Istanbul. Nach dem 1:3 im EM-Qualifikationsspiel gegen die DFB-Auswahl lobte Guus Hiddink das Ensemble von Bundestrainer Joachim Löw in den höchsten Tönen. Eine „ungeheure taktische Disziplin“ und „sehr, sehr viel Spielfreude“ sah der türkische Nationaltrainer bei der deutschen Elf.
Das größte Lob für die deutsche Fußball-Nationalelf kam ausgerechnet von einem Holländer. Guus Hiddink, der türkische Nationaltrainer, fasste nach dem 1:3 seiner Elf im EM-Qualifikationsspiel gegen die DFB-Auswahl seinen Eindruck prägnant zusammen: „Deutschland ist eine Weltklasse-Mannschaft.“ Es folgte eine Eloge auf das Team von Bundestrainer Joachim Löw, das „physisch, athletisch top“ sei, eine „ungeheure taktische Disziplin“ mitbringe und zudem „sehr, sehr viel Spielfreude“ ausstrahle. Hiddink war aufrichtig beeindruckt. Er hatte die eigenen Chancen schon vor der Partie als gering eingestuft, doch ein wenig Hoffnung dürfte er gleichwohl gehabt haben, darauf, dass die Löw-Schüler nach der längst glänzend bestandenen Versetzung zur EM 2012 es womöglich ein wenig schludrig angehen würden.
Doch statt dessen erlebte er mit den zunehmend beeindruckten türkischen Fans, dass diese DFB-Elf zwar ohne Druck, aber nicht ohne Motivation ist. „Uns war schon klar, dass das hier keine Kaffeefahrt wird“, sagte Stürmer Mario Gomez und erhielt Unterstützung von weiter hinten. „Man hat gesehen, dass wir den absoluten Willen, hatten“, sagte Abwehrspieler Per Mertesacker nach der Partie. „Wir haben von Beginn an Signale gesetzt, dass wir gewinnen wollen.“ Mertesacker ist ein ordentlicher Kronzeuge für die Entwicklungssprünge dieser Elf, der er nun schon mehr als ein halbes Jahrzehnt angehört. „Es gab Situationen, das haben wir in solchen Situationen andere Leistungen und Ergebnisse abgeliefert“ erinnerte Mertesacker korrekt. Vor zwei Jahren, nach erfolgreicher WM-Qualifikation, mühte sich die DFB-Elf daheim zu einem 1:1 gegen Finnland, bei der letzten EM-Qualifikation blamierte sich das deutsche Team anschließend gar mit einem 0:3-Debakel daheim gegen Tschechien. Mertesackers Schlussfolgerung: „Diese Mannschaft ist schon weiter als vor zwei Jahren. Und wenn es richtig läuft, sind die Ballpasssagen schon andere als vor zwei, drei Jahren.“
Neuer unterstrich seine Klasse
Das DFB-Team ist derzeit beinahe sorgenfrei: Manuel Neuer unterstreicht – wenn er mal geprüft wird – seine Weltklassereflexe, darüber hinaus leitete er mit Abwurf wie sagenhaften Außenristpass zwei Tore ein. „Das ist seine Stärke“, sagte Löw ruhig, während Teamkollege Mario Gomez in der Klaviatur gleich die höchsten Töne wählte: „Manuel ist mit der Beste auf diesem Fußball-Planeten. Er weiß das. Aber er bestätigt das auch.“
Im Kreativbereich verbleiben Bundestrainer Joachim Löw zahlreiche Optionen, Ausfälle wie jener von Mesut Özil können (in diesem Fall mit Mario Götze) absolut gleichwertig kompensiert werden. „Wir müssen uns keine Sorgen machen, wenn mal einer ausfällt“, erkannte Thomas Müller, der beim 3:1 das Kunststück fertig brachte, an allen vier Toren beteiligt zu sein. „Es macht einfach Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen, weil man weiß, dass egal wer kommt, alles gibt und auch die Fähigkeiten hat, der Mannschaft weiterzuhelfen.“
Deutschland zählt zu Top-Favoriten
In der vordersten Front hat Löw das Luxusproblem, zwischen Miroslav Klose und Mario Gomez wählen zu können – treffen tun sie beide oft. Einzig in der Defensive fallen noch Abstimmungsprobleme ins Auge, weil sich ein festes Pärchen in der Innenverteidigung noch nicht etabliert hat und die Positionen neben Philipp Lahm auf der linken Seite als halbwegs offen zu betrachten. Doch leichte Unsicherheiten in der Defensive ließen sich zuletzt im Vorfeld eines Turniers stets abstellen.
Und so darf diese Elf nicht allein in das letzte EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien (Dienstag, 19 Uhr in Düsseldorf) voller Selbstgewissheit starten, sondern auch mit dem höchsten aller Ansprüche im kommenden Jahr zur EM nach Polen und in die Ukraine reisen. Deutschland gehört zu den Top-Favoriten. Das sieht nicht nur Guus Hiddink so.