Glasgow. Im 140. Jahr ihrer Geschichte stehen die Rangers am Abgrund. Das Insolvenzverfahren gegen den schottischen Fußball-Rekordmeister ist am Dienstag eingeleitet worden. Der Klub will den britischen Steuerbehörden zuvorkommen, die Nachzahlungen in Höhe von 58,5 Millionen Euro fordern.

Misswirtschaft, ignorante Klubchefs und Schulden in Millionenhöhe - doch die Schuld an der Pleite weisen die Glasgow Rangers zurück. Der schottische Fußball-Rekordmeister schiebt den Schwarzen Peter der britischen Finanzbehörde HMRC zu, die in einem Verfahren Steuernachzahlungen von fast 50 Millionen Pfund verlangt. "Selbst wenn die Rangers das Verfahren gewinnen, so hat die HMRC klargestellt, dass sie wieder und wieder in Berufung gehen wird", teilte der Verein mit. "Das würde den Klub in Jahre der Unsicherheit stürzen."

Im 140. Jahr ihrer Geschichte stehen die Rangers am Abgrund. Der Schritt zum Insolvenzantrag war laut Besitzer Craig Whyte unvermeidlich. "Die 49 Millionen Pfund sind Steuern und Zinsen. Kommt eine Strafzahlung hinzu, kann sich die Rechnung auf 75 Millionen Pfund erhöhen", sagte der Investor. Diese sei eine schockierender Betrag, der unmöglich zu bezahlen sei.

Zwar ist die Existenz des Klubs nicht akut bedroht, die Zeiten, in denen die Old Firm - die Rangers und Erzrivale Celtic - die schottische Premier League nach Belieben dominierten, dürften allerdings vorbei sein. Wird die Insolvenz genehmigt - was innerhalb der kommenden Tage erwartet wird - werden den Rangers zehn Punkte abgezogen. "Eventuell kommt noch eine Transfersperre hinzu", sagte ein Sprecher der schottischen Liga.

Europapokal-Teilnahme in Gefahr

In der Meisterschaft wären die Rangers zwar noch immer Zweiter, doch die Teilnahme am Europapokal wäre dennoch fraglich. Kann der Verein dem schottischen Verband bis zum 31. März keine tadellose Etatplanung vorlegen, droht der Ausschluss aus dem internationalen Geschäft für die kommende Saison.

Für Beobachter und Fans war der Insolvenzantrag zwar eine Überraschung, jedoch alles andere als ein Schock. Erste Zweifel wurden im Mai 2011 laut, als Whyte den Klub für den symbolischen Preis von einem Pfund vom Stahlmagnaten David Murray übernahm. Als Whyte im Januar kleinlaut zugab, die zu erwartenden Einnahmen durch den Verkauf von Dauerkarten in den kommenden drei Jahre schon verpfändet zu haben, schrillten überall die Alarmglocken.

"Die Rangers sind auf dem Rücken von Eitelkeiten und Wahnvorstellungen in dieses Debakel geraten", kommentierte die britischen Tageszeitung "The Guardian" die Misere. Als positives Beispiel zog das Blatt ausgerechnet den Glasgower Konkurrenten Celtic heran. Als man dort 1994 vor der Pleite stand, habe man es unter dem knallharten Sanierer Fergus McCann verstanden, vernünftig zu wirtschaften.

Celtic baut zwei Millionen Schulden ab

Es passte am Montag ins Bild, dass Celtic wenige Stunden bevor die Rangers die Insolvenz beantragten, vermeldete, dass man die Schulden von neun auf sieben Millionen Euro reduziert habe. "Mit unserem Schuldenstand lässt sich gut wirtschaften", verkündete Vorstandschef Peter Lawwell.

Während die Rangers trotz geringer werdenden Einnahmen kräftig investierten, besann man sich bei Celtic darauf, junge Spieler zu entwickeln und teuer zu verkaufen. Beide Klubs haben dennoch das Problem, dass Anspruch und Tradition eigentlich zu groß für das eigene Land. Gedankenspiele über einen Wechsel in die englische Premier League wurden in der Vergangenheit verworfen. Es hätte wohl das Aus für die schottische Liga und weitere Insolvenzen bedeutet. (dapd)