München. Der FC Bayern München fühlt sich nach dem souveränen 2:0-Sieg im Viertelfinal-Rückspiel der Champions-League gegen Olympique Marseille für ein Halbfinale gegen Real Madrid gewappnet. Ziel bleibt das Finale im eigenen Stadion.
Ivica Olic war noch ganz im Hier und Jetzt. Vergnügt kam der Kroate aus der Kabine, beschwingt sprach er über seine beiden Tore zum 2:0 gegen Olympique Marseille. „Das war definitiv schön nach so langer Pause“, sagte Olic, seine kleinen Augen blitzten. Er sah glücklich aus, natürlich über den Halbfinal-Einzug des FC Bayern, aber vor allem über seinen Auftritt als Vertreter von Mario Gomez. „Ich konnte nicht so ruhig schlafen“, gab Olic zu, „da war schon Adrenalin da. Ich bin sehr froh, dass es so gelaufen ist.“ Er pustete durch.
Bayern-Torjäger Mario Gomez bleibt bis 2016
Alle anderen Münchner waren längst einige Schritte weiter. Für sie zählte nach dem lockeren Ausklang des Viertelfinals nur, was kommen wird und kommen könnte in der Champions League. Real Madrid werden die Bayern in zwölf Tagen empfangen, eine Woche später steht das Rückspiel in Spanien an. Der andere Höhepunkt, das gefühlte Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in Dortmund in sechs Tagen, stand in den Gedanken deshalb weit zurück.
Für den Moment zählte nur der spanische Rekordmeister. „Vor Real habe ich hohen Respekt. Das ist ein toller Verein“, sagte Uli Hoeneß, „wir aber auch“. Spiele gegen Madrid seien „immer Höhepunkte in der Karriere eines Spielers“, man müsse aber nun „den Ball ganz flach halten. Wir sind in einer guten Form, Real aber auch. Das wird ein Spiel auf Augenhöhe“, hofft der Präsident. Abwehrspieler Holger Badstuber sekundierte: „Wenn wir uns gut darauf vorbereiten, brauchen wir überhaupt keine Angst zu haben.“
Viel Selbstvertrauen also ließ sich vernehmen. Für den Glauben, es bis ins Finale am 19. Mai daheim schaffen zu können, waren auch die Rotationen hilfreich. Auf Arjen Robben hatte Heynckes verzichtet. Gomez, mit dem die Bayern am Mittwoch die längst erwartete Vertragsverlängerung bis 2016 bekanntgaben, durfte in den letzten 16 Minuten anschwitzen. Als Aufwärmen muss jedoch wohl auch das bisherige Programm in Europa gedeutet werden. Den Ärmelkanal (Manchester) und die Alpen (Neapel, Basel, Marseille) haben die Bayern überquert. Doch nun stehen sie, wenn man so will, vor den beiden höchsten Achttausendern des europäischen Fußballs. Nimmt die Zuspitzung ihren erwarteten Verlauf, wird der FC Barcelona ins Finale einziehen. Um das ebenfalls zu schaffen, müssen die Münchner das tückische Massiv Madrid überwinden.
Bayern-Torwart Neuer freut sich "riesig"
„Locker bleiben, ruhig, wir dürfen uns nicht so viel Druck machen“, empfahl der erneut überragende Franck Ribéry. „Die Vorfreude aufs Halbfinale ist riesig“, sagte Torwart Manuel Neuer, gab aber trotz der Bilanz gegen Real (drei Siege, eine Niederlage) in der Runde der letzten Vier zu bedenken: „Wir müssen natürlich zwei Sahnetage erwischen.“
Auch interessant
Augenzeuge Joachim Löw bewertete das ähnlich, „hochdramatisch“ werde es zugehen, vermutet oder befürchtet er. Der Bundestrainer muss wegen der EM-Vorbereitung ja beinahe hoffen, dass seine acht deutschen Nationalspieler aus München nicht ins Finale einziehen. „Schon freuen“, sagte Löw diplomatisch, würde er sich, wenn sie das schaffen, „für den deutschen Fußball wäre es extrem wichtig“. Sicher auch ein bisschen für den DFB, vor allem aber für den Klubfußball.
Die Bayern sehen zurecht die Chance, Madrid bezwingen zu können. Doch es passte ebenso gut, dass Heynckes das Halbfinale vorsichtshalber als „großen Erfolg“ einstufte: „Real ist noch ein bisschen weiter als wir. Aber wir können sie ausschalten.“
Der Weg zur europäischen Krone aber ist weit, sehr weit. Und so war es mehr Realismus denn Understatement, als Uli Hoeneß trotz drei Punkten Rückstand auf Dortmund folgerte: „Der Titel in der Champions League wäre mir natürlich lieber als die Meisterschaft, aber das ist halt schwieriger zu erreichen.“
Schwerer als erwartet, das ahnt Hoeneß, könnte bei all den Gedanken an die Kür die Pflicht am Samstag werden. „Vor Augsburg habe ich mehr Angst. Ich hoffe, dass die Spieler das ernst nehmen.“