Jürgen Klopp, Trainer von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund, gibt in England ein Interview, das hohe Wellen schlägt. Er greift dabei Rekordmeister Bayern München an, aber darum geht es nicht, jedenfalls nicht in erster Linie. Ein Kommentar.

Es ist wie so häufig mit den Interviews, die Jürgen Klopp gibt: Man liest sie gerne, weil Dortmunds Trainer kluge und charmante Dinge sagen kann. Im „Guardian“ spricht er über persönliche Bindungen zu seinen Spielern. Es geht um Fußball-Romantik im besten Sinn. Klopp streichelt die Seelen all’ derer, denen der Raubtier-Kapitalismus des Profifußballs den Spaß am Spiel verdirbt, und natürlich bietet er eine Alternative an: Borussia.

Clever komponiert

Clever komponiert ist dieses Stück, denn Jürgen Klopp zielt auf die größte Fangruppe in Wembley. Vermutlich geht die Rechnung auf, in England wird er für seine Äußerungen schon gefeiert. Dass Klopp sich versteigt, wenn’s gegen die Bayern geht? Ja, das tut er. Aber unter dem Strich: Der BVB als Sinnbild des Guten, die Bayern als Schurken, überlebensgroß wie in den Bond-Filmen? Geschenkt.

Denn der BVB und Jürgen Klopp sind ja längst florierender Teil des Systems. Das Interview ist mit dem Satz „Jürgen Klopp ist stolz, Puma zu tragen – das auch Sponsor von Borussia Dortmund ist“ unterschrieben. Dazu trägt Klopp ein „I love London“-Shirt. Von Puma, versteht sich. Mal ehrlich, das hätten die angeblich ach’ so entseelten Bayern auch nicht besser hinbekommen.