Glasgow. Die Glasgow Rangers stehen vor dem Abgrund. Am Mittwoch verweigerte die Schottische Fußball-Liga dem insolventen Rekordmeister die Erstklassigkeit. Wohin die Zukunft des Traditionsklub führt, ist ungewisser denn je.

Seit 124 Jahren elektrisiert das Glasgower Derby zwischen den katholischen Celtics und den protestantischen Rangers ganz Schottland, doch das traditionsreiche und emotionale „Old Firm“ ist erst einmal Geschichte. Ob es jemals zur 400. Auflage des brisanten Duells um die fußballerische Vorherrschaft kommen wird, steht nach dem Ausschluss der insolventen Rangers aus der 1. Liga in den Sternen. Ein eventuelles Aus des 54-maligen Meisters könnte gewaltige Auswirkungen haben. Und zwar nicht nur sportlich.

„Für den Fall, dass es die Rangers nicht mehr gibt, hätte das schreckliche Folgen für den schottischen Fußball und die schottische Gesellschaft generell', sagte der Verbandschef Stewart Regan der BBC und warnte sogar vor „sozialen Unruhen“: 'Wenn man auf die große Fanbasis blickt, könnte das zu einer ganzen Sorte von Problemen führen, wenn diese Fans keinen Klub mehr anfeuern können.

Verbandschef warnt

Soweit ist es zwar noch nicht, doch der Ausschluss des mit insgesamt 166,05 Millionen Euro verschuldeten Klubs aus der Premier League könnte den schottischen Fußball bis in seine Grundfesten erschüttern. Vor allem ökonomisch. Die kleineren Klubs bestreiten durch die beiden „Großen“, Celtic und Rangers, einen Großteil ihrer Einnahmen. Diese würden jetzt zumindest teilweise wegfallen. Im schlimmsten Fall drohe dem Fußball ein „langsamer schleichender Tod“, so Regan.

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Der bestehende TV-Vertrag mit den Sendern BSkyB und ESPN sah mindestens vier Auflagen des Old Firm pro Saison vor. Rangers und Celtics haben seit dem Titelgewinn des FC Aberdeen 1985 jedes Jahr den Meister unter sich ausgemacht.

Medienberichten zufolge seien die TV-Sender allenfalls bereit, eine Saison ohne die Glasgow-Derbys zu überbrücken. Daher scheint ein Start der Rangers in der kommenden Saison in der 2. Liga die wahrscheinlichste Kompromiss-Lösung, könnten im Falle des sofortigen Wiederaufstiegs doch die Interessen der TV-Partner gewahrt werden. Da sieht auch Regan so. „Das ist die einzige Lösung“, sagte er. Ein anderes Szenario könnte aber auch der Zwangsabstieg in die 4. Liga sein.

Künftige Liga ungewiss

Pikanterweise entschied allerdings nicht ein unabhängiges Gremium, sondern der nationale Ligaverband SPL aus Vertretern der anderen Erstliga-Konkurrenten über den Ausschluss der Rangers. Mit „überwältigender Mehrheit“, wie die SPL mitteilte. Nach verschiedenen Medienberichten dürften die Rangers allerdings an der für sie verherrenden Entscheidung nicht ganz unschuldig sein.

Zum wiederholten Male hätten die Rangers die Stimmung unter ihren Konkurrenten falsch eingeschätzt und unter anderem eine Broschüre mit der Fotografie einer Rangers-Titelfeier unter den Vereinsvertretern verteilt. Für die Konkurrenten, die über das Wohl des Klubs entschieden, ein Affront.

„Die Arroganz war unglaublich“, sagte ein Vereinsvertreter, der nicht näher genannt werden wollte, der Tageszeitung Daily Telegraph: „Einige Leute wollten Gründe für ein positives Urteil, doch die Ausführungen waren schrecklich. Wahrscheinlich hätte jeder innerhalb einer halben Stunde etwas Besseres zustande gebracht.“

Testspiele gegen Braunschweig und Bielefeld geplant

So kam es zum Nein - und am Donnerstag zu ersten Auswirkungen auch für Deutschland. Die Rangers mussten ihre Deutschlandtour während der Vorbereitung absagen. Die Spiele gegen Eintracht Braunschweig und Arminia Bielefeld wurden abgesagt. (sid)