München. Vier Monate nach dem verlorenen Finale im eigenen Wohnzimmer spielt Bayern München wieder in der Champions League. Der deutsche Rekordmeister empfängt den FC Valencia und kann dabei auf Franck Ribéry und Arjen Robben zurückgreifen. Der Spanier Javi Martinez könnte gegen seine Landsleute sein Startelf-Debüt geben.

Exakt vier Monate ist der bitterste Tag ihrer bisherigen Karriere her, wenn die Spieler von Bayern München am Mittwochabend (20.45 Uhr/ live im DerWesten-Ticker) zur Champions-League-Hymne den Rasen der heimischen Arena betreten. Das Ambiente, die Musik, die Fans, alles wird vor der Partie gegen den FC Valencia erinnern an das verlorene Finale im eigenen Wohnzimmer: "Aber wir kommen mit der Jetzt-erst-recht-Einstellung. Es ist der Startschuss zu einer hoffentlich wunderbaren Saison", sagte Kapitän Philipp Lahm am Dienstag. Die Vergangenheitsbewältigung beim Rekordmeister soll nach 122 Tagen vorbei sein - und schon vor dem Start in die Gruppenphase der Champions League träumen die im Vergleich zum Vorjahr verstärkten Münchner insgeheim vom Finale.

Zwölf Spiele sind es bis zum Endspiel im Londoner Wembley-Stadion am 25. Mai 2013. "Wir greifen wieder an und wollen dahin, wo wir zweimal waren. Und dann gewinnen", sagte etwa Lahm kampfeslustig. Auch Trainer Jupp Heynckes ist sich sicher, dass "das Finale ad acta gelegt ist". Mit dem Selbstbewusstsein von fünf Siegen zum Start in die Saison betreten die Bayern die europäische Fußball-Bühne. Das gelang zuletzt - wie passend - in der Saison 2000/01: Anschließend wurde Bayern nicht nur Meister, sondern gewann ausgerechnet gegen den FC Valencia den bislang letzten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte. Den entscheidenden Elfmeter verschoss damals Mauricio Pellegrino, heute Valencias Coach.

Jupp Heynckes warnt vor dem FC Valencia.
Jupp Heynckes warnt vor dem FC Valencia. © imago

Jupp Heynckes von Valencia beeindruckt

Die Vorzeichen könnten also kaum besser sein, aber Heynckes war es am Dienstag schon wieder zu viel der Statistik und des Aberglaubens. "Das mag ich nicht. Ich halte nichts davon, jetzt schon über London zu sprechen oder Wembley", sagte der 67-Jährige auf die unzähligen Nachfragen leicht genervt und versuchte wie gewohnt krampfhaft, den Fokus auf das Sportliche zu lenken. "Valencia gehört zu den großen Drei in Spanien. Ich bin sehr beeindruckt von der Mannschaft".

Trotz der mahnenden Worte des Trainers machte immerhin Lahm keinen Hehl daraus, dass auch gegen den im Vergleich zu Bate Borrisow und OSC Lille wohl stärksten Gegner der Gruppe F "nur drei Punkte zählen." Die "Wiesn"-Zeit mit einem Misserfolg einzuläuten, würde so überhaupt nicht zum derzeitigen bayerischen Selbstverständnis passen.

Drei englische Wochen in Serie folgen auf die Partie gegen den Tabellenelften der Primera Division, und es mag Heynckes nur in den Kram passen, dass ihm pünktlich zur ersten Hochphase der Saison bis auf Mario Gomez sein gesamtes Offensiv-Ensemble zur Verfügung steht. Ob einer der zuletzt angeschlagenen Franck Ribéry oder Arjen Robben wieder auf der Bank Platz nehmen wird, wolle er spontan entscheiden: "Ich hoffe und denke, dass sie einsatzfähig sind". Heynckes bereiten die Luxusprobleme aber ohnehin "kein Kopfzerbrechen. Auch vermeintlich Stammspieler müssen sich daran gewöhnen, dass sie mal draußen sitzen".

Martinez vor Startelf-Debüt im Bayern-Mittelfeld

Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez könnten gegen den FC Valencia erstmals gemeinsam in der Startelf stehen.
Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez könnten gegen den FC Valencia erstmals gemeinsam in der Startelf stehen. © imago

Vor allem die Quantität soll in München den Unterschied machen zur vergangenen Saison. Zudem könnte es für das Duo Bastian Schweinsteiger und Champions-League-Debütant Javier Martinez am Mittwoch die Startelf-Premiere geben. "Ich denke, dass er spielen könnte. Er steigert sich Tag für Tag im Training. Außerdem ist er ein Spieler, der die Akzeptanz der anderen hat", sagte Heynckes, der den 40-Millionen-Mann Martinez in seinen ersten beiden Partien jeweils erst eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt hatte. Allerdings hat Martinez im Trikot von Athletic Bilbao schon zwölf Mal gegen Valencia gespielt - sicherlich kein Nachteil.

Auch Heynckes hat sich in den vergangenen Tagen eingängig mit den Blanquinegros beschäftigt, die durch den ersten Saisonsieg am vergangenen Samstag gegen Celta Vigo (2:1) immerhin ein wenig Selbstvertrauen getankt haben. "Bayern ist absoluter Favorit der Gruppe, aber wir fahren trotzdem dorthin, um zu gewinnen", sagt Topstürmer Roberto Soldado. Dass dem spanischen Traditionsklub in elf Anläufen erst ein Sieg auf deutschem Boden geglückt ist, ließ Valencias Delegation am Dienstagmittag lieber ungeachtet.

Lahm zählt Bayern hinter dem FC Barcelona und dem derzeit strauchelnden Real Madrid als Mitfavoriten auf den Titel. Dass er nach zwei Finalpleiten binnen drei Jahren noch nicht den Kopf hängen lässt, hat einen guten Grund. "Wieso nicht nochmal? Wir haben ein Team, das das schaffen kann", sagt er. Alles auf null in München.

(dapd)