Bottrop. .
Der gebürtige Dortmunder Thorsten Fink, der in der Bundesliga für Wattenscheid 09, den Karlsruher SC und Bayern München spielte, hat am Montag seinen Dienst beim Hamburger SV angetreten. Es ist seine erste Trainerstelle in der Bundesliga. Wir sprachen mit seinem Vorbild Hannes Bongartz.
Beim Hamburger SV herrscht Erleichterung. Nach quälend langer Suche hat der auf dem letzten Platz der Bundesliga klebende Traditionsklub endlich einen neuen Trainer gefunden: Der 43-jährige Thorsten Fink, der für rund eine Million Euro beim Champions-League-Teilnehmer FC Basel freigekauft werden musste, wurde am Montag offiziell vorgestellt. Darüber hat sich auch ein in Bottrop lebender Trainer-Routinier gefreut: Hannes Bongartz, 60 Jahre alt und inzwischen Spielerberater, war Finks Trainer in den glorreichen Wattenscheider Bundesligajahren von 1990 bis 1994 und blieb ihm bis heute ein väterlicher Freund.
Thorsten Fink sagt, der erste Trainer, der ihn geprägt habe, sei Hannes Bongartz gewesen.
Hannes Bongartz: Das ist natürlich schön. Der Kontakt zu ihm ist auch nie abgerissen, egal, wo er war.
Fink lobt besonders, Sie hätten damals in Wattenscheid die Vierer-Abwehrkette gelehrt, als dieses System noch weitgehend unbekannt war.
Bongartz: Schon 1985 habe ich als junger Kerl in Kaiserslautern so spielen lassen. Abgeschaut habe ich mir diese Taktik von Sven-Göran Eriksson in Göteborg, er war ein Vorreiter. Als ich beim FCK noch gespielt habe, trafen wir im Europapokal auf Göteborg, das war total unangenehm. Deshalb wollte ich das System unbedingt auch als Trainer umsetzen. In Wattenscheid war es dann mit ein Grund dafür, dass wir uns als kleiner Klub überhaupt vier Jahre in der Bundesliga halten konnten. Und Thorsten Fink war der ideale Spielertyp dafür. Dass er später mit Bayern Champions-League-Sieger wurde, konnte mich nicht überraschen.
Als Trainer mutet er sich jetzt in Hamburg einiges zu.
Bongartz: Er kommt zu einem großen Klub, in dem über Jahre vieles schiefgelaufen ist. Den Ehrgeiz, diese Aufgabe zu bewältigen, muss er haben. Ich bin mir sicher, dass er das HSV-Schiff wieder flott macht, er ist ein offener Typ, er kann mit Menschen umgehen. Man muss ihn allerdings auch lassen und nicht, wie es in Hamburg ganz oft der Fall war, schon nach kurzer Zeit alles in Frage stellen. Mit einer solchen Haltung wird jeder Trainer demontiert.
Haben die Hamburger jetzt begriffen, dass sie einen anderen Weg gehen müssen?
Bongartz: Das glaube ich schon. Gerade weil sie sich nun für so einen Trainer entschieden haben und nicht für van Gaal oder Benitez.
Sie waren Bundesliga-Trainer in Wattenscheid, Duisburg und Mönchengladbach. Aber wie viele andere sind auch Sie nicht mehr auf dem Karussell. Wer einmal nicht mehr gefragt ist, bleibt oft langfristig draußen. Warum?
Bongartz: Weil in den Vereinen zu viele Leute am Werk sind, die die Arbeit des Trainers nicht einschätzen können. Zwei, drei Misserfolge, etwas Pech, und du bist in Deutschland weg vom Fenster.
Das Modewort der Branche ist Konzepttrainer. Andererseits hat Bayern Jupp Heynckes und Schalke Huub Stevens zurückgeholt.
Bongartz: Erfahrene Trainer werden genommen, wenn es ein bisschen brennt. Weil sie mit solchen Situationen besser umgehen können als die jungen.
Schmerzt es Sie eigentlich, dass die SG Wattenscheid 09 mittlerweile in der sechsten Liga spielt?
Bongartz: Na ja, da ist Wattenscheid wenigstens Erster. Aber es tut schon weh, wenn ich im Videotext lese: 1:3 gegen TSG Sprockhövel. Die alten Zeiten kommen nie wieder zurück.