Frankfurt/Main. . Fußball-Bundestrainer Joachim Löw sieht das Jahr 2012 im Rückblick keinesfalls als das bisher schwierigste seiner Amtszeit an. „Schwierig waren die Tage und Wochen, nachdem sich Robert Enke das Leben genommen hatte. Ich kann das schon alles recht gut einordnen“, sagte Löw im Gespräch mit dfb.de.

Joachim Löw habe nach dem 1:2 gegen Italien im Halbfinale der EM in Polen und der Ukraine allerdings eine gewisse Distanz gebraucht, „um die Dinge zu verarbeiten. Nach der EM habe ich dann schnell wieder gespürt, wie groß die Motivation, die Lust in mir ist. Zumal der DFB mit seinem Präsidenten Wolfgang Niersbach komplett hinter mir steht. Die Arbeit mit der Mannschaft, dem Trainerteam und den Betreuern macht mir unverändert großen Spaß. Deshalb freue ich mich auf die nächsten Monate.“

Seinen Auftrag als Bundestrainer sehe er vor allem darin, die spielerischen Möglichkeiten der Mannschaft voll auszuschöpfen. „Ich ziehe eine große Befriedigung daraus, wenn ich sehe, dass dies gelingt“, sagte Löw: „Wenn wir 2014 den WM-Titel nicht gewinnen, werden wir enttäuscht sein, es heißt aber nicht zwangsläufig, dass wir dann enttäuscht haben müssen.“

Prinzipiell könne es keine Garantie auf Titel geben, Erwartungen seien an der Realität zu orientieren, „nicht an Hoffnungen und Träumen. Die Spanier haben Jahrzehnte auf den Titel hingearbeitet, Argentinien ist 1986 zum letzten Mal Weltmeister geworden. Ich finde, dass wir Deutschen gut daran tun, auch die Leistungen anderer Nationen zu respektieren. Jeder Gegner verdient Respekt.“

„Die Qualifikationsrunde ist kein Selbstläufer“

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Grundsätzlich ist es Löw aber noch viel zu früh, über 2014 zu reden: „Die Qualifikationsrunde ist kein Selbstläufer. Nicht nur die Schweden, auch Österreich und Irland können Fußball spielen. Und ich habe auch großen Respekt vor den Anstrengungen in Kasachstan und auf den Färöern.“ Klar sei aber auch, „dass wir das Selbstbewusstsein haben, um den Anspruch zu formulieren, dass wir diese Gruppe gewinnen wollen“.

Ein anderes Ziel für 2013 ist für Löw das Thema Teambuilding. „Wir müssen, wollen und werden uns als Team entwickeln. Uns hat zuletzt manchmal die Balance gefehlt“, sagte der 52-Jährige: „Wir haben unseren Spielstil gefunden, aber noch nicht perfektioniert.“

Auf privater Ebene hat Joachim Löw für 2013 keine speziellen Vorsätze, will sich aber ein paar ganz persönliche Wünsche erfüllen. „Ich wollte beispielweise gemeinsam mit ein paar Freunden schon Anfang Dezember einen Helikopter-Flug über den Schwarzwald machen“, sagte der Bundestrainer. Leider habe das aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht geklappt: „Aber wir wollen das auf jeden Fall nachholen. Es ist bestimmt toll, sich die Heimat einmal von oben anzuschauen.“

Löw möchte den entscheidenden Schritt mit der Nationalmannschaft machen

Generell reize es ihn, die Dinge von oben aus der Vogel-Perspektive zu betrachten: „Ich habe schon einiges probiert, bin mit einem Ultraleicht-Flugzeug geflogen, habe Paragliding gemacht. Fallschirmspringen wollte ich auch schon, auch da hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Löw, der vor zehn Jahren den Kilimandscharo bezwang, ist außerdem ein begeisterter Bergsteiger. „Mir gefällt es beispielsweise, mit den Gedanken ganz für sich alleine zu sein“, sagte er bei dfb.de: „Vor allem reizt mich, in manchen Momenten an die Grenze zu gelangen. Und diese zu überwinden. Das ist körperlich wie geistig eine faszinierende Erfahrung.“

Es präge den Charakter, „wenn man sich Schritt für Schritt weiter quälen muss, wenn man an den Punkt kommt, an dem man glaubt, dass man nicht mehr in der Lage ist, noch weiter zu gehen. Und dann macht man diesen Schritt, diesen einen entscheidenden, den man dann doch schafft.“

Dieser Gedanke sei es, der ihn auch in seiner Arbeit mit seinen Spielern antreibe. Löw: „Ich möchte mit der Nationalmannschaft genau diesen einen Schritt machen.“ (sid)