Stockholm/Essen. . Der für seine Exzentrik bekannte schwedische Nationalspieler Zlatan Ibrahimovic traf beim 4:2-Sieg der Schweden gegen England mit einem Fallrückzieher aus 25 Metern Entfernung. Kein anderer Fußballer vereint Genie und Wahnsinn so wie er.

Dumm gelaufen. Das „Tor des Jahres“ wird nämlich gar nicht das „Tor des Jahres“.

Geschossen hat das Tor Zlatan Ibrahimovic, der verrückte Schwede. Beim 4:2-Sieg im Freundschaftsspiel gegen England erzielte der Fußball-Nationalspieler nicht nur alle vier Tore für die Gastgeber, er traf in der Nachspielzeit auch noch per Fallrückzieher. Und zwar aus einer Entfernung von 25 Metern.

Pech für den 31-Jährigen, der in der Sommerpause für 37 Millionen vom AC Mailand zu Paris St. Germain gewechselt war: Der Fußball-Weltverband Fifa hatte zwei Stunden vor dem Anpfiff in Stockholm eine Liste mit den zehn schönsten Toren des Jahres veröffentlicht, aus denen nun das „Welt-Tor“ gekürt wird. Eine Nachnominierung von Ibrahimovics Treffer lehnten die Funktionäre am Tag nach dessen Zauberstück ab.

Ibrahimovic hat sich aus härtesten Ecke Schwedens in die Topvereine der Fußballwelt katapultiert

Eine Reaktion des Schweden darauf ist nicht bekannt. Vorstellbar ist dabei allerdings alles: Vom Wutausbruch bis zum Schulterzucken, denn Ibrahimovic ist unberechenbar. Er stammt aus einer der härtesten Ecken Schwedens, aus dem Rosengard. In dieser Siedlung von Malmö liegt die Arbeitslosenquote bei 62 Prozent, 85 Prozent der Einwohner haben einen Migrationshintergrund. Die Eltern von Ibrahimovic stammen aus Jugoslawien. Doch ihr Sohn hat Malmö bereits lange hinter sich gelassen.

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Vor zwölf Jahren begann er seine Tour durch Europas Top-Vereine, die im Laufe der Zeit 170 Millionen an Ablösesummen für ihn ausgaben. Rekord! Er war unter anderem bei Ajax Amsterdam, beim AC Mailand, beim FC Barcelona und landete jetzt Dank der Millionen eines Scheichs in Paris. In 14 Spielen hat er bereits zwölf Tore für Paris St. Germain erzielt. Aber: Er hat auch schon einen gegnerischen Torhüter per Karate-Tritt auf den Rasen befördert.

An Selbstbewusstsein mangelt es Ibrahimovic nicht

Der Mann hat einen schwarzen Gürtel in Karate, und offensichtlich einen zweiten schwarzen Gürtel in Ausgeflipptheit. Beim FC Barcelona war er damals mit Trainer Pep Guardiola nicht zufrieden, marschierte zum Vorstand und forderte den Rauswurf des Trainers mit den Worten: „Diesen Philosophen brauchen wir hier nicht. Der Zwerg und ich reichen völlig aus.“ Mit dem Zwerg meinte Ibrahimovic Lionel Messi, den Weltfußballer aus Argentinien.

Mangelndes Selbstbewusstsein war also nie das Problem des 31-Jährigen. Nur aus diesem Selbstverständnis ist auch zu erklären, dass er im Spiel gegen England 25 Metern vor dem Tor zum Fallrückzieher ansetzte. Genie und Wahnsinn gelten mit Recht als Geschwister. Nachdem der Ball tatsächlich zum 4:2-Endstand ins Tor getrudelt war, riss sich der Stürmer sein Trikot vom Leib und gab später zu: „Es war auch etwas Glück dabei.“ Die schwedische Zeitung Svenska Dagbladet lobte ihn: „Er holt die Sterne vom Himmel.“

Zumal Ibrahimovic bei einer anderen Wahl vor dem Spiel gegen England mal wieder gewonnen hatte: Er wurde zum sechsten Mal in Folge zu Schwedens Fußballer des Jahres gekürt. „Das zeigt, dass ich ein gutes Jahr hatte“, freute er sich darüber. Und wer jetzt die Fifa-Wahl zum schönsten Tor des Jahres gewinnt, ist ihm doch egal. Er weiß: Diese Ehre gehört ihm sowieso.