Frankfurt/Main. Erst nach dem Länderspiel-Triple wird die Entscheidung in der K-Frage verkündet. Stimmt Ballack keinem Abschied in Ehren zu, kann das die Nationalelf belasten. Ein möglicher Abschied wäre das Freundschaftsspiel gegen Brasilien am 10. August.

Eine Viertelstunde lang musste Joachim Löw bei seinem ersten Auftritt vor dem Länderspiel-Triple im Hauptquartier des Deutschen Fußballbundes in Frankfurt nicht über Michael Ballack sprechen. Eine Viertelstunde lang. Das ist viel. In diesen Tagen. Nach einer Viertelstunde aber wurde sie dem Bundestrainer dann doch gestellt, die Ballack-Frage. Für das zentrale Mittelfeld fehlen die verletzten Bastian Schweinsteiger und Sven Bender und Sami Khedira ist angeschlagen angereist, dennoch steht Ballack nicht im Kader: Ist er endgültig ausgebootet, der Kapitän?

"Zu einem gewissen Zeitpunkt" will sich Löw äußern

Löw berichtete von „mehreren Gesprächen“, die er mit Ballack geführt habe. Und er berichtete davon, dass es nach dem Benefizspiel am Sonntag in Sinsheim gegen Uruguay und nach den EM-Qualifikationspartien gegen Österreich in Wien am 3. Juni und gegen Aserbaidschan in Baku am 7. Juni ein weiteres, ein abschließendes Gespräch geben werde. „Zu einem gewissen Zeitpunkt“ nach dem Triple werde er, der Bundestrainer, sich dann äußern, nach letzter Feinabstimmung mit dem 98-maligen Nationalspieler.

Weil Ballack fit ist und Löw selbst bei ihm am Ende der Saison eine aufsteigende Formkurve ausgemacht hat, dürfte das bedeuten: Es geht nur noch darum, in welches Papier das Abschiedsgeschenk gepackt wird. In ein schönes: Indem der Capitano zustimmt, noch einmal beim Freundschaftsspiel gegen Brasilien am 10. August in Stuttgart anzutreten. Oder in ein hässliches: Wenn der 34-Jährige das Bonbon ablehnen sollte und Löw öffentlich erklären müsste: Ich will Ballack nicht mehr.

Ist der Alte vielleicht doch noch besser?

Natürlich ist der Kapitän, mit den Rädchen vertraut, die in diesem Fall in Gang gesetzt würden. Jeder Schritt von Khedira und Schweinsteiger, den Stamm-Sechsern, würde kritischer überprüft werden als je zuvor. Jeder Schritt von Alternativkräften wie Toni Kroos, Christian Träsch oder Simon Rolfes würde mit den Balle-Schritten verglichen und bewertet werden: Ist der Alte vielleicht doch noch besser?

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Mit diesen Rädchen ist auch der Bundestrainer vertraut. Er scheint sich aber nicht „bis zum Ende jede Option offenhalten“ zu wollen, wie es Oliver Bierhoff, der Teammanager, „grundsätzlich“ richtig findet für Trainer. Er hat sein Gerüst. Und er hat die jungen Spieler, die er auf längere Sicht in dieses Gerüst einfügen möchte, die „noch den Beweis erbringen müssen“, „internationale Klasse, internationale Spitze“ zu repräsentieren. In das Spiel gegen Uruguay wird er wegen des freundschaftlichen Charakters etwas experimentierfreudig gehen. In Abwesenheit des angeschlagenen Per Mertesacker wird wohl Mats Hummels in der Innenverteidigung auflaufen. Kroos und Träsch könnten die Defensive davor besetzen. Marcel Schmelzer dürfte als Linker antreten. Noch. Denn Löw will sich den Bayern „anpassen“, sollten sie Philipp Lahm auf die rechte Seite versetzen. Pech für den Dortmunder.