München. . Der Aufsichtsrat des FC Bayern hat sich dafür entschieden, den Präsidenten trotz der Steueraffäre im Amt zu halten. Aber das könnte sich noch ändern, denn das Gremium will „die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen“.

In Limousinen waren sie gekommen, in Limousinen brausten sie auch wieder davon, die acht Aufsichtsräte der FC Bayern München AG und der Vorsitzende des Gremiums, Präsident Uli Hoeneß. Dazwischen lagen knapp zwei Stunden „intensiver Diskussionen“, wie der Verein am Montagnachmittag mitteilte. Teilgenommen hatte auch der vierköpfige Vorstand des Klubs mit dem Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge. Herausgekommen war ein Ergebnis, mit dem im Zuge der Steueraffäre, der Selbstanzeige, der Hausdurchsuchung und des gegen Zahlung einer Kaution ausgesetzten Haftbefehls nicht unbedingt zu rechnen war: Uli Hoeneß lässt seine beiden Ämter nicht ruhen, nicht jetzt und nicht nach dem Finale der Champions League am 25. Mai in London gegen Borussia Dortmund. Sondern: Er bleibt.

Der Aufsichtsrat habe sich in seiner turnusmäßigen Sitzung in der Münchener Allianz Arena „unter anderem mit dem Steuerfall des Aufsichtsratsvorsitzenden Uli Hoeneß befasst“, hieß es in der Mitteilung. Demnach habe Hoeneß sein Bedauern „über den Vorfall ausgedrückt und sich entschuldigt“ sowie „angeboten, das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden ruhen zu lassen, bis die zuständigen Behörden über die strafbefreiende Wirkung seiner Selbstanzeige entschieden haben“.

Sponsoren wägen Imageschaden ab

Im Interesse des FC Bayern und wegen der beiden Endspiele in der Champions League und im DFB-Pokal am 1. Juni habe der Aufsichtsrat nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden weiter ausüben solle. Das Gremium mit diversen Vorstandsvorsitzenden von Dax-Unternehmen, darunter die mit je 9,1 Prozent an der FC Bayern AG beteiligten Konzerne Audi und Adidas, werde aber „die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen“.

Für Hoeneß ist dieses doch einigermaßen überraschende Ergebnis nicht nur ein Etappensieg für das Ziel, sein Lebenswerk fortführen zu können. Zugleich verbessert sich möglicherweise seine Position im juristischen Ringen mit der Staatsanwaltschaft München II – oder sie hat sich bereits verbessert. Nach Medienberichten soll Hoeneß über seine Anwälte ja bereits versucht haben, einen Deal einzufädeln, wonach er eine Geldstrafe und eine Haftstrafe für ein Jahr auf Bewährung akzeptieren würde, aber nicht ins Gefängnis müsste. Die Staatsanwaltschaft soll das abgelehnt haben – heißt es jedenfalls.

Auch eine Einigung ist möglich

Doch denkbar ist auch, dass eine Einigung in Aussicht steht. Käme Hoeneß tatsächlich trotz der bisher bekannten Steuerschuld in Höhe von 3,2 Millionen Euro glimpflich davon, wäre der mögliche Imageschaden für die Großsponsoren des FC Bayern, wie VW und Deutsche Telekom, noch als akzeptabel einzustufen.

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Dass der 61-Jährige weiter in Amt und Würden bleibt, könnte man auch als ein Signal der Stärke interpretieren. Führende Wirtschaftskräfte stehen nun hinter ihm, so wirkt es jedenfalls, und auch aus der Politik hatte es kurz vor der Sitzung bereits derartige Verlautbarungen gegeben. „Es ist in meinen Augen vertretbar, wenn Uli Hoeneß bis zur vorläufigen Klärung der Angelegenheit durch die Staatsanwaltschaft als Präsident im Amt bleibt. Dafür hätte ich Verständnis“, hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), befreundet mit Hoeneß, der Online-Ausgabe der Münchener Abendzeitung gesagt: „Er muss nicht vorher zurücktreten, ehe die Behörden abschließend ermittelt haben.“ Das gebiete auch der Respekt vor seiner Lebensleistung.