Dublin. Dreieinhalb Monate nach dem peinlichen Aus bei der EM muss Irland um die WM-Teilnahme bangen. Nach dem 1:6 gegen Deutschland platzte den Iren der Kragen. Ihre Aufforderung an Trainer Trapattoni war eindeutig: “Geht jetzt.“
Die schlimmste Heimpleite der irischen Fußball-Nationalmannschaft hat die Fans auf der grünen Insel bis ins Mark getroffen. Still und fassungslos verließen die treuen und auch stolzen Supporter der "Boys in Green" das Stadion an der Lansdowne Road in Dublin nach dem 1:6 der überforderten Mannschaft von Nationaltrainer Giovanni Trapattoni gegen Deutschland am Freitagabend. Nicht einmal gekämpft haben sie, hieß es gegen Mitternacht an den Zapfhähnen, wo der Frust mit ein paar Pints runter gespült wurde.
Am Morgen dann ließen die Medien den Befindlichkeiten der Leute, die vor Schock über ein sportliches Drama am Vorabend noch verborgen waren, in riesigen Lettern freien Lauf. "Geh jetzt!", titelte die "Irish Daily Mail" am Samstag. Trapattoni, der 73 Jahre alte Maestro, hat in den Augen der Iren "fertig". Die stolzen Menschen mussten dreieinhalb Monate nach dem peinlichen Aus bei der EM mit drei Niederlagen und 1:9 Toren und einem 2:1-Zittersieg beim Gruppengegner Kasachstan die nächste Demütigung hinnehmen.
Irische Nationalmannschaft erntete Buhrufe nach dem Schlusspfiff
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Trapattoni, der auf gleich sechs Stammkräfte wie Kapitän Robbie Keane hatte verzichten müssen, reagierte selber verwirrt. Es war schwierig für ihn, eine nüchterne Analyse zu finden. Die wegen Verletzungen fehlenden Stammspieler hätten eine Rolle gespielt, versuchte er in einem grotesken, bizarren Auftritt nach dem Spiel zu erklären. "Ich bin stolz auf das Team, die Ergebnisse und die Spieler, weil ich ihre Stärken kenne", sagte der einstige Bundesliga-Coach von Bayern München und dem VfB Stuttgart. Aber eine wirkliche Erklärung konnte er für das, was sich ab der 30. Minute vor 51.700 Zuschauern abspielte, nicht geben. Er stammelte unverständliches Kauderwelsch in englischer Sprache, die Hilfe seiner Übersetzerin wollte er nicht in Anspruch nehmen und lieferte damit eine Slapstick-Komödie.
"Fighting Irish" ist ein feststehender Begriff. Davon war nichts zu sehen, es gab Pfiffe und Buhrufe nach dem Schlusspfiff. 2008 hat Trapattoni seine Mission begonnen, war mit Irland an der Qualifikation für die WM in Südafrika wegen eines nicht geahndeten Handspiels von Thierry Henry gescheitert. Dann folgte aber die Qualifikation für die EM. Und nun nahm Deutschland möglicherweise alle Illusionen, dass man vielleicht den zweiten Gruppenplatz erreichen könnte. Schon das 2:1 in Kasachstan war ein Glückssieg. Am Dienstag nun muss man gegen die Färöer ran, die Schweden bereits ordentlich zu schaffen machten.
Die Medien, aber auch die Fans wollen den Neuanfang offenbar nicht mehr mit Trapattoni. "Als sein Gesicht nach dem Abpfiff auf der Anzeigentafel im Stadion erschien, sah er wie ein geschlagener Mann aus", schrieb die Irish Times. (dapd)