München. . Der Österreicher David Alaba hat beim Fußball-Meister FC Bayern München eine erstaunliche Entwicklung genommen und wird auch am Samstag im Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund erste Wahl sein. In Wembley hat der Linksverteidiger sogar die große Chance, Geschichte zu schreiben.

David Alaba kennt das schon, er hat ja bereits mehrmals für ein Novum gesorgt. Jüngster eingesetzter Spieler des FC Bayern war er, der jüngste in Österreichs Nationalmannschaft, der jüngste in der Zweiten Liga bei seinem Heimatverein Austria Wien. Und so weiter.

Irgendwann scheint es dem inzwischen 20-Jährigen langweilig geworden zu sein, immer nur als Nesthäkchen zu punkten. Er war 2011 zwar wieder der jüngste Fußballer, der jemals Fußballer des Jahres in Österreich geworden ist, aber dann hat er die Auszeichnung im vergangenen Jahr einfach noch ein zweites Mal eingeheimst. Damit stand fest, dass seine Jugendlichkeit nicht mehr als Bewertungskriterium herhalten konnte. Alaba war nun schlicht der Beste. Nur an einem ständigen Begleiter seiner Karriere hat sich dadurch nichts wesentlich geändert: Ohne Superlativ geht es bei dem Linksverteidiger kaum.

Twitter-König Alaba

Inzwischen hat er ein paar weitere Bestmarken eingestrichen. Die meisten Follower eines Österreichers auf Twitter kann er beispielsweise vorweisen, fast 140 000 sind es mittlerweile und damit fast 60 000 mehr als bei ORF-Anchorman Armin Wolf. „Twitter-König“ haben die Medien Alaba in dessen Heimat getauft. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil Alaba außerhalb der sozialen Netzwerke vermutlich der schweigsamste Österreicher ist. Abgesehen einmal von der Jungsteinzeitmumie Ötzi, dem ältesten bekannten Österreicher, der auch noch das Kunststück vollbracht hatte, als erster nach dem Ableben im Gletschereis nach Italien zu emigrieren.

In England, im Londoner Wembleystadion am Samstag gegen Borussia Dortmund, wird Alaba seine junge Vita nun um eine weitere Fußnote anreichern, und vielleicht wird er sogar Geschichte schreiben. Der erste Österreicher, der in einem Finale der Champions League spielt, dürfte er ohnehin werden. Sein Trainer Jupp Heynckes plant fest mit ihm links in der Viererkette. Gewinnen die Münchener gegen den BVB, hätte Alaba auch über die Grenzen Österreichs hinaus die Aufmerksamkeit sicher. Er wäre folglich der erste Spieler seines Landes, der zum Titelgewinn in Europas Eliteliga beiträgt. Wolfgang Feiersinger stand beim Erfolg des BVB 1997 genauso wenig im Kader wie Marko Arnautovic 2010 bei Inter Mailands Sieg gegen die Münchener Bayern.

Es kann einem schon ein bisschen schwindelig werden mit jedem weiteren Superlativ. Da tut es beinahe gut, dass Heynckes das Talent vergleichsweise schlicht als „überragend, hungrig und ehrgeizig“ einstuft. Erstaunlich mutig und robust agiert Alaba im Starensemble, seit er im Spätwinter 2010 seine Debüts in allen Wettbewerben der Bayern-Profis erlebte und Kapitän Philipp Lahm später den dauerhaften Umzug auf die rechte Abwehrseite ermöglichte. Sogar wenn nun ein Elfmeter ansteht, geht Alaba furchtlos voran. Zuweilen hat er auch aus der dreifachen Distanz Erfolg, wie in dieser Saison im Heimspiel gegen Juventus Turin nach gut 25 Sekunden. Das war aber nur das zweitschnellste Tor der Münchener in der Champions League. Auch Alaba kann nicht alles toppen.

Eine rasante Karriere

Manchmal staunt er selbst, wie rasant seine Karriere verläuft. „Wenn man als 20-Jähriger in ein Champions-League-Finale einzieht, ist das ein Wahnsinn. Da geht ein Traum in Erfüllung“, sagte er jüngst. Franck Ribéry, der mit Alaba auf der linken Seite der Bayern prächtig harmoniert, französelte auf der Meisterfeier zuletzt liebevoll: „Meine kleine Sohn.“

Auf die verwegene Idee, den bekannten Ausspruch der Österreicher umzuwandeln und ihn Felix zu nennen, ist aber noch nicht einmal der Filou aus Frankreich gekommen. Dabei könnte Glücksfall Alaba nun ja tatsächlich für Felix Austria sorgen.