Paris. . Der Ausfall von zahlreichen Führungsspielern der Nationalelf im Spiel gegen Frankreich bietet den DFB-Reservisten die Chance, auf Stammplatz-Jagd zu gehen. Allen voran Podolski will seine gute Länderspiel-Bilanz weiter aufpolieren. Für das BVB-Trio könnte sich die Situation nachteilig auswirken.

Eine Zeitlang hielt sich hartnäckig das Gerücht, die Pressekonferenz mit dem Bundestrainer vor dem Ländervergleich mit Frankreich am Mittwochabend (21 Uhr/ARD und im Live-Ticker bei DerWesten) würde im „Salon Bagatelle“ des Pariser Hotels Concorde La Fayette stattfinden. Und das hätte den Kritikern von mitten in den regen Bundesligabetrieb hinein platzierten Testspielen sicher gut in den Kram gepasst. Sie kommen schließlich beim Zusammenrechnen der schlechten Nachrichten, die Joachim Löw in den vergangenen Tagen erreichten, ungefähr zu folgendem Ergebnis: Seht her, die Partie ist eine Nichtigkeit, niemand will sie, nicht einmal die Spieler, deshalb melden sie sich doch reihenweise dienstuntauglich!

Bundestrainer Löw hat den Kampf um die Stammplätze eröffnet

Der Bundestrainer erschien am Dienstagnachmittag dann aber doch im „Meeting Room Neuilly“ des Hotels und berichtete unter anderem von Telefonaten mit Klubärzten, die ihm versichert hätten, dass die krank gemeldeten Spieler tatsächlich krank und damit seriös entschuldigt seien.

Auch interessant

Je nachdem, wie die Arbeit gegen „Franzosen, die zu ihrer alten Stärke zurückgefunden haben“, verrichtet wird, könnte sich ihre Absenz allerdings zumindest für die Dortmunder Marcel Schmelzer, Mario Götze und Marco Reus nachteilig auswirken. Löw hat vor der ersten Partie 2013 bestimmt: „Wir wollen in einem Nichtturnierjahr den Konkurrenzkampf auf allen Positionen fördern.“ Und überall da, wo sich das BVB-Trio in den Post-EM-Monaten in den Vordergrund gespielt hat, lauern Kräfte, die zurück in die Startformation drängen.

Lukas Podolski zum Beispiel will die Bank wieder verlassen und seine beachtliche Länderspielbilanz weiter aufpolieren. Eine starke Leistung im Stade de France würde dem Arsenal-Mann, der fast über ein Jahrzehnt hinweg immer zu den ersten elf Freunden gehörte, sicher einen Stoß nach vorn geben. Reus dagegen, der nach Aufsehen erregenden Leistungen bei und nach der EM schon fast einen Stammplatz für sich reklamieren konnte, müsste sich bei der Vergabe des linken Offensiv-Pöstchens zunächst einmal wieder etwas weiter hinten anstellen.

Kapitän Lahm soll gegen Frankreich auf der rechten Seite spielen

Für den schwarzgelben Kollegen Schmelzer ist die Lage möglicherweise sogar noch prekärer. Seine Performance auf der linken Defensivseite wurde selten mit sattem Wohlwollen betrachtet. Und nun hat sich Löw in Paris dazu entschlossen, weitere Alternativen durchzuprobieren. „Ich plane mit Philipp Lahm auf der rechten Seite“, verkündete der Bundestrainer und machte mit der Absage an das jahrelang beliebte Kapitänlein-wechsel-dich-Spiel wahrscheinlich, dass der Ex-Rechte Jerome Boateng erneut die Chance erhält, sich irgendwo in der Abwehr fest anzuketten. Diesmal da, wo Schmelzer nicht sein kann.

Auch interessant

Freude bereitet es dem Chef aber nicht, dass sein Gedankengebäude durch insgesamt fünf Krankmeldungen umgestoßen wurde. „Im Vorfeld plant man natürlich mit dem einen oder anderen Spieler“, hat Löw etwas zerknirscht eingestanden. Und während die fehlenden Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose bereits als Marmorsäulen des nationalen Palastes gelten, sind es gerade Reus, Schmelzer und der im Vereinsverbund aktuell überragend auftrumpfende Götze, die ihren Weg hinein ins Establishment fortsetzen sollten.

Auch deutsche Nationalelf benötigt 18 bis 20 Top-Leute

Ohne sie wird dieser Test gegen Franck Ribery und Co zu einer neuen Wertbestimmung für die bereits erfolgreich bekämpfte Konkurrenz. Schaden, meinte der Bundestrainer, könne auch diese Konstellation nicht: „Jede gute Mannschaft braucht 18 bis 20 Topleute.“ Und zwar, um nach vollzogener Qualifikation bei der WM 2014 endlich einen Titel einzufahren. Dass ein französischer Journalist im Room Neuilly tatsächlich zu fragen wagte, ob sich die bei den jüngsten Großereignissen stets knapp gescheiterte deutsche Elf als „romantischer Verlierer“ fühle, das empfand der Bundestrainer nämlich keineswegs als Bagatelle.