Zagreb. Das brisante WM-Qualifikationssduell gegen den ehemaligen Kriegsgegner Serbien ging sportlich an Kroatien. Eigentlicher Sieger war aber die Verständigung zwischen den Nachbarn. Der besonnene gegenseitige Umgang im Vorfeld der Partie schien gewirkt zu haben.

Die Geste war unmissverständlich: Nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Serbien klopfte sich Mario Mandzukic erst wie in Ekstase auf seine linke Brust und küsste dann mehrfach das kroatische Wappen. Der Angreifer von Bayern München war nicht der einzige Kroate im Stadion Maksimir in Zagreb, der beim 2:0 (2:0)-Sieg im brisanten Nachbarschaftsduell nationale Emotionen zeigte. Die befürchteten Krawalle blieben dagegen glücklicherweise aus.

Rund 34.000 Zuschauer feierten den Erfolg der Feurigen gegen den ehemaligen Kriegsgegner im Stadion, auf den Straßen der kroatischen Hauptstadt waren es Hunderttausende. Schließlich hatte das Team um die Bundesliga-Profis Mandzukic und Ivica Olic Historisches geleistet, den ersten Sieg überhaupt gegen Serbien.

1999 gab es in der EM-Qualifikation gegen den ungeliebten Nachbarn, damals zusammen mit Montenegro noch als Bundesrepublik Jugoslawien angetreten, lediglich zwei Unentschieden. „Wir haben in dieser fantastischen Atmosphäre unser Bestes gegeben“, sagte der 18 Jahre alte Debütant Mateo Kovacic, „jetzt feiern wir erstmal.“

Mandzukic erzielt Führungstor

Entscheidenden Anteil am Erfolg hatten die Deutschland-Legionäre: Zunächst traf Mandzukic nach einem Fehler des Serben Aleksandar Kolarov und einer Vorlage von Olic zur Führung, der Wolfsburger selbst sorgte bereits vor der Pause für den Endstand.

Das reichte gegen lange zögerliche Serben, bei denen der Bremer Aleksandar Ignjovski im zweiten Durchgang die beste Chance zum Anschlusstreffer vergab. „Unsere beiden Tore in so einem wichtigen Spiel waren die Krönung von Ivicas und meinem gemeinsamen Weg. Es war ein unvergesslicher Abend', sagte Bayern-Stürmer Mandzukic, der wie Olic aus der ostkroatischen Region Slawonien kommt.

Kroatien liegt mit 13 Punkten aus fünf Spielen auf Rang zwei der Qualifikationsgruppe A, punktgleich mit Spitzenreiter Belgien und mit deutlichem Abstand auf Rang drei. Serbien kann die Reise nach Brasilien mit nur vier Zählern aus fünf Partien fast schon abschreiben.

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Kroatiens Nationaltrainer Stimac lobt Serbien

„Wir haben den halben Weg nach Brasilien geschafft“, sagte Kroatiens Nationaltrainer Igor Stimac nach dem Spiel, lobte gleichzeitig im Sinne der gelebten Deeskalation aber auch den Gegner: „Serbien war ein starker Gegner und hat viele junge Talente.“

Sein Kontrahent Sinisa Mihajlovic gab das Kompliment zurück: „Wir haben gegen eine bessere Mannschaft und einen erfahrenen Gegner verloren.' Die beiden Trainer waren wegen mehrerer unschöner Auseinandersetzungen als Spieler jahrelang verfeindet, haben sich zuletzt aber wieder angenähert und umarmten sich nach dem Spiel sogar.

Ein bedeutendes Zeichen. Denn fast noch wichtiger als das Ergebnis des Spiels war die Tatsache, dass die emotionale Atmosphäre im Stadion und in den Straßen von Zagreb gewaltlos blieb. Der besonnene gegenseitige Umgang im Vorfeld der Partie, die respektvolle Gastfreundlichkeit der Kroaten gegenüber serbischen Spielern, Offiziellen und Journalisten sowie der Ausschluss der Gästefans scheinen gewirkt zu haben.

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Einzig zu Beginn der Partie waren von den Rängen anti-serbische Schlachtgesänge zu hören, die Hymne der Gäste war wegen eines lauten Pfeifkonzerts erwartungsgemäß nicht zu hören. Die Polizei griff anders als vorher angekündigt allerdings nicht ein. Zudem wurden vor dem Spiel einige kroatische Anhänger festgenommen, weil sie Kappen mit dem Logo der faschistischen Bewegung Ustascha trugen - der einzige Makel eines ansonsten friedlichen Fußballabends. (sid)