Köln. Im Zuge seines nahenden Abschieds aus der Bundesliga kann sich Bayer Leverkusens Michael Ballack durchaus vorstellen, seine Differenzen mit Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschafts-Kapitän Philipp Lahm auszuräumen.
Kurz vor dem Ende seiner Bundesliga-Karriere will Michael Ballack offenbar mit sich ins Reine kommen und hat deshalb nach Bundestrainer Joachim Löw auch seinem ehemaligen Rivalen Philipp Lahm die Friedenpfeife gereicht. „Im Fußball sollte man nie nie sagen. Die Zeit heilt Wunden, wenn sie überhaupt zurückgeblieben sind. Ich kann das alles einordnen. Gewisse Dinge kann man immer ausräumen“, sagte der ehemalige DFB-Kapitän, dessen Verhältnis zum aktuellen Spielführer Lahm nach der WM 2010 in Südafrika zerrüttet war, im AUDI Star Talk bei Sport1.
„Es kommt aber immer darauf an, wie derjenige (Lahm/Anm. d. Red.) auf einen zugeht oder wie man es macht“, sagte er weiter. Bereits am vergangenen Samstag hatte Ballack im ZDF-Sportstudio gesagt, dass er sich auch eine Versöhnung mit Löw vorstellen könne. Mit dem Bundestrainer war er unter anderem wegen der Kapitäns-Affäre und seines anschließenden Abschieds aus der Nationalmannschaft über Kreuz geraten. „Man hätte es anders lösen können. Man wird sich über den Weg laufen, sich die Hand geben und es ausräumen“, so der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen.
„Schwamm drüber“
Ballack, der möglicherweise am Samstag mit dem Vizemeister gegen Hannover 96 sein vorletztes Ligaspiel in Deutschland bestreitet, ist offenbar um ein positives Image bemüht, nachdem sein Ruf in den Spielzeiten 2010/11 und 2011/12 unter dem Werkskreuz gelitten hatte. „Grundsätzlich sind natürlich ein paar Sachen in der Karriere geschehen - wenn man menschlich enttäuscht wird, egal ob das jetzt sportlich oder privat ist - da sagt man sich auch: Das war's jetzt mal. Oder: Schwamm drüber, das ist jetzt so passiert“, so Ballack im Rückblick.
Der 35-Jährige war wegen einer schweren Sprunggelenkverletzung für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika ausgefallen. Lahm war von Löw anschließend zum neuen Kapitän der Nationalmannschaft bestimmt worden. In Südafrika hatte der Münchner dann die Spielführerbinde auch für die Zeit nach dem Turnier für sich reklamiert, was angeblich auch mit Löw abgesprochen war. Im Juni 2011 hatte der Bundestrainer dann Ballack mitgeteilt, dass er nicht mehr mit ihm plane. Anschließend schien das Tischtuch zwischen dem 98-maligen Nationalspieler, der verärgert ein Abschiedsspiel im DFB-Trikot ablehnte, und Lahm zerschnitten. In Sachen Versöhnung mit Ballack hat zumindest Löw schon angekündigt, dass es nach der EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) ein Gespräch mit Ballack geben werde.
Leverkusen nicht bereut
Auch seine Rückkehr nach Leverkusen habe Ballack nicht bereut, wenngleich er sich die beiden Jahre anders vorgestellt habe. „Unter sportlichen Gesichtspunkten war es für mich zum Vergessen. Aber ich muss auch sagen, dass ich daraus natürlich viel gelernt habe - auch in Sachen Nationalmannschaft.“ Dass er bei der Werkself nicht so Tritt gefasst hat, wie sich das die Verantwortlichen und er selbst vorgestellt hatten, habe mehrere Gründe. „Als ich gewechselt bin, sind einem auch ein paar Dinge schmackhaft gemacht worden. Da muss dann natürlich auch ein Trainer mitspielen“, sagte er vor allem in Anspielung auf Robin Dutt, der mittlerweile entlassen ist. Der Coach hatte vor Saisonbeginn zu Ballacks Reservistenrolle gesagt: „Es ist eine Ehre, bei Bayer auf der Bank zu sitzen.“
Dieser Spruch ärgert Ballack, der möglicherweise seine Laufbahn in der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) fortsetzt, noch heute. „Den hätte er sich auch schenken können. Aber ich kann das einordnen“, sagte der ehemalige Capitano, dessen Verhältnis zu Dutt noch reichlich angespannt scheint. Aber wie sagt er selbst: „Die Zeit heilt alle Wunden.“