Düsseldorf. Der Wechsel von Per Mertesacker von Werder Bremen zum FC Arsenal London ist überraschend schnell realisiert worden. Der Verteidiger musste beim Angebot der Londoner nicht lange überlegen. Schließlich ist er seit Kindesbeinen ein Fan der “Gunners“.

Anfang des neuen Jahrtausends machte Per Mertesacker eine Reise zu einer Tante, die elf Jahre später mit einem Traum endete: Irgendwann einmal, so beschloss er als Jugendlicher, wollte er im Fußball-Mutterland spielen und zwar am allerliebsten den FC Arsenal. Vom Verwandtenbesuch nahm er sich ein Trikot der "Gunners" mit, sein Bruder entschied sich für Manchester United.

"Für mich schließt sich irgendwie ein Kreis. Ich bin sehr glücklich, endlich für den Klub spielen zu können, für den ich jahrelang geschwärmt habe", sagte der deutsche Nationalspieler am Tag nach dem großen Tag. Denn am Mittwoch, kurz "gegen 17.00 Uhr", wurde sein Wechsel von Werder Bremen zum 13-maligen englischen Meister perfekt gemacht und sein Traum damit Wirklichkeit. Es war nicht das erste Mal, dass er das rote Hemd des Londoner Klubs bei der Vorstellung trug. "Die mit mir in der Jugend gespielt haben, wissen, dass ich das Arsenal-Trikot schon früher getragen habe."

Mertesacker hat seit zehn Jahren emotionale Bindung zu Arsenal

"Es ging viel zu schnell, um das alles zu realisieren. Das Interesse aus London kam kurzfristig nach dem Spiel in Hoffenheim. Ich habe mir alles dann angeschaut und angehört", erzählte der Innenverteidiger am Donnerstag. Mertesacker hatte sich am Dienstag nach Absprache mit Bundestrainer Joachim Löw zu den finalen Gesprächen und der medizinischen Untersuchung aus dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft nach London entfernt. Etwas erschöpft, aber selig kehrte er am Mittwoch als Kanonier zur Vorbereitung auf das EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich (Freitag, 20.45 Uhr/Live-Ticker auf DerWesten) in Gelsenkirchen zurück.

Wie kam es nun zu dieser innigen Liebe? Mertesackers gewohnt fester Blick erhielt etwas Leuchtendes, als er bei der Pressekonferenz im Auditorium des Congress Centrums an der Düsseldorfer Messe über die erste Begegnung mit seinem neuen Verein sprach. "Die emotionale Bindung besteht seit über zehn Jahren. Ich habe meine Tante in England besucht. Als Fußballverrückter kommt man dann in die Bredouille, welches Trikot man mit nach Hause bringt. Ich entschied mich für das von Arsenal", sagte er.

Danach, als er für Hannover 96 und Werder Bremen spielte, schaute er ständig rüber auf die Insel, was der FC Arsenal trieb, er bewunderte Trainer Arsene Wenger, sah den Klub siegen und Titel gewinnen und am vergangenen Sonntag mit 2:8 gegen Manchester United untergehen. "Begeistert war ich nicht", sagte er, aber er erkannte, dass Arsenal ihn ab nächsten Donnerstag sehr gut brauchen kann. Der 26-Jährige kennt die Situation genau, er weiß, dass er zu seinem Traumverein in einer Umbruchphase kommt, in der die "Gunners" in Cesc Fabregas und Samir Nasri zwei ihrer Schlüsselspieler verloren.

Mertesacker hält große Stücke auf Arsene Wenger

Aber der grausame Saisonstart des Teams aus Nordlondon hat Per Mertesacker nicht von einem Wechsel abgeschreckt. "Arsenal war immer in der Lage, junge Spieler zu entwickeln, ganz besonders unter Arsene Wenger", sagte er über den Franzosen, der seit 1996 die sportliche Verantwortung bei Arsenal hat. Der Elsässer, mit dem er sich in deutscher Sprache verständigen kann, ist für Mertesacker auch so etwas wie das Tüpfelchen auf dem i. "Er ist eine absolute Trainerpersönlichkeit, unter der ich mich weiterentwickeln kann. Das ist bei dem Wechsel das Zubrot", sagte er.

Hinter sich lassen wird Mertesacker die Bremer und den SV Werder, der sich ebenfalls in einem personellen Umbruch befindet. "Vorbereitet darauf habe ich mich noch nicht", sagt er zu seiner kurzen Rückkehr nach Bremen, die am Mittwoch nach dem Länderspiel gegen Polen in Danzig stattfinden wird. "Eigentlich war es geplant, dass ich als Kapitän weitermache in Bremen. Der Abschied fällt schon schwer. Ich werde zum Ausdruck bringen, dass ich sehr dankbar bin für die vergangenen fünf Jahre und dafür, dass mir der Wechsel ermöglicht wurde. Ohne Emotionalität wird es nicht ausgehen."

Bundestrainer Löw befürwortet Mertesackers Wechsel zu Arsenal London

Zweifel aber wird Mertesacker nicht haben, den richtigen Schritt getan zu haben. Der Bundestrainer jedenfalls beglückwünschte seinen Innenverteidiger dafür. "Es ist ein sehr guter Schritt. Wenn ein Klub wie der FC Arsenal anfragt, muss man das machen. Dort wird schneller und technisch hochwertiger Fußball gespielt. Er kann sich als Person und Spieler weiterentwickeln", sagte Löw.

Im Moment geht die Weiterentwicklung für Mertesacker im Eiltempo mit dem kurzfristigen Engagement auf der Insel. Das alles kann den Nationalverteidiger aber nicht aus der Ruhe bringen: "Es waren viele Eindrücke, der Medizincheck, die Autofahrt, ich hatte einen Chauffeur, die langen Fahrzeiten. Dann will ich mich auch mit der Sprache vertraut machen. Aber ich habe ja eine Grundlage durch eine gute Schulbildung."

Die Nationalmannschaft trat für ihn, völlig ungewohnt, zugunsten Arsenals etwas zurück. Dass er nach einem halben Jahr Pause gleich wieder als Abwehrchef gebraucht wird, ließ Löw offen. Der Bundestrainer hat registriert, dass "Merte" fast komplett mit der Erfüllung seines großen Traums beschäftigt war. (dapd)