München. Tore, Tore, Tore: „Bayern macht Angst“ warnte die italienische Sportzeitung „Corriere dello Sport“ nach dem 9:2 des 99,99-Prozent-Meisters. Doch der Hamburger SV war nicht einmal ein richtiger Sparringspartner für Juventus Turin, den Gegner der Münchener im Viertelfinale der Champions League.
Dem spektakulären Tor-Zauber wollen die Bayern-Stars höchste Defensivkunst folgen lassen. Bloß kein Gegentor lautet die Maxime von Bastian Schweinsteiger & Co. vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Juventus Turin. Nach dem öffentlichen Torschusstraining mit dem Hamburger SV beim 9:2 will der 99,99-Prozent-Meister an diesem Dienstag (20.45 Uhr/live in unserem Ticker) die nächste Titelchance erhalten - unter völlig anderen Voraussetzungen. „Das ist Champions League und nicht Liga-Alltag. Wir spielen gegen eine Mannschaft, die absolut top ist Europa, die in den letzten zwei Jahren den italienischen Fußball beherrscht hat. Das wird ein ganz anderes Spiel“, warnte Trainer Jupp Heynckes.
Schwärmte der Coach nach der Oster-Gala mit dem Vierfach- Torschützen Claudio Pizarro noch von „Bilderbuch- und Lehrbuch-Fußball“ so dürften in der Königsklasse vor allem Taktik-Liebhaber auf den Geschmack kommen. „Wir müssen versuchen, keine Chance herzugeben, müssen in der Defensive gut stehen. Wir versuchen zu Null zu spielen, das wäre schon mal ein Erfolg“, gab Co-Kapitän Bastian Schweinsteiger gleich nach der Party ohne Schale und Schampus die Marschroute gegen die „schlitzohrigen und sehr cleveren“Italiener aus. „Juventus ist eine der besten Mannschaften Europas.“
Gefährliche Turiner Offensive
Seit 490 Minuten ist Juve mit Torwart-Legende Gianluigi Buffon in der Champions League ohne Gegentor und nach vorne sind die Turiner um DFB-Schreck Andrea Pirlo schwer ausrechenbar. Öfter als das Münchner Star-Ensemble mit 18 Toren traf allerdings kein Team in der Königsklasse. Der Zucker-Auftritt gegen den hilflosen Sport-Verein mit Toren von Pizarro (4), Arjen Robben (2), Schweinsteiger, Xherdan Shaqiri und Franck Ribéry unterstrich diese Offensivpower. „Bayern macht Angst: 9 Tore gegen Hamburg!“, schrieb die italienische Sportzeitung „Corriere dello Sport“. „Das war wichtig für Dienstag, wir wollten ein Zeichen setzen“, betonte Robben. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verlieh dem Auftritt des „würdigen und extrem verdienten deutschen Meister" das Prädikat „absolute Weltklasse“.
Aber auch im Jubel-Trubel über den vierthöchsten Bayern-Erfolg der Liga-Historie wurden die Nachlässigkeiten nach Eckbällen und Gegentreffern von Jeffrey Bruma und Heiko Westermann nicht vergessen. „Das sollte uns wachrütteln, weil es gegen Juventus auf keinen Fall passieren darf“, betonte der Sportvorstand. „Jetzt vier Gegentore in kurzer Zeit auch nach Ecken. Ich bin kein Mahner, sondern weise lediglich darauf hin.“ Und dann erinnerte Sammer noch an den 19. Mai 2012: Eckball auf Didier Drogba - der erste Schock an einem tränenreichen Final-Abend.
Bayern-Kapitän Lahm fordert Konzentration
„Man muss in solchen Situationen konzentrierter sein. Aber im Champions-League-Spiel darf uns das nicht passieren“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. „Das darf uns vor allem zu Hause nicht passieren.“ Ein Gegentor im Heimspiel könnte schon das Ende aller Halbfinal-Träume bedeuten. Zwar ging das bislang letzte Spiel gegen Juve 4:1 für die Bayern aus, aber die Europapokal-Bilanz ist negativ. Zwei Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen gegen Turin; Zwölf Erfolge, acht Remis und 15 Niederlagen insgesamt gegen italienische Teams. Bei den bislang letzten sechs Champions-League-Teilnahmen beendeten viermal Italiener (zweimal AC, zweimal Inter Mailand) die Hoffnungen der Münchner.
Auch interessant
„Sie machen aus nichts ein Tor“, warnte Schweinsteiger. Er und andere DFB-Kicker waren mit der Nationalmannschaft im Halbfinale der WM 2006 und der EM 2012 zudem zweimal ganz nah dabei, als Pirlo mit seiner Extraklasse entscheidende Tore einleitete. „Natürlich wär's gut, Pirlo zu stoppen. Aber wir dürfen unser Hauptaugenmerk nicht nur auf ihn lenken." Es sei gut, mit einem 9:2-Erfolg in die Partie zu gehen, „aber viel kaufen können wir uns dafür nicht“. Selbstvertrauen gibt der Erfolg jedoch allemal. „In den letzten Wochen hat es bei uns ein bisschen gemenschelt - jetzt wollten wir wieder Maschinen sein“, erklärte Sammer.
Selbstvertrauen habe auch die Italiener nach dem 2:1 bei Inter Mailand. „Wir fahren nach München, um unseren großen Traum am Leben zu halten - und wir tun das mit einem Lachen und ohne Angst", erklärte Trainer Antonio Conte. (dpa)