Marseille. . Bayern München kann nach dem 2:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Olympique Marseille für das Giganten-Halbfinale gegen Real Madrid planen - darüber gesprochen wurde aber nicht.
Bei Jakobsmuscheln und Wolfsbarsch war nicht nur Karl-Heinz Rummenigge in Champagner-Laune - doch das „M-Wort“ war ausnahmsweise auch bei Bayern München mal tabu. Nach dem souveränen 2:0 (1:0) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League bei Olympique Marseille ist das Giganten-Duell mit Real Madrid zwar nur noch Formsache, über das Halbfinale gegen die „Königlichen“ wollte beim Mitternachtsbankett im noblen Pullmann-Palm-Beach-Hotel aber dennoch niemand reden.
„Wir haben noch 90 Minuten gegen Marseille vor uns. Da ist es viel zu früh, schon jetzt über das Halbfinale und Madrid zu sprechen. Das hat nichts mit Zweifeln zu tun, sondern mit Respekt für den Gegner. Zu einem Viertelfinale gehören immer noch zwei Spiele, dann wird abgerechnet“, sagte Trainer Jupp Heynckes vor dem Rückspiel gegen Olympique am kommenden Dienstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) und wiegelte alle Nachfragen zu seinem Ex-Klub Real, mit dem er 1998 die Königsklasse gewonnen hatte, mit Bestimmtheit ab.
"Wir dürfen nicht an Madrid denken"
Auch seine Stars waren trotz der komfortablen Ausgangslage nicht gewillt, sich schon jetzt mit M(adrid) zu beschäftigen. „Das wäre ein Fehler. Wir dürfen nicht an Madrid denken“, sagte Rückkehrer Franck Ribery, dem die Fans von „OM“ in Stade Velodrome einen ausgesprochen unfreundlichen Empfang bereitet hatten.
Der erneut starke Torwart Manuel Neuer, laut Heynckes „der Garant für Zu-Null-Spiele“, versprach ebenfalls, „dass wir nicht Larifari mit dieser Situation umgehen. Wir sind noch nicht im Halbfinale.“ Dass im Viertelfinale der Königsklasse noch etwas schief gehen könnte, glaubt bei den Bayern trotz aller Zurückhaltung aber niemand ernsthaft. Zumal die Bayern bisher in 21 von 22 Fällen bei einem Auswärtssieg im Europapokal auch die nächste Runde erreichten.
Entsprechend optimistisch schätzte deshalb auch Vorstandschef Rummenigge bei seiner Bankettrede die Lage ein. „Wenn wir früher auswärts im Europapokal 2:0 gewonnen haben, ist der Champagner in Strömen geflossen“, sagte er bestens gelaunt und sprach der Mannschaft trotz einer glanzlosen Leistung ein „Riesenkompliment“ aus: „Wir haben den Abend genossen.“
Weniger Genuss gönnte Rummenigge seinen Stars. „Liebe Spieler, ihr könnt leider nicht feiern, ihr habt jetzt schwere Spiele im Drei-Tages-Rhythmus. Es ist noch sehr viel Arbeit. Am Ende, wenn das alles vorbei ist, können wir dann hoffentlich feiern.“
Auch Sportdirektor Christian Nerlinger dachte bereits an die kommenden Aufgaben, angefangen am Samstag im bayerisch-fränkischen Derby beim 1. FC Nürnberg. „Wir müssen jetzt vier, fünf Wochen an unsere Grenzen gehen. Das wird mental und körperlich eine Herausforderung. Wir sind in allen Wettbewerben auf der Zielgeraden, die Mannschaft ist topmotiviert“, sagte er.
Dass das 2:0 gegen Marseille aber „keine spielerische Glanzleistung war“, entging auch Nerlinger nicht. Mario Gomez (44.) mit seinem elften Tor im laufenden Wettbewerb und Arjen Robben (69.) übertünchten einen äußerst farblosen Auftritt der Bayern.
Ribery waren "die Pfiffe egal"
Vor allem Ribery, der bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen wurde, wirkte an alter Wirkungsstätte seltsam gehemmt, auch wenn Heynckes und Nerlinger eine „souveräne Leistung“ des kleinen Franzosen („Die Pfiffe sind mir egal“) gesehen haben wollen.
Zu bemängeln hatte Heynckes dann aber doch etwas, nämlich fünf Gelbe Karten gegen sein Team. Dabei kommt gerade die Verwarnung für den wiedergenesenen Bastian Schweinsteiger den Bayern eher gelegen, da der Nationalspieler nun zwar gegen Marseille gesperrt ist, im Halbfinale aber dabei sein könnte.
Dennoch war Heynckes bemüht, glaubhaft zu versichern, „dass dies völlig unnötig war“. Schweinsteiger sei gerade erst von einer Verletzung genesen, „er braucht Spielpraxis“. Auch Schweinsteiger selbst „ärgerte“ dies angeblich. Nach wochenlanger Verletzungspause und nur zwei Kurzeinsätzen seit Anfang Februar wäre es „gut gewesen, zu spielen“.
Immerhin konnte der Mittelfeldchef der Münchner nach seiner Einwechslung in der 70. Minute vermelden, „dass ich ein sehr gutes Gefühl und keine Schmerzen habe. Ich bin zwar noch nicht bei 100 Prozent, aber es ist wieder alles okay“, sagte er, wollte seine Rolle beim FC Bayern aber auch nicht überbewertet wissen: „Die Mannschaft funktioniert auch ohne mich. Das ist das Entscheidende.“ (sid)