Dortmund/München. Wofür steht dieser Gipfel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München über den Tag, über die Saison hinaus? Es ist vielleicht der Auftakt einer Rivalität, die das Zeug zum Klassiker hat. Das deutsche Juventus gegen Inter, das deutsche Barcelona gegen Real. Ein Kommentar.

Von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt ist Unerhörtes in der Bundesliga geschehen: Der FC Hollywood ist umgezogen, von der Isar hinauf an den Rhein. Damit wäre über den 1. FC Köln auch schon alles gesagt, wo sie raufen, saufen und so lustvoll am eigenen Untergang arbeiten, dass die ganze Geschichte bestimmt eines Tages im Drehbuch einer Fußball-Serie auftaucht.

Hoeneß lässt das sticheln sein

Wie seriös, geradezu staatsmännisch getragen kommt dagegen der FC Bayern München rüber. Wer Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gerade erlebt, könnte glauben, beiden seien auf dem Weg zum Klimagipfel der führenden Industriestaaten. Und nicht auf dem Weg zum Bundesliga-Gipfel in Dortmund.

Das wird seinen Grund haben, wahrscheinlich steckt der Instinktmensch Uli Hoeneß dahinter. Als Manager hat er jahrelang nach dem immer gleichen Rezept gehandelt: Wenn’s für die Bayern gefährlich wurde, hat Hoeneß gestichelt. Angegriffen. Auch aus dieser zur Schau getragenen Selbstgewissheit, dass Bayern im entscheidenden Moment niemand ans Zeug flicken kann, resultiert der Mythos, der bei vielen Fans immer noch verfängt: Im Zweifel drehen die Bayern das Ding ja doch. Also auch am Mittwoch

Bayrische Kraftmeierei gegen Dortmunder Kollektiv

Tatsächlich verliert dieser Mythos an Faszination und damit an Glaubwürdigkeit. Denn wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge wird mehr und mehr Beobachtern klar, dass in Dortmund ein Rivale entstanden ist, der sich – unabhängig vom Ausgang des Gipfels am Mittwoch, unabhängig vom Ausgang dieser Saison – länger halten dürfte als Werder Bremen, als der Hamburger SV oder gar der VfB Stuttgart und der VfL Wolfsburg: Sie alle haben den Bayern ein- bis dreimal in die Suppe gespuckt. Sie alle sind auf lange Sicht mindestens einen Schritt hinter dem Branchenprimus geblieben.

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Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, gesegnet mit der Gabe eines glänzenden Rhetorikers, hat das neue Duell in seiner derzeitigen Konstellation so schön wie perfide auf den Punkt gebracht: „Mia san mia gegen Wir sind Fußball“. Das unterstellt: bayrische Kraftmeierei, die sich auf dem Platz immer noch in den teureren und vielleicht auch besseren Einzelspielern ausdrückt, gegen das Dortmunder Kollektiv, gegen eine Gruppe junger, hoch talentierter und vielleicht auch leidenschaftlicherer Spieler.

BVB gegen Bayern wie Barca gegen Real

Wofür also steht dieser Gipfel über den Tag, über die Saison hinaus? Es ist vielleicht der Auftakt einer Rivalität, die das Zeug zum Klassiker hat. Das deutsche Juventus gegen Inter, das deutsche Barcelona gegen Real. Auch das ist übrigens ein Stoff, aus dem Hollywood Träume strickt. Es gibt Schlechteres, was der Bundesliga passieren kann.