aktuelle Saison stampfen und wie viele Rekorde sie auf dem Weg zur Meisterschaft und ins Champions-League-Finale weggeschossen haben. Es ist nur ein Gefühl. Aber eines, das seit diesem Abend im Mai 2012 in der Münchner Arena nicht mehr verschwindet.
Triumph käme ein Jahr zu spät
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hat richtig bemerkt, dass seine Mannschaft 2011 eigentlich zu früh Meister wurde, 2012 eigentlich zu früh Double-Sieger und dass sie jetzt eigentlich zu früh im Champions-League-Finale steht, gemessen an der Entwicklung der Spieler. Für den FC Bayern kam vielleicht das Finale 2010 zu früh; damals hatte ihn vor der Saison niemand dort erwartet. Warum, das konnten alle beim 0:2 gegen Inter sehen. Letztes Jahr wäre der Titel genau richtig gewesen. Jetzt käme er ein Jahr zu spät.
Natürlich ist es genauso ungerecht, die Dortmunder nur wegen ihres Alters zu vertrösten. Wer weiß, ob diese Mannschaft noch einmal eine solche Chance bekommt. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Trotzdem: Selbst wenn der BVB, wie von Klopp prognostiziert, „die ganze Welt“ hinter sich hat, wird das nicht reichen. Die Bayern lassen sich nicht mehr von Dortmund überraschen. Sie haben auf alles eine Antwort in dieser Saison. Für den Titel, der verdient ist. Wirklich. (Lesen Sie hier den Kommentar beim Online-Auftritt des Focus)