Freiburg. .

Uli Hoeneß sah erstaunlich ruhig aus. Mit einem Wurstbrötchen in der Hand stand der Präsident vor dem Bus des FC Bayern München, schrieb kauend ein paar Autogramme, posierte bereitwillig für Erinnerungsfotos und plauderte mit den Umherstehenden. Wäre sein FC Bayern nicht gerade nach dem 0:0 beim SC Freiburg in der Tabelle auf Platz drei abgerutscht, man hätte Hoeneß als gelassenen Menschen wahrnehmen können. Tatsächlich rührte seine Ausgeglichenheit aber wohl eher daher, dass er einen Teil seines Frustes längst zum Ausdruck gebracht hatte.

Direkt nach dem Schlusspfiff beim Tabellenletzten war Hoeneß in die Kabine marschiert. Was sich dort ereignete, blieb geheim. Heraus kamen danach aber Spieler, die es vorzogen, die unerfreuliche Lage besser nicht zu erörtern. Als einzige Bayern äußerten sich Arjen Robben („sehr enttäuschend“) und vor allem Philipp Lahm.

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„Wenn man Deutscher Meister werden will, darf man so nicht auftreten. Man muss 100 Prozent auf dem Platz stehen. Das war nicht der Fall“, sagte der Kapitän. „Sorge“ bereite ihm das. Es gebe „viel Gesprächsbedarf“. Warum es an Laufbereitschaft und Aggressivität gemangelt hatte, konnte oder wollte Lahm nicht beantworten. Selbst auf die Frage, ob die Meisterschaft immer noch das Ziel sei, eine Frage, die er normalerweise tadellos pariert, fand er nun keine überzeugende Antwort. „Jetzt haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand“, sagte Lahm ungewohnt zögerlich, „das Ziel ist es natürlich, aber es war ein großer Rückschlag.“

Ohne klare Linie

Vor allem die erste Halbzeit wirkte verstörend. Die Freiburger stellten die deutlich aktivere Mannschaft, die Bayern ließen sie mit nahezu körperlosem Spiel gewähren. 12:7-Torschüsse gestatteten die Bayern insgesamt. Es war nur so, dass dem mutigen Sport-Club Spieler der individuellen Klasse der Bayern fehlten. Und den Münchnern wiederum fehlten Freiburgs Courage und klare Linie.

An diesem Eindruck änderte auch die zweite Hälfte nur wenig, in der Trainer Jupp Heynckes umfangreiche Umbauten für den eingewechselten Robben unternahm. Und dann immerhin intensivere Bemühungen seiner Elf sowie eine Berührung Jonathan Schmids an Robbens Fuß sah, was zu einem Strafstoß hätte führen können. „Wir müssen keine Ausreden suchen“, empfahl Heynckes aber rasch.

„Die Alarmglocken läuten. Alle grundlegenden Elemente haben gefehlt: Leidenschaft, Einstellung, Aggressivität, Laufbereitschaft, aber auch die notwenige Spielanlage, um beim Tabellenletzten dominant und überzeugend zu spielen“, bilanzierte Sportdirektor Christian Nerlinger und lenkte damit den Blick auch auf das Konzept von Trainer Jupp Heynckes.