Wuppertal. Der ehemalige Fußballnationalspieler Lothar Matthäus soll sich ab dem 3. Mai am Landgericht Wuppertal in einem Zivilprozess verantworten. Detektive sind auf der Suche nach Matthäus - sie versuchten unter anderem in Dortmund, ihm die Klageschrift zuzustellen.
Wo ist Lothar Matthäus, wenn man ihn ausnahmsweise mal braucht? Dass er sich in Beziehungen nicht allzu lange aufhält, ist bekannt. Und wer seine Trainerstationen aus den letzten fünf Jahren aufzählen kann, ist reif für Jauchs Millionenfrage. Wie schwer es aber nun wirklich ist, den umherschwirrenden Franken ausfindig zu machen, wenn man nicht jede Party abklappert und mal beim Stanglwirt in Kitzbühel anruft, haben die Insolvenzverwalter Runkel Schneider Weber aus Wuppertal erlebt. Deren Anwalt Hardo Siepe hat den 50-Jährigen sogar mit Detektiven suchen lassen. Um ihm eine Klage zuzustellen.
Zum Inhalt sagt Siepe nichts. Nach WAZ-Informationen werfen die Anwälte Matthäus vor, sich um eine verpflichtende Geldeinlage in der Velberter BHM Verwaltungs-Bau GmbH & Co. KG gedrückt haben, die im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet hat. An dem Unternehmen war unter anderem auch Paul Breitner beteiligt, er soll seinen Pflichtanteil bezahlt haben.
Anschrift und der Aufenthaltsort von Lothar Matthäus lasse sich nicht ermitteln
Das Wuppertaler Landgericht hat das Zivilverfahren zugelassen, am 3. Mai soll Matthäus vor der 2. Kammer für Handelssachen Farbe bekennen. Gerichtssprecher Thorsten Anger sagte, eine öffentliche Entsendung sei angeordnet worden, „nachdem der Kläger glaubhaft machen konnte, dass sich eine zustellungsfähige Anschrift und der Aufenthaltsort von Lothar Matthäus nicht ermitteln lassen und alle privaten Zustellversuche an ihn selbst oder an Vertretern gescheitert sind.“
Die Benachrichtigung sei am 30. Dezember an die Gerichtstafel neben der Landgerichtsbibliothek geheftet worden. Da kommt Matthäus zwar nicht so oft vorbei. Aber, so Anger: „Die Zustellung gilt mit Ablauf eines Monats nach dem Aushang als bewirkt.“
Matthäus’ Berater Wim Vogel sagte dieser Zeitung, weder er noch Matthäus wüssten, worum es ginge. „Wir haben einen Anwalt beauftragt, das mal für uns zu klären.“ Ein Insolvenzverwalter habe sich nie bei ihm gemeldet. Stimmt nicht, sagt Siepe. Nur: Bis zu Vogel sei er nie durchgekommen. Sonst hätte der ihm sagen können: Lothar Matthäus’ Erstwohnsitz ist in Budapest. Ungarns Nationalelf hatte er 2004 und 2005 auch mal trainiert. Das trägt man ihm dort offenbar nicht nach.
In Israel gemeldet?
Siepe probierte es aber zunächst in München, bei den Bayern war der Lothar doch schließlich lange Kapitän, und in der Allianz Arena hockt er doch auch immer wieder. Das Einwohnermeldeamt in München habe ihn nach mehreren Anfragen mit der Antwort beschieden, Matthäus lebe nicht mehr an der Isar, sondern sei nach Israel abgemeldet.
Israel? Ja, da war er natürlich auch mal. Von Juli 2008 bis April 2009 versuchte er es bei Maccabi Netanya auf der Trainerbank. Gut möglich, dass man sich dort an das kurze Gastspiel noch erinnert. Aber selbst ein Lothar Matthäus sitzt nicht zwei Jahre später noch irgendwo herum, um auf eine Klagezustellung zu warten.
Also versuchte es Siepe wieder in München. Mit einem Gerichtsvollzieher, der sich beim FC Bayern in der Allianz Arena prompt ein Hausverbot eingefangen haben soll. Klubsprecher Markus Hörwick beteuert, man wisse von nichts.
Siepe ließ jedenfalls nicht locker. Und schickte die Detektive am 19. November zum Spiel der Bayern gegen Borussia Dortmund und am 22. November zum Champions-League-Kick gegen Villareal. In der Tiefgarage hätten sie auf ihn gelauert. Vergeblich. Kam der Lothar etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Auch in der Davidoff-Lounge tauchte er nicht auf.
Die eingeschalteten Spürnasen, so Siepe, hätten lediglich ermittelt, dass sich Lothar Matthäus in wechselnden Hotels im In- und Ausland aufhalte. Freitagabend wurde der Gesuchte dann plötzlich auf Uli Hoeneß’ Münchner Geburtstagsparty gesichtet. Insolvenzverwalter waren bei der Feier allerdings nicht zugegen.