Frankfurt/Main. . In der Zentrale der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt saßen zuletzt die Feindbilder vieler Fans. Im Streit um das Sicherheitskonzept waren sie auf die Barrikaden gegangen. Jetzt öffnet ihnen die DFL die Tür im wahrsten Sinn des Wortes.
Von einem Fan- oder gar Friedensgipfel will keiner etwas wissen, aber es ist dennoch ein bemerkenswertes Treffen: Nach monatelangen öffentlichen Auseinandersetzungen in der Sicherheitsdebatte hat die Deutsche Fußball Liga Fanvertreter - auch aus der Ultra-Szene - nach Frankfurt/Main eingeladen. In der DFL-Zentrale sitzen an diesem Dienstag (10.00 Uhr) Sprecher von "Pro Fans", "Unsere Kurve", "12:12" und "BAFF" (Bündnis Aktive Fußball-Fans) sowie Fanbeauftragte von Vereinen mit den Spitzenmanagern Christian Seifert und Andreas Rettig an einem Tisch.
Ein Treffen auf Arbeitsebene
"Es ist kein Gipfeltreffen, sondern ein Treffen auf Arbeitsebene. Es geht darum, sich auszutauschen", sagt der neue DFL-Geschäftsführer Rettig. Er war schon auf dem Fangipfel am 1. November in Berlin als einer der wenigen Funktionäre präsent und warnt jetzt: Man dürfe nicht wieder den Fehler machen, die Gespräche "zu einem Medienspektakel zu machen".
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Der 49 Jahre alte langjährige Bundesliga-Manager (SC Freiburg, 1. FC Köln, FC Augsburg) soll an seinem neuen Arbeitsplatz vermitteln zwischen der DFL und jenen Anhängern, die zum Ende der Rückrunde nicht nur mit der Schweigeaktion "12:12" in den Bundesliga-Stadien gegen das lange umstrittene und inzwischen beschlossene Sicherheitskonzept protestiert hatten. Die Organisatoren haben zum Jahreswechsel angekündigt, dass die Kampagne nach der Winterpause nicht fortgesetzt wird - sich weitere Maßnahmen aber vorbehalten.
"Fanfreundliches Stadionerlebnis"
"Wir machen das Aussetzen des Stimmungsboykotts nicht vom Erfolg dieser Gespräche abhängig, sondern davon, dass die Clubs beschlossene Maßnahmen wie die Reduzierung des Auswärtskontingents, nicht in die Tat umsetzen", sagt "12:12"-Sprecher Jan-Henrik Gruszecki. Die Initiative hat die Anhänger dazu aufgerufen, gemeinsam mit den Fanverbänden und Fanclubs ein Konzept für ein "Fanfreundliches Stadionerlebnis" zu erstellen und dessen Umsetzung einzufordern.
"Wir freuen uns, dass es diese Einladung gibt. Aber wir haben keine sehr hohen Erwartungen", meint Ben Praße von "Unsere Kurve". Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sieht das Treffen als den richtigen Schritt an. "Wir müssen für Sicherheit in den Stadien sorgen", fordert er. "Und ich hoffe, dass dies auch weiterhin im Dialog mit den Hardcore-Fans aus der Kurve passiert. Dass man einen Weg findet, wo sie zufrieden sind, wo sie ihre Leidenschaft, das "Fantum", ausleben können."
Die Ligaversammlung der 36 Proficlubs hatte am 12. Dezember das Sicherheitskonzept verabschiedet. Zuvor waren die Wogen hochgeschlagen - vor allem im Lager der Ultras, die mit ihrer Schweigeaktion weite Teile der Fans bis zum letzten Hinrunden-Spieltag mitrissen. "Scheiß DFL"-Rufe wechselten sich da in den Stadien regelmäßig mit "Scheiß DFB"-Rufen ab.
Deutschland hat eine "einmalige Fußball- und Stadionkultur"
Jetzt stehen die Fanvertreter in der DFL-Zentale ante portas - auf Einladung. "Durch die Beschlüsse steht garantiert die Fan- und Fußballkultur in Deutschland nicht auf dem Spiel", betont Christian Seifert, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, noch einmal im "Kicker". "Wenn jeder vor seiner Haustür kehrt, die Clubs, die Verbände, aber auch einige Fanorganisationen, dann werden wir das Ziel erreichen, das alle eint. Wir haben in Deutschland eine einmalige Fußball- und Stadionkultur, die alle wollen." (dpa)