Bremen. Der Bundestrainer Joachim Löw und seine Spieler ärgerten sich nach dem 1:2 gegen Frankreich über die Niederlage. Sie habe aber auch etwas Positives, da waren sich alle Beteiligten auf deutscher Seite einig. Die Stimmen zum Spiel.
Bundestrainer Joachim Löw: Wenn man ein Spiel verliert, ärgert man sich. Ich ärgere mich aber auch ein bisschen darüber, wie wir es verloren haben. Im Laufe des Spiels war uns Frankreich spielerisch überlegen. Im zweiten Durchgang haben wir nicht mehr zu unserem Spiel gefunden. Deshalb war es verdient, dass Frankreich gewonnen hat.
Thomas Müller: Über so ein Spiel kann man noch viel sprechen. Es war ein bisschen undiszipliniert. In der zweiten Halbzeit hatten wir eine bisschen eine zweigeteilte Mannschaft. Wir haben die Verteidigung schön alleine gelassen. Der Termin lag ungünstig, uns haben einige gefehlt, aber das ist keine Entschuldigung, dass wir das Spiel so herschenken.
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Mats Hummels:Die Erkenntnisse aus diesem Spiel sind unter anderem, dass die Franzosen eine richtig gute Mannschaft haben und dass wir nicht in der absoluten Top-Besetzung aufgelaufen sind. Wir haben uns im Offensivspiel zwar einige Chancen rausgearbeitet, aber nicht so viele, wie zuletzt. Nach dem Kopfball von Holger Badstuber hätten wir unseren ersten Treffer erzielen können. Nach dem Gegentor haben wir ein bisschen offen gemacht - vielleicht zu viel, denn daraus resultierten einige Konterchancen der Franzosen. Das wurde brandgefährlich. Wenn Leute wie Nasri ständig auf dich zulaufen, ist das schwierig zu verteidigen. Jetzt hat man gesehen, dass es auch noch andere gute Mannschaften gibt, die richtig gut Fußball spielen können. Wir können in der Abwehr nur so weit rausrücken, bis wir an der nächsten Reihe dran sind - wir haben versucht, das umzusetzen, wenn das nicht geklappt hat, dann war es mit Sicherheit falsch. Vom Gefühl her war es heute aber so, dass wir schon versucht haben, relativ hoch zu spielen.
Benedikt Höwedes: Die Franzosen haben eine klasse Mannschaft, das haben sie heute unter Beweis gestellt. Das war aber auch nicht unser bestes Spiel heute. Dass wir Klasse haben, steht außer Frage. Wir konnten nur unsere Chancen nicht nutzen und deshalb sind wir nicht so gut ins Spiel gekommen.
Marco Reus: Ich denke, dass wir als gesamte Mannschaft heute nicht unsere hundert Prozent abgerufen haben. Frankreich war ein sehr guter Gegner, aber auch wir hatten unsere Chancen; nur wenn wir die nicht nutzen, können wir auch kein Spiel gewinnen.
André Schürrle: In der halben Stunde, die ich heute gespielt habe, war es sehr schwer. Wobei ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Wenn wir unsere Chancen nutzen, dann nimmt das Spiel eine andere Wendung. Das war heute kein Gradmesser. Bei der Europameisterschaft herrscht noch mal ein anderer Druck und das ist einfach etwas anders. Aber wir wollten gegen die Franzosen unsere Leistung gegen große Gegner bestätigen. Heute ist uns das ein bisschen weniger gelungen. Der Anschlusstreffer kam ein bisschen zu spät, um da noch was reißen zu können. Wir werden trotzdem mit positiven Gefühlen in die EM-Vorbereitung starten. Wir müssen an unsere Stärken glauben und wir wissen, wie stark wir sind. Deshalb dürfen wir diese Niederlage nicht überbewerten. In der Szene vor meiner Auswechslung habe ich einen Ellenbogen oder eine Hand ins Gesicht bekommen. Ich habe direkt gespürt, dass das was kaputt gegangen ist. Ich hoffe, dass es nur der Knorpel und nicht das Nasenbein ist. Am Donnerstag werde ich gründlich untersucht - aber um eine Maske komme ich wohl nicht herum.
Cacau: Ich freue mich, dass ich mit meinen Treffer dazu beitragen konnte, dass wir nicht zu null verloren haben. So ein Treffer tut gut, auch für das Selbstvertrauen. Auch die Zeit bei der Nationalelf ist wichtig und gib mir Kraft, mit Hoffnung nach vorne zu schauen. Im Verein habe ich aktuell eine schwierige Phase und ich habe mich sehr darüber gefreut, nominiert worden zu sein.
Deutschland hat "Frankreich vielleicht unterschätzt"
Dennis Aogo: Insgesamt war es nicht so ein schönes Spiel. Wir haben nicht das umsetzen können, was wir uns vorgenommen hatten. Aber solche Spiele gibt es auch. Wir haben in den vergangenen Spielen immer für Spektakel gesorgt; heute war es eben nicht so. Vielleicht waren wir nicht so bei der Sache, vielleicht haben wir Frankreich auch unterschätzt. Aber vielleicht ist es auch nicht schlecht, wenn wir in der Außendarstellung vor der EM nicht ganz so gut wegkommen, dann können wir uns in Ruhe auf das Turnier vorbereiten. Heute standen wir nicht kompakt genug und haben die Franzosen zu sehr kombinieren lassen und deshalb geht er auch das 1:2 so in Ordnung. Beim ersten Gegentreffer sehe ich nicht glücklich aus und schätze den Ball definitiv falsch ein - da sehe ich mich auf jeden Fall teilschuldig. Beim zweiten, denke ich, habe ich keine Chance an den Ball zu kommen. Ich freue mich über jedes Spiel bei der Nationalelf. Internationale Erfahrung ist für jeden Spieler wichtig - im Verein haben wir das dieses Jahr nicht. Ich werde aus dem Spiel lernen und etwas Positives raus mitnehmen.
Toni Kroos: Es ist nicht so, dass wir einen Dämpfer gebraucht haben. Wir wissen, wie gut wir sind, und dass wir trotz Sieg oder Niederlage einen Top-Mannschaft haben und mit einer Top-Mannschaft zum Turnier fahren werden. Aber wir wissen auch, dass wir nichts geschenkt bekommen und uns alles erarbeiten müssen. Als Mannschaft haben wir heute nicht so gut verteidigt. Offensiv sah das ganz okay aus, aber nach hinten eben nicht. Wir haben teilweise vorne angegriffen, sind aber mit der Abwehr hinten geblieben, so dass die Räume viel zu groß waren. Wir müssen einfach kompakter stehen und alle vorschieben - das haben wir vermissen lassen. Trotzdem haben wir in der ersten Halbzeit nach vorne teilweise keinen schlechten Fußball gespielt. Wir hatten unsere Möglichkeiten, das Spiel noch zu drehen.
Miroslav Klose: Es war kein so schlechtes Spiel von uns. Wenn wir die ersten Chancen nutzen, wird es ein anderes Spiel. Weil wir hinten nicht so richtig kompakt stehen und nicht nachrücken, sieht man, dass die Franzosen durchaus Fußball spielen und uns das Leben schwer machen können. Aber ich bin überzeugt, dass wir anders auftreten, wenn es in so einer Begegnung um etwas geht. Wir sind im Stande, sehr guten Fußball spielen zu können. Die Ausfälle, die wir heute hatten, boten den anderen Spielern, sich zu zeigen. Wir sind auf jeder Position doppelt besetzt, weil bei einem Turnier auch hier und da Spieler ausfallen können. Da müssen dann die anderen in die Bresche springen. Wir werden nicht nur dieses Spiel aufarbeiten, sondern viele andere Spiele. Wir werden eine ordentliche EM spielen.
Laurent Blanc (Nationaltrainer Frankreich): Das Ergebnis hat mich gar nicht interessiert, wir wollten nur einen Schritt nach vorne machen. Wir hatten die Deutschen gut analysiert. Wir haben versucht, möglichst hoch zu stehen, um ihre Offensive nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Das hat geklappt. Ich habe das Spiel sehr genossen. (aufgezeichnet von David Nienhaus/mit sid)