München/Freiburg. . Auf der Zielgeraden hat Bayer Leverkusen keine Nerven gezeigt und sich als „Vizekusen“ die direkte Qualifikation für die Champions League souverän gesichert. Bayern München muss dagegen „nachsitzen“.

Auf der Zielgeraden hat Bayer Leverkusen keine Nerven gezeigt und sich als „Vizekusen“ die direkte Qualifikation für die Champions League souverän gesichert: Das Team von Trainer Jupp Heynckes verteidigte durch das 1:0 (1:0) beim SC Freiburg den zweiten Tabellenplatz erfolgreich und ließ Verfolger Bayern München im Fernduell keine Chance. Für die Rheinländer ist es die fünfte Vize-Meisterschaft nach 1997, 1999, 2000 und 2002.

Ein Eigentor von Cedrick Makiadi (45.) besiegelte den elften Auswärtssieg der Bayer-Elf, die durch ihren direkten Einzug in die Königsklasse ein Startgeld von 7,2 Millionen Euro sicher hat. Vom Gewinner zum Verlierer wurde dabei Heynckes, der von Leverkusen nach München wechselt. Konträr dazu profitierte Freiburgs Coach Robin Dutt von der Niederlage seiner Mannschaft: Der 46-Jährige sitzt in der nächsten Saison bei Bayer auf der Bank.

Nach einem zerfahrenen Beginn fand Leverkusen schneller in die ingesamt niveauarme Partie. Vor allen Dingen Eren Derdiyok, der den Vorzug gegenüber Stefan Kießling bekam, sorgte als einzige Spitze der Gäste für Gefahr. Zunächst verfehlte der Schweizer mit einem Schuss aus zehn Metern (2.) das Tor. Neun Minuten später scheiterte Derdiyok an Freiburgs Keeper Oliver Baumann. Der Schlussmann bewahrte seine Mannschaft wenig später erneut vor dem Rückstand, als er einen Kopfball von Hanno Balitsch glänzend parierte (21.).

Heynckes hatte sein Team gegenüber dem 1:1 gegen den Hamburger SV vor einer Woche gleich auf fünf Positionen verändert. Unter anderem rückte der offensiv ausgerichtete Michael Ballack in die erste Elf, konnte aber hinter den Spitzen nur wenige Akzente setzen. Dafür musste unter anderem Mittelfeldspieler Simon Rolfes auf die Bank, der am Donnerstag von Bundestrainer Joachim Löw erstmals nach über eineinhalb Jahren wieder für die Nationalmannschaft nominiert worden war.

Nach drei Niederlagen in den vorherigen vier Spielen blieben die Freiburger, die auf den nach Leverkusen wechselnden Innenverteidiger Ömer Toprak (Sperre) verzichten mussten, in der ersten Halbzeit meist harmlos. Einzig Makiadi prüfte Gästetorhüter René Adler (37.). Mittelfeldspieler Makiadi war es dann kurz vor dem Wechsel auch, der einen Schuss von Balitsch nach einer Ecke unglücklich ins eigene Tor lenkte.

Nach der Pause besserte sich das Niveau vor 24.000 Zuschauern nicht wesentlich. Die Gäste zeigten einige schöne Ballstafetten, die aber meistens wirkungslos verpufften. Den Breisgauer indes fehlte weiter der direkte Zug zum Tor.

Bayern muss durch die Hintertür in die CL

Der FC Bayern München muss im Kampf um die Champions League „nachsitzen“. Der deutsche Rekordmeister gewann am letzten Spieltag 2:1 (1:1) gegen den VfB Stuttgart - weil aber gleichzeitig Bayer Leverkusen nicht beim SC Freiburg verlor, beenden die Münchner die Saison auf Rang drei. Sie erreichten damit wenigstens ihr zwischenzeitlich ausgerufenes Minimalziel. Unter dem bisherigen Bayer- und künftigen Bayern-Trainer Jupp Heynckes müssen sie sich aber nun im August in zwei Qualifikationsspielen erst noch durch die Hintertür den Eintritt in die Königsklasse verschaffen.

Im Fernduell mit Leverkusen gerieten die Münchner nach einer schwungvollen Anfangsphase und einer kläglich vergebenen Großchance von Miroslav Klose durch den zweiten Saisontreffer von Shinji Okazaki früh in Rückstand (24.). Mario Gomez glich vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena mit seinem 28. Saisontreffer aus (37.) - er ist damit zum ersten Mal Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga. Der gute Bastian Schweinsteiger erzielte in einer eher langweiligen zweiten Halbzeit nach einer Flanke des eingewechselten Toni Kroos per Kopf den Siegtreffer (71.).

Die Situation für den FC Bayern erinnerte an den 34. Spieltag vor zwei Jahren: Auch damals kämpfte der Rekordmeister noch um Rang zwei, auch damals ging es gegen den VfB Stuttgart - allerdings waren die Schwaben im „Endspiel“ um die Qualifikation zur Champions League auch der direkte Konkurrent. Der FC Bayern hatte sein Schicksal diesmal also nicht mehr selbst in der Hand.

Um noch eine Chance auf Rang zwei zu haben, musste der FC Bayern unabhängig vom Resultat der Leverkusener in Freiburg unbedingt gewinnen - und der notwendige Siegeswille war zunächst deutlich erkennbar. Die starken Arjen Robben (7.) und Klose (8., 10. und eben 12.) besaßen ausreichend Gelegenheiten zur Führung, von hinten kurbelte Schweinsteiger das Münchner Spiel an.

Der sehr engagierte Klose, als Ersatz für den gesperrten Franck Ribery auf der „Zehner“-Position aufgeboten, hätte die Münchner in der 12. Minute allerdings in Führung bringen müssen: Nach brillanter Vorarbeit von Robben lenkte er dessen Querpass unbedrängt aus nicht einmal zwei Metern über die Latte des leeren Stuttgarter Tores. Die Szene war eine Kopie der vergebenen „Hundertprozentigen“ von Gomez bei der EM-Endrunde 2008 im Gruppenspiel gegen Österreich.

Nach einer Viertelstunde ließ der anfängliche Elan der Münchner zunächst nach, prompt wurden sie für ihre Nachlässigkeiten bei der Chancenverwertung bestraft. Der unbelastet aufspielende VfB, bei Kontern ohnehin sehr gefährlich, ging durch Okazaki in Führung - er grätschte in eine Hereingabe von Martin Harnik von der rechten Seite (24.). Der Schwung der Münchner war danach weg, ihr Spiel nach vorne wurde statischer. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel fiel daher der Ausgleich. Gomez profitierte dabei von der erneut fantastischen Vorarbeit von Robben (37.).

Nachdem die Münchner in der Pause wohl von der Führung der Leverkusener in Freiburg erfahren hatten, verflachte das Spiel zusehends. Der FC Bayern mühte sich, die letzte Entschlossenheit aber fehlte. Auch die Stuttgarter, die sich am vergangenen Spieltag vorzeitig den Klassenverbleib gesichert hatten, ließen es eher gemächlich angehen und konzentrierten sich auf die Verteidgigung des eigenen Tores - was ihnen bei Schweinsteigers Treffer allerdings gründlich misslang. Außerdem hatten die Gäste bei einem Lattentreffer von Gomez (80.) Glück. (sid)