Essen. Am 25. Mai stehen sich im Finale der Champions League der BVB und der FC Bayern gegenüber - ein Duell, das Geschichte schreiben wird, ist es doch das erste deutsch-deutsche Finale. Doch die Champions League hat noch ganz andere Geschichten produziert - hier sind die schönsten aus 20 Jahren Finale.

1993 in München: Olympique Marseille – AC Mailand 1:0

Das erste Finale der Champions League endet im Skandal: Bernard Tapie, der Präsident des Siegers, landet am Ende im Gefängnis.

Das ist passiert: Drei Tage vor dem Finale musste Marseille in der Liga gegen Valenciennes antreten. Tapie fürchtet, dass seine Stars sich verausgaben könnten. Also bietet er drei Spielern von Valenciennes 250 000 Franc, damit sie verlieren. Die Frau von Christophe Robert, der für Valenciennes spielt, holt das Geld in einem Koffer ab, Valenciennes verliert ohne Gegenwehr.

Doch Christophe Robert plagt sein Gewissen, er plaudert. Mit seinen Anwälten hält Tapie die Geschichte bis zum Finale unter dem Deckel, er reckt sogar noch den Pokal in den Himmel. Allerdings packt Robert dann richtig aus: Er verrät der Polizei sogar, wo er den Geldkoffer im Garten seiner Tante vergraben hat. Tapie muss für ein halbes Jahr ins Gefängnis, Olympique wird in die zweite Liga versetzt.

2006 in Paris: FC Barcelona – FC Arsenal 2:1

Dennis Bergkamp, Stürmerstar von Arsenal, reist als einziger im Zug nach Paris, denn der Holländer leidet unter Flugangst. Die gegnerischen Fans verspotten ihn als „Non-Flying-Dutchman“, aber im Finale will Bergkamp dabei sein.

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Daher fährt er sechs Stunden im Zug nach Paris, doch Trainer Arsene Wenger hat von dem jahrelangen Theater die Nase voll, er lässt Bergkamp bis zum Ende auf der Bank sitzen. Genug für Bergkamp, er beendet seine Karriere. Wochen später absolviert er sein Abschiedsspiel, mit dem Arsenal sein neues Stadion einweiht: benannt nach der Fluggesellschaft Emirates.

2010 in Madrid: Inter Mailand – Bayern München 2:0

Ein Sieg für eine italienische Mannschaft, doch auf dem Platz steht 90 Minuten lang kein einziger Italiener. Inter beginnt mit vier Brasilianern, vier Argentiniern, einem Kameruner, einem Holländer und einem Rumänen. Erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit wechselt der Trainer einen Italiener ein: Marco Materazzi. Der Trainer hieß Jose Mourinho - und kam aus Portugal.

2005 in Istanbul: FC Liverpool – AC Mailand 6:5 n. E.

Die Halbzeitpause in der Kabine von Liverpool hat es dermaßen in sich, dass die Viertelstunde für den Dokumentarfilm „15 Minuten, die die Welt aus den Angel hoben“ komplett nachgestellt wurde.

Mailand führt zur Pause 3:0, als die Liverpooler Spieler in die Kabine trotteten. Dort wartet Trainer Rafael Benitez und sagt zu Djimi Traore: „Für dich ist das Spiel vorbei!“ Traore marschiert wortlos unter die Dusche. Rechtsverteidiger Steve Finnan geht zum Trainer, zeigt auf seinen Knöchel und sagt: „Kaputt, ich muss raus.“ Benitez zerrt Traore wieder unter der Dusche hervor, der nasse Linksverteidiger streift sein Trikot wieder über.

Währenddessen fuhrwerkt Benitez mit einem Stift auf der Taktiktafel herum. Mal stehen zehn Namen drauf, dann plötzlich zwölf. Nur eins weiß der Trainer genau: Der Deutsche Didi Hamann muss auf den Rasen. Benitez spricht laut, damit alles es hören: „Didi raucht, Didi trinkt, Didi wird glänzen!“

Und er glänzt: Innerhalb von sechs Minuten verwandelt Liverpool das 0:3 in ein 3:3, im Elfmeterschießen trifft Hamann vom Punkt, Liverpool siegt, und Hamann lehnt später in der Kabinenwand und – raucht.

2002 in Glasgow: Real Madrid – Bayer Leverkusen 2:1

Eine weitere Kabinengeschichte: Leverkusen liegt zur Pause 1:2 zurück. Michael Ballack klatscht in die Hände: „Los Jungs, weiter ! Wer weiß, ob wir hier je wieder hinkommen.“ Ihm gegenüber sitzt Bernd Schneider. Der Mittelfeldspieler spricht selten, aber nun schaut er hoch und sagt: „Du vielleicht nicht.“ Gelächter, denn alle wissen, dass Ballack bei Bayern München unterschrieben hat.

1999 in Barcelona: Manchester United - Bayern München 2:1

Bayern führt in der 90. Minute 1:0. Auf der Tribüne geht Uefa-Präsident Lennart Johansson zum Aufzug. Auf dem Weg nach unten hört er Jubel und denkt: „Oh, der Schlusspfiff.“ Er beeilt sich, um zur Siegerehrung der Bayern auf dem Rasen zu sein. Als er dort ankommt, jubelt Manchester. „Oh, doch noch der Ausgleich“, vermutet Johansson. Falsch: 2:1 für Manchester, und der oberste europäische Fußball-Boss ist der Letzte im Stadion, der davon erfährt.