Essen. Zuschauer des Länderspiels gegen Kasachstan haben Nationaltorwart Manuel Neuer nach dessem Patzer ausgepfiffen und verspottet. Eine unfaire, eher kindische Reaktion - aber kein Vergleich mit der widerlichen Verhöhnung von Unfallhopfern durch Hooligans des Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Ein Kommentar.

Joachim Löw hat sich aufgeregt. Für seine Verhältnisse vergleichsweise mächtig. Nicht über die neuerlichen Konzentrationsmängel seiner Mannschaft, die diesmal in einen groben Patzer von Manuel Neuer gipfelten. Sondern über die Pfiffe und den hämischen Applaus, mit denen fortan ein Teil des Nürnberger Publikums den Nationaltorwart bedacht hatte.

Hätte der Bundestrainer gewusst, was sich am Wochenende Anhänger des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen geleistet hatten, sein Ärger über die Fan-Reaktion beim Länderspiel gegen Kasachstan hätte sich wohl relativiert. Die Häme gegen Neuer war albern bis unschön, im schlimmsten Falle unfair. Allemal jedoch eine Bagatelle im Vergleich zum Verhalten jener Essener Wirrköpfe, die während der Partie bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln auf abstoßende Art die Opfer des jüngsten Hubschrauber-Unglücks von Berlin verhöhnten, das bei einer Großübung der Bundespolizei für Einsätze gegen Hooligans passiert war.

„Wer hoch fliegt, fällt auch tief“, war auf einem Plakat zu lesen, mit dem der sportlich seit vielen Jahren im Abseits stehende Traditionsklub ungewollt bundesweite Schlagzeilen machte. Mit eher harmlosen Kindsköpfen wie in Nürnberg können wir leben, mit dumpfen Hetzern wie aus der Essener Hooligan-Szene hingegen nicht.