Hamburg. Die deutsche Nationalelf hat dem Team der Niederlande im Prestigeduell mit einem berauschenden 3:0 die Grenzen aufgezeigt. Die Tore für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw erzielten Thomas Müller, Miroslav Klose und Mesut Özil.

Das Lied hatte Kultcharakter: „Dieser Weg wird kein leichter sein“, hatte Xavier Naidoo während der WM 2006 aus jeder Nische geträllert. Es war der Song der Klinsmann-Ära, ein Lied des Aufbruchs. Am Dienstag nun sang Naidoo mit den Söhnen Mannheims in der Hamburger O2-Arena, und direkt nebenan spielten die Söhne Deutschlands ihr Duell gegen den Erzrivalen aus den Niederlanden.

Dieser Weg, so scheint es, ist noch nicht zu Ende; aber er fühlt sich schon ungemein leicht an. Denn nach dem berauschenden 3:0 (2:0) gegen Holland, dem ersten Sieg über den Nachbarn nach mehr als 15 Jahren, hat sich die DFB-Elf die Bürde als EM-Topfavorit redlich wie endgültig verdient.

DFB-Elf ohne Schweinsteiger und Lahm

Das Duell könne „kein Freundschaftsspiel sein“, hatte Oranje-Kapitän Mark van Bommel vor der Partie verfügt. Mit entsprechender Ernsthaftigkeit verfassten Joachim Löw und sein Gegenüber Bert van Marwijk den Spielberichtsbogen, trugen jeweils ihre vermeintlich beste Elf ein. Während die DFB-Elf auf Schweinsteiger und  Lahm verzichten mussten, fehlte den Niederländern ihr Top-Trio Robben, van der Vaart (beide verletzt) sowie van Persie (geschont). Eine B-Elf aber ist das bei weitem nicht.

Das Duell des Vize-Europameister Deutschland gegen den Vize-Weltmeister Niederlande ist eben doch eine Standortbestimmung auf dem Weg zur EM 2012. Entsprechend engagiert ging es zur Sache. Miroslav Klose gab bereits nach 58 Sekunden einen ersten Warnschuss ab, auf der Gegenseite kam der Schalker Klaas-Jan Huntelaar nach einem Mertesacker-Patzer zur ersten Gäste-Gelegenheit (3.).

Müller vollstreckte volley zur Führung

Beiden Teams war gleichwohl der Respekt anzumerken, der Wille zum Sieg und die Furcht vor unnötigen Kontergelegenheiten hielten sich  zu Beginn die Waage. Doch das 1:0 beendete dann jegliche Zurückhaltung. Nach einem wunderbar getimten Flügelwechsel von Toni Kroos legte Miroslav Klose den hohen Ball direkt quer ab, und der heraneilende Thomas Müller vollstreckte volley zur Führung (15.). Es war das Startsignal für eine Partie, in der die deutsche Nationalelf zeigte, warum auf dem Kontinent  wohl nur Eremiten ohne TV-Empfang an der EM-Favoritenrolle der DFB-Elf zweifeln würden.

Deutschland beherrschte den Rivalen, entwickelte die von Bundestrainer Joachim Löw eingeforderte Dominanz – und kombinierte dazu oft hübsch wie schnell durch die Reihen. Logische Konsequenz: das 2:0 in der 26. Minute. Klose spielte rechts raus auf Mesut Özil, der flankte passgenau in die Mitte – und dort, zwölf Meter vor dem Tor, stieg schon wieder dieser unnachahmliche Klose hoch und platzierte den Kopfball lehrbuchhaft ins Netz – sein 63. Länderspieltreffer. Die Niederländer dagegen, Jahrzehnte lang für ihren „Voetbal totaal“ gerühmt, hatten in dieser Phase außer „Aggresivität totaal“ wenig anzubieten. Eine echte Torchance zumindest kreierten sie während der gesamten Partie nicht und schnekten der DFB-Elf das erste Zu-Null-Spiel seit dem März.

Klose zeigte seine Extra-Qualität

Schlimmer noch: Sie mussten weitgehend hilflos mitansehen, wie das deutsche Team auch nach dem Wechsel seine Lust am Kombinationsfußall zeigte, durch Miroslav Klose zunächst zwei gute Einschussmöglichkeiten ausließ (57., 62.), um dann im Zeitraffer-Tempo, in gefühlt zehn Sekunden, seine Extra-Qualität zu zeigen. Nach eine traumhaften Kombination über die Stationen Klose, Müller, Özil und Klose brauchte wiederum Özil den Ball aus fünf Metern nur noch ins leere Tor zu schieben (66.). Dieser Moment war Fußball in Vollendung. Und der perfekte Abschluss eines perfekten Länderspieljahres.