Augsburg/Mönchengladbach. . Mitfavorit Brasilien ist mit einem mühevollen und glücklichen 1:0-Erfolg über Australien in die Frauenfußball-Weltmeisterschaft gestartet. Rosana erzielte das „goldene Tor“ in der 54. Minute.

Samba-Klänge und ein Hauch von Karneval in Mönchengladbach: Angeführt von der fünfmaligen Weltfußballerin Marta hat sich Mitfavorit Brasilien bei der Frauenfußball-WM einen mühevollen Auftaktsieg erkämpft. Am Mittwochabend gewannen die Olympiazweiten vom Zuckerhut in Gruppe D knapp mit 1:0 (0:0) gegen Australien. Rosana (54.) erzielte das „goldene Tor“ für die Canarinhas.

Für das Team von Brasiliens Trainer Kleiton Lima war es der 13. Sieg im Rahmen der sechsten Endrundenteilnahme. Dagegen konnten Australiens Kickerinnen ihrem Coach Tom Sermanni - der Schotte wird am Freitag 57 Jahre alt - kein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk bereiten, die Matildas müssen weiter auf ihren zweiten Sieg bei einer WM-Finalrunde warten.

Schon bei ihrer Ankunft im Borussia-Park sorgten die Brasilianerinnen für mächtig Stimmung: Mit einer kleinen Timba-Trommel, lautem Gesang und einem gemeinschaftlichen Tänzchen stimmte sich die brasilianische Spaßgemeinschaft auf das Spiel gegen das Team aus Down Under ein. Vor 27.258 Zuschauern entwickelte sich im Aufeinandertreffen der Kontinental-Meister von Südamerika und Asien, die als letzte der 16 teilnehmenden Mannschaften ins WM-Turnier starteten, von Beginn an eine ansehnliche Partie, in der beide Teams den Weg nach vorne suchten.

Australien kombinierte gefällig von hinten heraus und hatte in der siebten Spielminute durch Collette McCallum die erste Torgelegenheit, ihr Freistoß aus aussichtsreicher Position verfehlte jedoch sein Ziel. Nur wenig später kam auch Brasilien, das in ungewohnten blauen Hemden und weißen Hosen spielte, zu seiner ersten Chance. Nach einer Flanke von links köpfte Rosana aus Rücklage über das Tor (9.), für die Zuschauer Grund genug, die erste La-Ola-Welle durch das Stadion zu jagen.

Das australische Team wirbelte und brachte dabei die gegnerische Defensive häufig in arge Verlegenheit. Mit einem Linksschuss aus spitzem Winkel zwang die 20-jährige Kyah Simon Brasiliens Torfrau zur ersten Flugeinlage (23.). Auf der Gegenseite tat sich der Favorit im Spielaufbau schwer und wurde nur gefährlich, wenn Superstar Marta am Ball war. Die größte Chance der ersten Halbzeit vergaben Stürmerin Cristiane und Rosana (26.). Nach einem tollen Pass von Marta traf die Torschützenkönigin der vergangenen beiden olympischen Fußballturniere zunächst den Ball nicht richtig, den anschließenden Abpraller setzte Rosana aus fünf Metern drüber.

Nach dem Seitenwechsel köpfte zunächst Marta am Tor vorbei (47.). Brasilien kämpfte, wirkte entschlossener und ging verdient in Führung. Cristiane hatte sich vor dem Strafraum energisch durchgesetzt und per Kopf mustergültig für Rosana aufgelegt, die nicht lange fackelte und mit einem strammen Linksschuss traf (54.). Australien gab sich nicht auf und spielte weiter mutig nach vorne, ohne dabei letztlich erfolgreich zu sein. Die letzten guten Chancen der Außenseiter vergaben Tameka Butt (82.) und Lisa De Vanna (87.).

Beim Weltranglistendritten aus Brasilien, der in seinem zweiten Gruppenspiel am Sonntag (18.15 Uhr) auf Norwegen trifft, konnte neben Marta insbesondere Angreiferin Cristiane überzeugen. Auf Seiten des australischen Teams verdienten sich Abwehrchefin Servet Unzular und Tameka Butt die Bestnoten. Nächster Gegner Australiens ist die Mannschaft von Äquatorial-Guinea (Sonntag, 14.00 Uhr).

Duselsieg für Norwegen

Geheimfavorit Norwegen ist mit einem Dusel-Sieg in die WM gestartet. Gegen Vize-Afrikameister Äquatorial-Guinea erzielte die erst 19 Jahre alte Emilie Haavi sechs Minuten vor dem Abpfiff den goldenen Treffer zum 1:0 (0:0)-Erfolg.

Zuvor hatte Genoveva Anonma, Neuzugang von Turbine Potsdam, den Weltmeister von 1995 an den Rand einer Niederlage gebracht. Die Angreiferin ließ sich von der Geschlechterdiskussion nicht beirren und avancierte zur besten Spielerin im Augsburger WM-Stadion.

Schon vor dem Anpfiff hatten die WM-Debütanten für gute Stimmung unter den 12.928 Zuschauern gesorgt. Ausgelassen hüpften und tanzten sie im Kreis und sangen sich dabei warm.

Die Norwegerinnen ließen sich davon nicht beeindrucken. Bereits in der zweiten Spielminute traf Emilie Haavi den Innenpfosten. Den Abpraller säbelte Toptorjägerin Isabell Herlovsen, Tochter des ehemaligen Bundesliga-Profis Kai Erik Herlovsen, weit über das Tor. Während Norwegen auf sein Passspiel vertraute, waren die Angriffe des Vize-Afrikameisters fast ausschließlich auf Anonma zugeschnitten.

Die 22-Jährige agierte als Mittelfeldmotor und Torjägerin zugleich. Fünf Torschüsse in den ersten 14 Minuten - allesamt aus entlegenen Entfernungen. Die ein oder andere Mitspielerin quittierte soviel Eigensinn mit abfälligen Handbewegungen, das Publikum jedoch war verzückt.

Anonma war mit ihren grell-grünen Rastasträhnen und den in der gleichen Farbe gehaltenen Schuhen der absolute Mittelpunkt in der ersten Halbzeit und erntete reihenweise Szenenapplaus für ihr leichtfüßiges Spiel. In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs versagten ihr jedoch die Nerven: Nach einem Sprint über das halbe Spielfeld scheiterte sie mit einem Schuss aus kurzer Distanz an der Torhüterin Ingrid Hjelmseth. Die besten Torchancen für die Norwegerinnen vergaben Herlovsen (9.) und Elise Thorsnes (44.).

Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit großen Einschussmöglichkeiten auf beiden Seiten. Thorsnes (48.) und Herlovsen (50.) verpassten den Führungstreffer für Norwegen nur knapp. Auf der Gegenseite scheiterte Anonma gleich viermal freistehend vor dem norwegischen Tor (53./70./71./75.).

Erst ein Torwartfehler sorgte für die Entscheidung. Torfrau Miriam verschätze sich bei einer Hereingabe, Haavi nutzte den Freiraum zum umjubelten Sieg (84.).

Beste Spielerin bei Norwegen waren Thorsnes und Herlovsen. Auf Seiten Äquatorial-Guineas überstrahlte Anonma ihre Mitspielerinnen deutlich.

Norwegen trifft am Sonntag im Topspiel der Gruppe D in Wolfsburg auf Vize-Weltmeister Brasilien (18.15 Uhr). Äquatorial-Guinea spielt zuvor in Bochum gegen Australien (14.00 Uhr). (sid)