Hannover/Charkiw/Bukarest. Mit seinem höchsten Auswärtssieg im Europapokal hat sich der VfB Stuttgart in der Euro League eine hervorragende Ausgangsposition für den Einzug in die K.o.-Runde geschaffen. Der VfB gewann mit 5:1 in Bukarest. Hannover 96 spielte 0:0 gegen Twente Enschede, Leverkusen verlor 0:2 in Charkow.

Traumtore und eine Halbzeit wie aus dem Fußball-Lehrbuch: Mit seinem höchsten Auswärtssieg im Europapokal hat sich der VfB Stuttgart in der Europa League eine hervorragende Ausgangsposition für den Einzug in die K.o.-Runde geschaffen.

Die Schwaben gewannen bei Steaua Bukarest nach ihrer mit Abstand besten Saisonleistung 5:1 (4:0) und behaupteten hinter Rumäniens Rekordmeister Platz zwei in Gruppe E. Am 6. Dezember kann das Team von Trainer Bruno Labbadia das Ticket für die Runde der letzten 32 mit einem weiteren Sieg gegen den norwegischen Meister Molde FK im abschließenden Vorrundenspiel buchen.

Vier Stuttgarter Tore in 18 Minuten

Kapitän Serdar Tasci (5.), Martin Harnik (18.) und Shinji Okazaki (31.) trafen allesamt per Kopf. Gotoku Sakai (23.) komplettierte den Torreigen in Halbzeit eins mit seinem Volleyschuss in den Torwinkel. Es war die höchste Pausenführung des in allen Belangen besseren VfB bei einem Auswärtsspiel im Europapokal. Zehn Minuten nach Pause baute Okazaki die Führung der Stuttgarter mit seinem zweiten Treffer aus. Bei seinen zahlreichen Kontern vergab der VfB sogar einen noch höheren Erfolg. Mihai Costea (83.) erzielte den Ehrentreffer für Bukarest.

"Oh, wie ist das schön", sangen die Stuttgarter Fans, sie hatten Historisches gesehen: Stuttgart stellte die Bestmarke vom bisher höchsten Auswärtssieg im Europacup (5:1 beim KSK Beveren) aus dem Oktober 2004 ein. Im Juli 2000 gab es außerdem ein 6:1 im Intertoto-Cup bei Xamax Neuchatel.

Stuttgart zeigte sich im "Hexenkessel" (Labbadia) Arena Nationala vor 55.000 fanatischen Zuschauern bestens gerüstet für die kommenden Bundesliga-Derbys in Freiburg und gegen den schwäbischen Nachbarn Augsburg. Steaua, das seit 17 Pflichtspielen unbezwungen war, hatte in der ersten Halbzeit nur eine einzige echte Torchance. Auch nach dem Seitenwechsel beherrschte der VfB das Geschehen nach Belieben.

Tascis Einsatz war wegen muskulärer Probleme bis zuletzt fraglich gewesen. Doch nach einer Ecke von Zdravko Kuzmanovic war der Kapitän zur Stelle und köpfte aus fünf Metern im Fallen, gestoßen von seinem Gegenspieler Florin Gardos, ein. Nach einem Freistoß von Kuzmanovic lenkte Torhüter Ciprian Tatarusanu den Ball unglücklich zu Harnik, der am rechten Pfosten nur noch eindrücken musste - 0:2.

Sakais Treffer bereitete Okazaki, der für Ibrahima Traoré ins Team gerückt war, mit einem Querpass vor. Sakai nahm den Ball mit dem linken Fuß direkt ab und drosch ihn aus 20 Metern ins Tor. Die Hereinnahme von Okazaki, der nach Sakais Flanke einköpfte, war die einzige Änderung nach dem 2:1 in Mönchengladbach. Maza ersetzte im Abwehrzentrum erneut den kranken Georg Niedermeier. Der ebenfalls erkrankte Christian Gentner kämpfte sich bis zur Pause durch, ehe ihn Labbadia durch Tamas Hajnal ersetzte.

Zuvor hatte Vedad Ibisevic sogar das mögliche 5:0 vergeben, als er selbst abschloss und an Torwart Tatarusanu scheiterte, anstatt den mitgelaufenen Gentner zu bedienen (45.). Das rächte sich jedoch nicht mehr, war Steaua im Vergleich zu dem guten Auftritt beim 2:2 im Hinspiel doch nicht wiederzuerkennen. Nach Okazakis zweitem Tor, einem Abstauber aus zehn Metern, verließen die ersten rumänischen Fans das Stadion. Costeas später Treffer blieb nur Ergebniskosmetik für die Gastgeber. (sid)

Hannover - Twente Enschede 0:0 - Hannover verpasst vorzeitigen Gruppensieg 

Für das Bayern-Gastspiel geschont, die Chance auf den Gruppensieg gewahrt: Mit Minimalistenfußball und einem langweiligen 0:0-Unentschieden in der Europa League gegen Twente Enschede hat Hannover 96 die Geduld seiner enttäuschten Fans arg strapaziert. Dennoch reicht den Niedersachsen in der letzten Partie der Vorrunde bei UD Levante ein Remis, um als Tabellenerster in die Zwischenrunde einzuziehen.

Hannover spielte ohne Lars Stindl und Mame Diouf

Ohne den gesperrten Lars Stindl und ohne den angeschlagenen Torjäger Mame Diouf (Knieprobleme) fehlte den Niedersachsen fast während der gesamten Spielzeit der Zug nach vorn. So entwickelte sich zwischen den bereits für die Zwischenrunde qualifizierten Norddeutschen und den vom ehemaligen Wolfsburger Trainer Steve McClaren betreuten Gästen eine von Mittelfeldgeplänkel geprägte Partie. Gäste-Spieler Rasmus Bengtsson sah in der 84. nach einer Notbremse gegen Artur Sobiech die Rote Karte.

Die Höhepunkte in Hälfte eins waren dünn gesät. In der 14. Minute schob Willem Janssen aus zwölf Metern Entfernung den Ball knapp am rechten Torpfosten vorbei. In der Folgezeit verstärkten die Niederländer, die sich nur bei einem Sieg noch Hoffnungen auf die nächste Runde hätten machen können, ihre Angriffsbemühungen, doch die Attacken wurden in den allermeisten Fällen zu durchsichtig vorgetragen.

Bereits nach einer halben Stunde waren erste Pfiffe der 35.800 Zuschauer in der Arena zu hören. 96-Trainer Mirko Slomka schickte fast zeitgleich seine Reservisten zum Warmmachen an den Spielfeldrand. In der 36. Minute hatten die Platzherren ihre erste Gelegenheit in Führung zu gehen, doch ein Distanzschuss von Jan Schlaudraff verfehlte sein Ziel.

Nach dem Seitenwechsel war der Bundesliga-Sechste weiterhin bemüht, für das schwere Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) beim deutschen Rekordmeister Bayern München möglichst wenig Kräfte zu lassen. Im Twente-Strafraum spielte sich lange herzlich wenig ab, lediglich ein Distanzschuss von Sergio da Silva Pinto (60.) sorgte kurz für Gefahr, fünf Minuten später verzog der Schweizer Adrian Nikci, weitere 120 Sekunden später der eingewechselte Didier Ya Konan.

Schlaudraff war der beste 96-Profi

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Aber auch der aktuelle Tabellenzweite der niederländischen Ehrendivision trug kaum etwas zu einem ansehnlichen Spiel bei. Die "Tokkers" schienen von Beginn an nicht mehr an ihre Chance auf ein Weiterkommen zu glauben und riskierten viel zu wenig, um die Platzherren ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen.

Schlaudraff, der sich immer wieder um den Spielaufbau bei den "Roten" bemühte, war noch der beste 96-Profi, daneben brachte Mittelfeldspieler da Silva Pinto eine solide Leistung. Stärkste Enschede-Akteure waren Janssen und Bengtsson. (sid)

Metalist Charkow - Leverkusen 2:0 - Bayer verpasst Gruppensieg 

Im "zweiten Anzug" hat Bayer Leverkusen zwar keine schlechte Figur gemacht, den Gruppensieg in der Europa League aber trotzdem verpasst. Die sehr junge B-Elf des Werksklubs unterlag im Topspiel der Gruppe K bei Metalist Charkow mit 0:2 (0:0) und muss damit in der Tabelle den abgeklärteren Ukrainern den Vortritt lassen.

Mit 13 Punkten ist Metalist von den ebenfalls bereits für die K.o.-Runde qualifizierten Leverkusenern (10 Punkte) am letzten Spieltag aufgrund des direkten Vergleichs nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.

Die erste Europacup-Niederlage der Saison für Bayer besiegelten Jonathan Cristaldo (46.) mit seinem Treffer rund 30 Sekunden nach dem Seitenwechsel und sowie Cleiton Xavier (85.). Leverkusen musste damit im fünften Spiel die ersten Gegentreffer in der Europa League hinnehmen. Das abschließende Heimspiel am 6. Dezember gegen Rosenborg Trondheim hat somit nur noch statistischen Wert.

Teamchef Sami Hyypiä und Trainer Sascha Lewandowski hatten mit dem Ticket für die Zwischenrunde in der Tasche wie angekündigt kräftig rotiert. Die Startelf vom jüngsten 2:0 gegen Schalke veränderte das Duo auf acht Positionen, vier Junioren-Spieler kamen zum Einsatz. Entsprechend spielte die Werkself vor 39.218 Zuschauern in der EM-Arena zwar nicht wie aus einem Guss, aber trotzdem mutig nach vorne.

Cristaldo ließ Leno kurz nach der Pause keine Chance

Folgerichtig kamen die Gäste zu den besten Torchancen der ersten Hälfte gegen die mit Profis aus Südamerika gespickten Ukrainer. Carlinhos (19.) verpasste nach einem Doppelpass mit Renato Augusto den Führungstreffer ebenso nur knapp wie Junior Fernandes (36.), dessen Schuss Torwart Olexander Gorjainow an die Querlatte lenkte.

Erst danach kamen die Hausherren besser ins Spiel und Bayer-Keeper Bernd Leno verhinderte den Rückstand mit einem starken Reflex bei einem Kopfball durch Xavier (42.) aus kurzer Distanz. Der Torhüter war nur als Nachzügler am Donnerstagmittag in der Ukraine angekommen, da er am Vortag wegen seines fehlenden Reisepasses den Abflug verpasst hatte und nachreisen musste.

Nur wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff wurden Leno und seine jungen Teamkollegen von der Metalist-Millionentruppe dann eiskalt erwischt: Nach einem hohen Ball aus der eigenen Hälfte genau in den Lauf von Cristaldo ließ der Stürmer Leno mit einem Schuss ins kurze Eck keine Chance. Leverkusen versuchte im Anschluss zwar, den Druck nochmals zu erhöhen, doch Charkow ließ wenig zu, verteidigte aufmerksam und lauerte auf Konter. Xaviers später Treffer besiegelte die Niederlage endgültig.

Freiwillig verzichtet hatte das Duo Hyppiä/Lewandowski bei der Ukraine-Reise auf die Stammkräfte André Schürrle, Lars Bender, Gonzalo Castro und Ömer Toprak verzichtet. Auch Kapitän Simon Rolfes blieb in der Heimat, da seine Frau ihr zweites Kind erwartet. Verletzungsbedingt musste der Werksklub, der in der Bundesliga am Sonntag (17.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) bei 1899 Hoffenheim antreten muss, auf Hajime Hosogai, Michal Kadlec, Daniel Schwaab, Sidney Sam und Karim Bellarabi verzichten.

Aufseiten der Leverkusener überzeugten Carlinhos und Dominik Kohr, bei Charkow verdienten sich Cristaldo und Cleiton Xavier die Bestnoten. (sid)