Astana/Nürnberg. Um 5.15 Uhr in der Früh war der strapaziöse Kasachstan-Trip für die deutschen Nationalkicker mit der Landung in Nürnberg erledigt. Nach dem problemlosen 3:0 in Astana kommt es schon am Dienstag zum Rückspiel. Dann mit Sven Bender und ohne den gesperrten Vize-Kapitän Schweinsteiger.
Nach einer kurzen Nacht im Charterflugzeug freuten sich die müden deutschen Nationalspieler nach der Ankunft in Nürnberg auf einen fußballfreien Samstag. Den ersten Teil ihres Sechs-Punkte-Auftrags gegen Kasachstan hatten Kapitän Philipp Lahm und Kollegen professionell und abgeklärt erledigt.
"Kasachstan stand wie im Feldhandball um den eigenen Sechzehner. Am Ende war das Spiel klar. Wir haben die drei Punkte, daher denke ich, es ist zufriedenstellend", hatte Löw noch vor dem knapp sechsstündigen Rückflug nach Nürnberg resümiert, wo der Airbus der Lufthansa am Samstagmorgen pünktlich um 5.15 Uhr auf der Rollbahn aufsetzte. Der im Rückspiel am Dienstag gesperrte Bastian Schweinsteiger durfte gleich weiter nach München reisen.
Einsatz von Draxler, Höwedes und Gomez am Dienstag fraglich
Für den Vize-Kapitän nominierte Löw den Dortmunder Sven Bender nach, der für die erste Partie in Astana wegen einer Grippe hatte absagen müssen. Damit umfasst der Kader weiterhin 20 Spieler. Allerdings sind einige Akteure wie die Schalker Julian Draxler (leichte Gehirnerschütterung) und Benedikt Höwedes (Musklerverhärtung) sowie Bayern-Torjäger Mario Gomez (Zerrung) angeschlagen. Ihre Einsätze im Rückspiel sind noch offen.
Die Nationalmannschaft ist beim Mitternachtsball in Astana in ihrem ersten Qualifikationsspiel des Jahres 2013 der Weltmeisterschaft in Brasilien einen weiteren Schritt näher gerückt. Beim 3:0 (2:0) gegen Kasachstan meisterte der Weltranglisten-Zweite nach Toren von Bastian Schweinsteiger (20.), Mario Götze (22.) und Thomas Müller (74.) die Pflichtaufgabe auf dem Kunstrasen in einer mollig gewärmten Halle ohne großen Kraftaufwand. Bis auf eine Phase vor dem dritten Treffer, als die wacker kämpfenden Kasachen die Latte trafen (69.) und Manuel Neuer gegen den Fürther Heinrich Schmidtgal (71.) parieren musste, trat die deutsche Elf souverän auf.
"Deutschland ist Weltklasse"
„Deutschland ist Weltklasse. Die Mannschaft hat hoch verdient gewonnen. Spieler wie Götze, Özil oder Müller sind nicht auszuschalten“, erklärte Miroslav Beranek, der tschechische Trainer der Kasachen. Nach dem 4:4 im letzten "Quali-Spiel" gegen Schweden in Berlin im Oktober war es vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Astana-Arena der vierte Sieg im fünften Spiel auf dem Weg zur WM 2014. Direkt im Anschluss reiste die Mannschaft zurück nach Deutschland mit geplanter Landung in Nürnberg um 5:15 Uhr.
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Dort kann das DFB-Team schon am Dienstag im Rückspiel gegen Kasachstan die Tabellenführung in der Gruppe C weiter ausbauen.
Keine Probleme mit dem Kunstrasen
4.300 Flug-Kilometer, fünf Stunden Zeitunterschied, die Anstoßzeit um 0:00 Uhr, der Kunstrasen - all dies spielte nur noch eine untergeordnete Rolle, als der griechische Schiedsrichter Kakos Anastasios die Partie anpfiff. Die Mannschaft war lange vor dem Spiel aus den Kabinen gekommen, um das Gefühl für den ungewohnten synthetischem Untergrund zu bekommen. Begleitet wurden die viel intensiver als normal vorgenommenen Pass- und Schussübungen vom extrem lauten Vorprogramm der Gastgeber. Das Stadion wurde zur Großraum-Disko. Die behutsame Anpassung an die künstliche Wiese aber zahlte sich aus für die deutsche Elf. Sie schien keinerlei Probleme mit Bodenbelag zu haben.
Wie Bundestrainer Joachim Löw prognostiziert hatte, konnte die technische Überlegenheit auf dem ebenen Untergrund sogar besonders gut ausgespielt werden. Schweinsteigers Treffer, als er den Ball über zwei Gegenspieler von seinem linken auf den rechten Fuß lupfte, war ein echte Finesse. Kurz nach dem Mittelfeldchef des FC Bayern traf der Dortmunder Götze mit einem Schuss aus etwa 13 Metern, wobei der Münchner Müller mit hochstreckten Armen reklamierend nahe vor dem Tor stehend die Kasachen-Abwehr irritierte.
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Götze agierte gegen den 139. der Weltrangliste als "falscher Neuner", eine Bezeichnung, die verraten soll, dass er eigentlich keine Sturmspitze ist. Mario Gomez hatte sich Abschlusstraining eine Zerrung im rechten Oberschenkel zugezogen und war laut einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht einsatzfähig. Da Miroslav Klose verletzt fehlte und Löw erneut auf Stefan Kießling bei der Nominierung verzichtet hatte, obwohl der Leverkusener der beste deutsche Bundesliga-Torjäger ist, musste der Bundestrainer auf eine "stürmerfreie" Elf bauen. Diese Lösung gefällt Löw aber, er bezeichnete dies auch von den Spaniern angewandte System vorige Woche als zukunftsträchtig und vielversprechend.
Götze und Höwedes überzeugen
Da Marco Reus nach einer zweiten Gelben Karte gegen Schweden gesperrt war, fand Löw eine neue Lösung auf der linken Seite des offensiven Mittelfeld. Julian Draxler kam dort zum ersten Mal in einem Länderspiel von Beginn an zum Einsatz nach seinen starken Auftritten zuletzt bei Schalke. Aber der 19-Jährige prallte früh mit dem Kasachen Mark Gurman zusammen, klagte danach über Sehstörungen und wurde durch Lukas Podolski ersetzt, der wegen kleiner Probleme am Sprunggelenk nicht für die Startformation in Frage gekommen war. In der Innenverteidigung spielte neben Per Mertesacker der Schalker Kapitän Benedikt Höwedes und nicht Jerome Boateng. Insgesamt hatte Löw gegenüber dem 2:1 in Frankreich für fünf Umstellungen in seinem Team gesorgt.
Die deutsche Mannschaft ließ nichts anbrennen. Sehr konzentriert ging sie ans Werk, die Tore fielen deutlich früher als im Oktober 2010 in der EM-Qualifikation, als beim 3:0 an gleicher Stelle die Treffer erst in der zweiten Halbzeit erzielt wurden. Die Kasachen ließen sich vom Rückstand die Laune nicht verderben. Ruhig war es tagsüber in der Stadt gewesen wegen des Nauryz Meyrami, dem Frühlingsfeiertag. Ab 22.00 Uhr strömten die Menschen an den Stadtrand in die Arena, zum Spiel des Jahres, wie der tschechische Trainer Miroslav Beranek sagte. "Deutschland ist die beste Mannschaft, die bisher in Kasachstan gespielt hat."
Marcel Schmelzer hatte erhebliche Probleme
Wegen des Andrangs füllte sich die Arena erst während der ersten Halbzeit bis auf den letzten Platz. Bei jedem Angriff, die fast alle über Baurschan Dscholtschijew liefen, brach großer Jubel bei den Fans aus. Marcel Schmelzer hatte erhebliche Probleme mit dem Offensivmann. Das Team aus Zentralasien, das bisher ein 0:0 gegen Österreich errang und vier Niederlagen in der Qualifikation einsteckte, gab wohl erst mit dem 0:3 die Hoffnung auf. Schweinsteiger, der sein erstes Tor aus dem Spiel heraus seit 2009 machte, Götze und Höwedes waren die besten Spieler in der harmonisch wirkenden DFB-Elf.
Löw und Müller sahen ungefährdeten "Pflicht"-Sieg - die DFB- Stimmen aus Kasachstan
Joachim Löw (Bundestrainer): "Es war Pflicht, hier zu gewinnnen. In der Halbzeit war das Spiel irgendwie entschieden. Danach haben wir das Tempo rausgenommen, deswegen war weniger Rhythmus im Spiel. Es war nicht immer so einfach, Räume zu finden. Aber wir haben gewonnen, das war wichtig."
Mario Götze: "Es war sehr schwierig, weil Kasachstan sehr tief stand und die Räume eng gemacht hat. Es war wenig Platz, offensiv vernünftig zu spielen. Zum Glück haben wir ein frühes Tor gemacht. Das System ohne Stürmer ist eine Variante, um flexibel zu bleiben."
Thomas Müller: "Drei Punkte bleiben hängen, und das war's eigentlich. Die erste Halbzeit war ganz gut, in der zweiten waren ein paar Nachlässigkeiten drin, über die wir sprechen müssen."
Heinrich Schmidtgal (Kasachstan): "Wir hätten es gerne etwas länger offen gestaltet. Durch die beiden frühen Tore war es schnell entschieden. Wir hätten unseren Fans gerne ein Tor geschenkt, leider hat es nicht gereicht." (mit sid/dpa)