München. . Viermal hat der FC Bayern München den Europapokal der Landesmeister gewonnen - den letzten 2001 dank Oliver Kahn. Doch auch Spieler wie „Katsche“ Schwarzenbeck und „Bulle“ Roth haben dazu beigetragen, dass der Rekordmeister das wurde, was er heute ist.

Ohne Gerd Müller, hat Franz Beckenbauer gesagt, ohne Gerd Müller „wäre der FC Bayern nicht das, was er heute ist“. Er würde demnach noch immer „in dieser kleinen Bretterbude“ an der Säbener Straße hausen - und wäre auch nicht deutscher Rekordmeister, Rekordpokalsieger und sechsmaliger Europapokalsieger geworden.

„Wir haben dem Gerd alles zu verdanken“, sagt der „Kaiser“. Alles? Vieles auf jeden Fall, aber genau genommen aber wäre der FC Bayern auch ohne Oliver Kahn, Hans-Georg Schwarzenbeck und Franz Roth nicht da, wo er heute ist.

Als der FC Bayern 1967 den Europapokal der Pokalsieger gewann, stand Müller in der Mannschaft, spielentscheidend war er nicht. Als der FC Bayern 1974 die Trophäe mit den großen Ohren zum ersten Mal zu fassen bekam und dann auch 1975 und 1976 nicht hergab, wäre das nicht möglich gewesen ohne „Katsche“ und „Bulle“.

Roth ist der „Mister Europacup“

Und 2001, beim Endspiel der Champions League in Mailand gegen den FC Valencia, als der FC Bayern 25 Jahre Warten, Demütigungen und das Drama von Barcelona 1999 (1:2 gegen Manchester United) überwand, da wurde Oliver Kahn mit drei gehaltenen Elfmetern zum „Titan“. Gut, Gerd Müller spielte da schon längst nicht mehr.

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Tatsächlich ist Roth, genannt „Bulle, der „Mister Europacup“ des FC Bayern. Dreimal hat er in Europapokal-Endspielen das 1:0 erzielt, zweimal war es auch der Siegtreffer. Am 31. Mai 1967, im Finale des Europapokals der Pokalsieger in Nürnberg, traf er in der 108. Minute gegen die Glasgow Rangers zum 1:0, es war zugleich der Endstand. Das sei sein wichtigstes Spiel gewesen, sagt Roth, „für uns war dieser Titel der Durchbruch“. Der FC Bayern war bis dahin erst einmal deutscher Meister geworden - 1932.

Ehe die Münchner endgültig in das Pantheon der erfolgreichsten Klubs der Welt aufstiegen, musste erst einer der unprätentiösesten Menschen, die je für den FC Bayern gespielt haben, etwas nachhelfen. Mit einem Treffer, der nicht mal zum Sieg reichte. Am 15. Mai 1974 lief im Landesmeister-Endspiel in Brüssel die vorletzte Minute der Verlängerung gegen Atletico Madrid, als sich „Katsche“ Schwarzenbeck ein Herz fasste: Schuss aus 30 Metern, 1:1. „So hätte nicht einmal der Pele treffen können“, sagte der „Putzer des Kaisers“.

Hoeneß machte das Spiel seines Lebens

Im Wiederholungsspiel zwei Tage später machte der 22 Jahre alte Uli Hoeneß „das Spiel meines Lebens“, traf beim 4:0 gegen die müden Spanier zweimal - wie Gerd Müller. Der Beginn einer Ära. Ein Jahr später, beim 2:0 gegen Leeds United in Paris, ackerten die Bayern 72 Minuten lang: Dann kam der „Bulle“, der „Bomber“ legte zehn Minuten später nach. Und wieder ein Jahr später erzielte Roth den Siegtreffer gegen AS St. Etienne (1:0). Dreimal das 1:0, zweimal das Siegtor in einem Europapokal-Endspiel - das ist bisher nur ihm gelungen.

Champions League-FinaleDer Sieg 1976 hatte eine besondere Note. Im Hotel der Bayern in Glasgow wohnten die Rolling Stones. „Nachts konnten wir schlecht schlafen, weil sie auf ihrer Etage immer wie die Wilden feierten“, erinnert sich Roth, „sie gingen uns tierisch auf den Sack.“ Tagsüber platzte Sänger Mick Jagger sogar mal in eine Mannschaftsbesprechung. Trainer Dettmar Cramer aber habe cool reagiert: „Mick, you have to leave the room, because I“m preparing the team.“ Mick zog brav ab.

"Kraft wie eine Muh"

Seinen Spitznamen hat Roth dem einstigen Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski zu verdanken. „Der sagte immer: „Franz hat Kraft wie eine Muh. Der Maier Sepp sagte dann: „Das heißt bei uns Bulle.“ Dabei ist es dann geblieben“, erinnert sich der 67-jährige Roth. Noch heute sitzt er regelmäßig in der Arena auf der Tribüne, nicht weit von den Größen, die ihm so viel zu verdanken haben.

„Der Franz, der Uli, Karl-Heinz, Gerd...“, zählt Roth auf, „wir sind eine große Familie.“ Die Bretterbude, das wird oft vergessen, haben sie alle gemeinsam abgebaut. (sid)