Essen. . Sir Alex Ferguson wird zum Ende der Saison als Trainer des englischen Top-Klubs Manchester United zurücktreten. Der 71-Jährige war 27 Jahre im Amt und hat alles gewonnen, was im Vereins-Fußball zu gewinnen ist. Es ist das Ende einer Ära.
Alex Ferguson ist wie die Sonne: Er ist einfach immer da. 27 Jahre lang hat der 71-Jährige Manchester United trainiert und mit dem englischen Erstligisten alles gewonnen, was im Vereinsfußball zu gewinnen ist. Alex Ferguson ist zugleich ein Meister der Sprüche, es gibt nur ein Problem: Man versteht ihn nicht.
1999 schlug Queen Elizabeth Trainer Ferguson zum Sir
Es war nach einem Champions League-Spiel gegen Bayer Leverkusen, und der Schotte lehnte mit an der Wand zur Umkleidekabine. Er redete sich in Rage, sein Kopf glühte, als hätte er seine innere Festbeleuchtung eingeschaltet. Seine Zähne zerstörten gerade das Kaugummi, das er kaute, und die Wutrede machte Eindruck. Nur war beim schottischen Akzent von Ferguson kein einziges Wort zu verstehen. Ein Mann vom Fernsehen fragte nach. Ferguson musterte ihn mit einem Blick, der im Gesicht einen Abdruck hinterlassen haben musste, drehte sich um, knallte die Kabinentür zu und war weg.
Ferguson darf das.
Nachdem er dem FC Bayern München 1999 im Finale der Champions League in Barcelona mit zwei Toren in den letzten Minuten mit 2:1 den Triumph entrissen hatte, schlug ihn Queen Elizabeth zum Sir. Doch ob Sir oder nicht: Mit seinen Sprüchen trifft er jeden.
Die Italiener beleidigte er pauschal so: „Wenn mir ein Italiener sagt, dass das auf dem Teller Pasta ist, schaue ich unter der Soße nach, um sicher zu gehen. Die sind die Erfinder der Vernebelungstaktik.“ Und über seinen Trainerkollegen Jose Mourinho sagte er: „Er hat mich großer Mann genannt, als wir einen Drink nahmen. Aber was er mir gab, war Lack-Entferner.“
Sir Alex Ferguson verachtete Journalisten und blieb stets bodenständig
Diese Gnadenlosigkeit und diese offensichtliche Wut war en von Anfang an die Antriebsfeder für seine Karriere als Trainer. Als er 1986 bei Manchester anheuerte, regierte der FC Liverpool als Rekordmeister den englischen Fußball. Ferguson attackierte die „Reds“ daher sofort frontal: „Ich will Liverpool vom verdammten Ast hauen.“
Der Rest der Geschichte ist bekannt, Ferguson und Manchester überholten den FC Liverpool und stiegen zur Fußball-Macht auf. Erst in England, dann in Europa.
Der Schotte blieb jedoch bodenständig. Er spricht nach den Spielen nur selten mit Journalisten, die er allesamt verachtet. Er hat sich nie um Villen, Sportwagen oder Models gekümmert, und er pflegt weiterhin seinen rustikalen Umgang mit Fußballern, die zu Weltstars aufgestiegen sind. So schoss er Nationalspieler David Beckham in der Kabine einen herumliegenden Schuh an den Kopf. Beckham erlitt eine Platzwunde. Ferguson entschuldigte sich nicht, sondern befahl einem der Physiotherapeuten des Teams: „Flick’ ihn wieder zusammen, verdammt nochmal.“
Umbenennung der Nord-Tribüne rührte Ferguson zu Tränen
Wo liegt das Geheimnis von Fergusons Erfolg? Wüsste man es genau, wäre sein System längst kopiert worden. Aber ein Aspekt ist sicherlich nicht kopierbar: Fergusons Talent, hinter der Fassade der Schroffheit die Fäden des ganzen Teams zusammenzuhalten. Mit seiner Lautstärke verhinderte er jegliche Angriffe auf seine Wagenburg.
Mit jedem Titel wuchs seine Autorität. Er bestimmt die Zusammensetzung der Mannschaft, der bestimmt die Taktik, er bestimmt die Vereinspolitik, er ist ManU. Ryan Giggs, der mehr Spiele als jeder andere für den Klub gemacht hat, sagt über die lautstarke Art seines Trainers: „Wie er vor dir steht und dich anbrüllt, kann er die Haare eines Bataillons trocknen.“
Doch selbst der harte Knochen wurde einmal weich: Als sie in Manchester zu seinem 25. Dienstjubiläum die Nord-Tribüne im Stadion Old Trafford in „The Sir Alex Ferguson Stand“ umbenannten, musste Ferguson weinen.
Jetzt kündigte der 71-Jährige seinen Rücktritt zum Ende der Saison an. Dabei ist eine Fußballwelt ohne ihn gar nicht vorstellbar...
Das Ende der Ära Ferguson