Tourrettes. Bundestrainer Joachim Löw muss am Dienstag seinen endgültigen Kader für die EM-Endrunde in Polen und der Ukraine benennen. 23 Spieler erhalten ein EM-Ticket, vier Profis muss Löw aus dem EM-Trainingslager in Südfrankreich nach Hause schicken. Dabei wird es einen Torwart und drei Feldspieler treffen.

Nach der schwachen Leistung beim 3:5 (1:2) im vorletzten EM-Test in der Schweiz stehen zwar Fragezeichen hinter zahlreichen Spielern, letztendlich dürften aber nur acht Profis um ihre EM-Teilnahme bangen. Die Wackelkandidaten im Überblick:

Marc-Andre ter Stegen: Der Torwart von Bundesligist Borussia Mönchengladbach zeigte in den vergangenen Wochen überragende Leistungen im Training. Beim Spiel in der Schweiz kassierte der 20-Jährige allerdings fünf Tore. Obwohl ter Stegen nur einen Gegentreffer komplett auf seine Kappe nehmen musste, waren es die meisten Gegentore für einen Torwart-Debütanten seit 1954.

Ron-Robert Zieler: Der Torhüter zeigte während der beiden EM-Trainingslager solide Leistungen. Obwohl ter Stegen das größere Talent an den Tag legt, könnte der Keeper von Bundesligist Hannover 96 davon profitieren, dass der Gladbacher in der Schweiz fünfmal hinter sich greifen musste.

Marcel Schmelzer: Für den Double-Gewinner von Borussia Dortmund spricht, dass es einen Ersatz für Kapitän Philipp Lahm geben muss, weil alle Positionen doppelt besetzt werden sollen. Es spielt also noch nicht einmal eine große Rolle, ob Lahm links oder rechts in der Viererkette spielt. Gegen Schmelzer spricht, dass er fast nie in der Nationalmannschaft überzeugen konnte. Gegen die Schweiz war der Dortmunder zum wiederholten Mal ganz schwach.

Lars Bender: Der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen steht in direkter Konkurrenz zu seinem Zwillingsbruder Sven von Double-Gewinner Borussia Dortmund und Ilkay Gündogan. Da um die beiden Position im defensiven Mittelfeld allerdings bereits Bastian Schweinstieger, Sami Khedira und Toni Kroos kämpfen, hat Löw dort ein Überangebot.

Sven Bender: Für den Dortmunder gilt dasselbe wie für seinen Bruder. Sven zeigte solide Leistungen im Trainingslager, fiel keineswegs ab. Auch wenn die beiden 23 Jahre alten Bender-Zwillinge ausgemustert werden sollten, werden sie zukünftig sicher dem Nationalteam angehören. Beide Benders wurden von Löw aber schon als Alternativen für die Außenbahnen in der Viererkette genannt, was ihre Chancen steigern könnte.

Ilkay Gündogan: Der Dortmunder, der in der Rückrunde der abgelaufenen Bundesliga-Saison starke Leistungen zeigte, dürfte dennoch bessere Karten als die Bender-Zwillinge halten. Der 21-Jährige überzeugte mit guten Leistungen im Trainingslager, gegen die Schweiz konnte Gündogan aber auch nicht punkten.  

Julian Draxler: Der Schalker Jungstar, der gegen die Schweiz in der zweiten Hälfte sein Debüt feierte, dürfte ein Opfer seiner Jugend werden. Der 18-Jährige zeigte in den Trainingslagern Ansätze, hat aber noch körperliche Defizite.

Cacau: Der gebürtige Brasilianer, der in der Bundesliga-Rückrunde bei seinem Verein VfB Stuttgart nicht über die Rolle des Edelreservisten hinausgekommen war, zeigte solide Trainingsleistungen. Für seine Ausmusterung spricht allerdings die Vielseitigkeit von Marco Reus. Da der Noch-Gladbacher alle Positionen im Angriff spielen kann, wäre Cacau hinter Reus, Miroslav Klose und Mario Gomez nur Stürmer Nummer vier. Reus war gegen die Schweiz der einzige Lichtblick im deutschen Team. (sid)