Köln. . Nach einer beinahe makellosen Qualifikation kämpfen die deutschen U21-Fußballer in den Play-offs gegen die Schweiz um die EM-Teilnahme. Trotz der zuletzt starken Leistungen geht es dabei wohl auch um die Zukunft von Trainer Rainer Adrion.
Die Bilanz liest sich beeindruckend. Ungeschlagen haben Deutschlands beste Nachwuchsfußballer die Gruppenphase der EM-Qualifikation absolviert, neun Siege aus zehn Spielen stehen für die U21-Nationalmannschaft zu Buche - und doch startet das Team von Rainer Adrion am Freitag (18.00 Uhr/Eurosport) in Leverkusen bei null, wenn es im Play-off-Hinspiel gegen die Schweiz um die EM-Teilnahme geht. „Ein gefühltes Halbfinale in der Champions League“ sei das, sagte Adrion dem kicker: „Statt dem Finale wartet die EM in Israel.“
„Mit einem Titel einen Namen machen“
Für viele der jungen Spieler ist das Turnier im Juni 2013 die Chance, sich international zu profilieren. Ihre Vorgänger haben das gezeigt. „Mesut Özil, Sami Khedira, Mats Hummels“, sagt Kapitän Lewis Holtby, „diese Spieler haben sich alle schon mit dem Titel in der U21 einen Namen gemacht.“ 2009 gelang den heutigen Leistungsträgern der A-Nationalmannschaft der Sieg bei der U21-EM in Schweden - damals noch unter der Leitung von Horst Hrubesch. Für Nachfolger Adrion scheiterte die Mission Titelverteidigung bereits in der Qualifikation, die EM 2011 fand ohne deutsche Beteiligung statt.
Der Trainer steht nun unter Druck. Trotz der zuletzt so starken Leistungen würde ein neuerliches Scheitern wohl das Ende seiner Amtszeit bedeuten. „Mit diesen Szenarien“, sagt der 59-Jährige, „will ich mich jetzt nicht beschäftigen. Das kostet nur unnötige Energie.“ Alle Konzentration gelte den kommenden Spielen - und dem Gegner. Wer die Schweiz unterschätzt, erntet ungläubige Blicke von Adrion.
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„Die Schweiz ist kein Fußballzwerg, mit so einer Einstellung brauchen wir gar nicht erst in die Spiele zu gehen“, sagt der frühere Bundesliga-Trainer. Als amtierender Vize-Europameister gehen die Eidgenossen in die Entscheidungsspiele, 2011 in Dänemark scheiterten sie im Finale erst an Spanien. Viele Spieler gehören zum Stamm bei den Grasshoppers Zürich, die als Tabellenführer momentan die Super League dominieren.
„Zum richtigen Zeitpunkt Topleistung abrufen“
Ruft seine Mannschaft ihr Potential am Freitag und im Rückspiel am Dienstag (17.30 Uhr/ARD) in Luzern ab, da ist sich Adrion dennoch sicher, „dann ist auch die Tür zur EM weit offen. Und dann werden wir durchgehen.“ Im Hinspiel wird er dabei auf Patrick Hermann und Sebastian Rode verzichten müssen.
Mönchengladbachs Hermann leidet an einer Zerrung, Shootingstar Rode von Eintracht Frankfurt kuriert eine Mandelentzündung aus. Dem Kader habe der Trainerstab den Ernst der Lage klar gemacht. „Alle Spieler wissen genau, worum es geht“, sagt Adrion: „Nämlich jetzt, zum richtigen Zeitpunkt, ihre Topleistung abzurufen.“
Dies muss ihnen unter dem Eindruck des schweren Auto-Unfalls ihres Teamkollegen Boris Vukcevic gelingen. Der 22-Jährige von 1899 Hoffenheim liegt mit lebensgefährlichen Verletzungen weiterhin im Koma. „Wir spielen auch für Boris“, sagte Adrion: „In Gedanken sind wir bei ihm und wollen auch für ihn diese beiden Spiele gewinnen.“ Die Anteilnahme drückt das Team mit einer gemeinamen Aktion aus: Vor dem Hinspiel wird sich die gesamte Mannschaft im Trikot mit Vukcevics Namen und dessen Rückennummer sieben aufwärmen. (sid)